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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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von der Kante, bis er wirklich nur noch an den
Riemen hing. Unter ihm, unter Taince und immer noch unerreichbar
bewegte sich Ilen ein letztes Mal, bekam das Übergewicht und
stürzte in die Dunkelheit hinab.
    Taince wollte nach ihr greifen. Fassin spürte, wie ein Ruck
durch seinen Knöchel ging. Keuchend und zischend streckte sie
sich, um das Mädchen zu fassen, aber vergeblich. Ilen
entschwebte langsam in die Schatten, ihr Haar und ihre Kleider
flackerten wie helles kaltes Feuer.
    Sie war wohl immer noch nicht richtig bei Bewusstsein, denn sie
schrie nicht. Die beiden hörten nur, wie ihr Körper endlose
Sekunden später tief unten auf den Kühlrippen aufschlug.
Vielleicht spürten sie auch den Schlag, der durch das Schiff
ging.
    Fassin hatte die Augen geschlossen. Sal hat Recht. Das kann
nicht wirklich passieren. Er versuchte, den Rand des Loches
wieder mit den Händen zu fassen, um die Last von den Riemen zu
nehmen.
    Taince hing eine Weile reglos unter ihm. »Ich hab’ sie
verloren«, sagte sie leise, und es klang so verzweifelt, dass
Fassin plötzlich Angst bekam, sie könnte loslassen und sich
hinter Ilen in die Tiefe stürzen. Doch dann sagte sie nur:
»Ich komme jetzt rauf. Halt dich fest.«
    Sie kletterte an ihm nach oben und half ihm aus dem Loch. Ilens
Körper war nicht zu sehen. Minutenlang saßen sie schwer
atmend nebeneinander, mit dem Rücken an einen der Stalagmiten
gelehnt, fast so wie vorher im Flieger. Taince knüpfte ihre
Kombination auf und zog sie wieder an. Dann nahm sie die Pistole aus
der Tasche und stand auf.
    Fassin sah die Waffe an. »Was hast du vor?«, fragte
er.
    Sie schaute auf ihn hinab. »Keine Sorge, ich werde den
Dreckskerl nicht erschießen.« Ihre Stimme klang jetzt
ruhig. Sie stieß mit der Spitze ihres Stiefels an seinen
Fuß. »Wir sollten zurückgehen.«
    Er stand auf. Seine Knie zitterten ein wenig, und sie packte
seinen Arm und hielt ihn fest. »Wir haben unser Bestes gegeben,
Fass«, sagte sie. »Alle beide. Um Ilen können wir
später trauern. Jetzt müssen wir zum Flieger zurück.
Wir müssen Sal finden, müssen sehen, ob wir Funkkontakt
bekommen, und dann müssen wir schleunigst von hier weg und
Anzeige erstatten.«
    Sie wandten sich von dem Loch ab.
    »Warum steckst du die Pistole nicht wieder ein?«, fragte
Fassin.
    »Wegen Sal«, sagte Taince. »Er ist noch nie so
gedemütigt worden. So viel ich weiß, hat er noch nie
völlig versagt. Trauer und Schuldgefühle, das ginge jedem
an die Nieren.« Sie atmete mehrmals rasch ein und hielt dann die
Luft an. Wohl eine Atemübung zur Beruhigung. »Es
könnte sein, dass er glaubt… wenn niemand je erfährt,
was hier passiert ist…« Sie zuckte die Achseln. »Er
hat eine Waffe. Ich kann nicht ausschließen, dass er uns
angreift.«
    Fassin sah sie ungläubig an. »Meinst du?
Ernsthaft?«
    Taince nickte. »Ich kenne ihn«, sagte sie. »Und
wundere dich nicht, wenn der Flieger nicht mehr da ist.«
    Der Flieger war nicht mehr da.
    Sie gingen zu dem Riss im Rumpf. Der Flieger stand draußen
im trüben Licht der falschen Dämmerung. Ein breiter
Streifen von Nasqueron wurde bereits von der Sonne beschienen. Sal
saß vor der Maschine und schaute über die kalte
Wüste. Bevor sie zu ihm gingen, schaltete Taince ihr
Funkgerät noch einmal ein und stellte fest, dass sie wieder
Empfang hatte. Sie rief die nächste Navarchie-Einheit und setzte
einen kurzen Bericht ab. Dann stapften sie durch den Sand zum
Flieger. Die Kopfhörer waren immer noch tot.
    Als sie näher kamen, drehte sich Saluus um. »Ist sie
abgestürzt?«, fragte er.
    »Wir hätten sie fast erwischt«, sagte Taince.
»Es war ganz knapp.« Sie hatte die Pistole immer noch im
Anschlag. Sal hielt sich eine Hand vor die Augen. Mit der anderen
umklammerte er ein dünnes, verbogenes und halb geschmolzenes
Metallstück. Als er die Hand wieder von den Augen nahm, drehte
er dieses Metall mit beiden Händen unaufhörlich hin und
her. Seine Waffe lag neben seiner Jacke auf dem Rücksitz.
»Ich habe den Stützpunkt erreicht«, sagte Taince.
»Der Alarm ist aufgehoben. Wir sollen bleiben, wo wir sind. Ein
Schiff ist unterwegs.« Sie stieg in die Maschine und setzte sich
auf den Platz hinter dem Piloten.
    »Wir hätten sie niemals retten können, Tain«,
behauptete Sal. »Fass«, wiederholte er, als der junge Mann
vorne einstieg und sich neben ihn setzte. »Wir hätten sie
wirklich nicht retten können. Wir wären nur selbst dabei
draufgegangen.«
    »Hast du das Seil gefunden?«, fragte

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