Kupferglanz
er glauben können, Meritta hätte seinetwegen Selbstmord begangen? Johnny hatte die Frage mit der Bemerkung abgetan, er wäre an dem Abend eben völlig durcheinander gewesen.
Nachdem er Merittas Leiche gefunden hatte, war er auf der Treppe zum Bergwerkshügel gestolpert, daher die mysteriösen blauen Hecken an seinem Körper. Vor ein paar Wochen hatten wir das Gespräch geführt, das ich ihm versprochen hatte, wenn der Mord an Meritta nur erst aufgeklärt wäre. Viel zu bereden gab es allerdings nicht. Was vergangen war, ließ sich nicht mehr ändern, eine gemeinsame Zukunft konnte es für uns nicht geben. Trotzdem war ich froh, dass nur Kater Mikko sah, wie ich nach unserer Aussprache die ganze Nacht lang weinte. Aber jetzt war ich sicher, dass ich nicht mehr von Johnny träumen würde. Jedenfalls nicht sehr oft.
Ich trank in langsamen Schlucken aus meiner Weinflasche und betrachtete die schlafende Stadt zu meinen Füßen, die ich in der Schulzeit hassen gelernt und später vergeblich zu vergessen versucht hatte.
Es würde mir immer anhängen, dass ich von hier stammte, mit Kupfer im Herzen geboren war.
Wie um mich aufzuziehen, zupfte Johnny die vertrauten Akkorde. D-Moll, C-Dur, d-Moll. Aus reiner Bosheit bewies ich ihm, dass ich immer noch «Scarborough Fair» mit ihm singen konnte, aber dabei sah ich nicht ihn an, sondern schaute den Bergwerkshügel hinab.
Eine vertraute Gestalt stieg die Treppe hoch, lang aufgeschossen, mager und dunkelhaarig. Ich war nicht hundertprozentig überrascht, denn aus dem geheimnisvollen Flüstern, das in den letzten Tagen zwischen meinen Familienan-gehörigen und Koivu hin und her gegangen war, hatte ich geschlossen, dass irgendetwas im Gang war. Dennoch kribbelte es in meinem Innern.
Ich wusste, dass ein Happy End fünf Minuten dauert, bestenfalls ein oder zwei Tage. Dann waren wieder neue Wege zu gehen, mit neuen Anfechtungen und Problemen. Aber so kurz es auch sein mochte, ich war zum Happy End bereit, als ich aufstand und Antti entgegenlief.
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