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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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intergalaktisches
Nichts. Der Weltraum war nahezu leer bis auf ein paar uralte,
ausgebrannte Sonnen ohne Planeten oder mit Systemen ohne Leben,
etliche Staub- und Gaswolken, braune Zwerge, Neutronensterne und
anderen Weltraumschutt. Einiges davon, oder auch der Raum dazwischen,
wäre theoretisch als Lebensraum für ›langsame‹
Exoten, Cincturier oder Enigmatiker geeignet gewesen, aber dort
lebten offensichtlich keinerlei Spezies, die das Schicksal oder die
Sorgen der Bewohner von Ulubis auch nur verstanden, geschweige denn
Anteil daran genommen hätten. Es gab keine Verbündeten,
niemanden, der Hilfe oder Beistand hätte leisten können,
und schon gar keine Portalverbindungen.
    Weiter draußen am galaktischen Arm war Zenerre fast parallel
zum ausgefransten galaktischen Rand auf dem Weg in die dichter
werdenden Massen aus Gas, Nebeln und Sternen. Weiter nach innen,
zwischen Ulubis und dem galaktischen Zentrum, breitete sich der
Separat-Cluster Epiphanie Fünf aus, der aus einer Unmenge von
einzelnen Separaten bestand, Millionen von Sternen, über
Kubiklichtjahrhunderte verteilt. Dort wurden immer noch Welten
vermutet, die bis vor siebentausend Jahren Teil der zivilisierten,
durch ein Netz von Wurmlöchern verbundenen galaktischen
Gemeinschaft gewesen waren, bevor der Arterie-Zusammenbruch den Krieg
der Neuen ›Schnellen‹ einleitete und alles in ein heilloses
Chaos stürzte.
     
    Zwei Jahrhunderte, ein Jahrzehnt, vier Jahre und zwanzig Tage nach
dem Angriff auf das Portal, also genau zum errechneten Zeitpunkt,
traf das erste Signal von Zenerre ein, gleichsam die Wellenfront, der
ein ständiger Strom von Informationen aus dem Rest der
vernetzten Galaxis folgen sollte. Dort, so teilte man Ulubis mit,
gehe das Leben weiter wie bisher. Beim Anschlag auf sein Portal habe
es sich um eine Einzelaktion gehandelt, im Grunde sei mit der
Merkatoria alles in Ordnung. Anschläge und Übergriffe von
verschiedenen Beyonder-Gruppen fänden überall in der
zivilisierten Galaxis auch weiterhin statt, ebenso wie Operationen
gegen die Rebellen, aber alles halte sich auf dem Niveau, auf dem
sich die Beyonder-Kriege seit Jahrtausenden bewegten. Im Grunde nicht
mehr als eine Dauerbelästigung, aus taktischer Sicht
störend und leider auch kostspielig, aber strategisch
bedeutungslos, ein allgegenwärtiges Hintergrundrauschen von
Mikrogewalttätigkeiten, das die Menschen inzwischen als
›das Brummen‹ bezeichneten.
    Im Ulubis-System löste die Nachricht Erleichterung und
Verwirrung aus, und man hatte das unbestimmte Gefühl, Opfer
einer Schikane geworden zu sein. Weniger als ein Jahr nach der
Katastrophe trat das Technikschiff Esttaun Zhiffir die Reise
von Zenerre nach Ulubis an. Die Reisedauer wurde anfänglich auf
307 Jahre angesetzt und später, als das T-Schiff seine
Geschwindigkeit steigerte und sich der Lichtgeschwindigkeit weiter
annäherte, stufenweise reduziert, bis sich die Schätzung
auf 269 Jahre einpendelte. Die Techniker an Bord regulierten die
Systeme so, dass das mitgeführte Portal vor den Auswirkungen
seiner eigenen und der relativistischen Schiffsmasse geschützt
war. Die Bewohner des Ulubis-Systems wurden ruhiger, auch die letzten
Reste des Kriegsrechts verschwanden aus dem Blickfeld der
Öffentlichkeit. Die vielen nach der Portalzerstörung
Geborenen malten sich aus, wie es sein könnte, eine Verbindung
zur übrigen Galaxis zu haben, jener halb mythischen
Metazivilisation, von der sie so viel gehört hatten.
    Der Augenblick der Drehung war gekommen. Fassin spürte
undeutlich, wie der Druck auf Brust, Muskulatur und Gliedmaßen
im Lauf von wenigen Sekunden wich. Sein Körper reagierte auf die
Veränderung, indem er sich schlagartig aufblähte. Das Blut
rauschte ihm in den Ohren. Er hielt die Augen geschlossen. Gleich
darauf spürte er eine sanfte Kraft, einen gelinden Druck
irgendwo unterhalb seines Kopfs, dann war er wieder schwerelos, und
Augenblicke später folgte ein Ziehen irgendwo unterhalb seiner
Füße. Das Gewicht kehrte zurück, der Druck baute sich
rasch wieder auf, bis das Rauschen in seinem Kopf nachließ und
er wieder nur das ferne Grollen des Schiffs hörte.
     
    Der Archimandrit Lusiferus stand vor den Trümmern der Stadt.
Er bückte sich, wühlte mit behandschuhten Fingern im
weichen Boden, scharrte eine Hand voll Erde zusammen und hielt sie
sich vor die Augen. Er starrte die Krumen eine Weile an, führte
sie an die Nase und beroch sie, endlich ließ er sie fallen,
klopfte sich die Handschuhe ab und

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