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Kurs Sol-System

Kurs Sol-System

Titel: Kurs Sol-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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    Prolog
     
    Jemand berührte sie am Hals. Sie riß die Augen auf und fuhr hoch. Der Mann am Bettrand wich einen Schritt zurück. Er trug eine blütenweiße Bordkombi – einer ihrer beiden Mediziner. »Bitte ruhen Sie noch ein paar Stunden, meine Generalin.« Er hielt einen Venendrucksensor zwischen den Fingern seiner Rechten. »Ihr Kreislauf braucht Schonung …«
    Sie faßte an ihre rechte Halsseite und zuckte sofort zurück – eine Schwellung, Schmerzen. Sofort waren die Bilder gegenwärtig: Der Roboter im Schutzanzug, wie er sie aus dem Liftschacht riß; sie selbst, wie sie auf dem Boden aufprallte; Bergen, wie er über ihr stand und mit seinem Strahler auf sie zielte; und wieder der Roboter, wie er Bergen die Waffe aus der Hand schlug und nach ihrem Hals trat.
    Sie sah sich um. Ihr Bett stand in der kleinen Klinikabteilung des Laborbereichs. Hinter irgendwelchen Schotts heulte ein akustischer Alarm.
    »Reflektorischer Kreislaufzusammenbruch nach massivem Vagusreiz«, sagte der Arzt. Silverstone stand in schwarzer Schrift auf einem blauen Namensschild über seiner Brusttasche. Ein Suboberst. »Wir haben Ihnen ein Depotdopamin gespritzt, aber Sie brauchen noch viel …«
    »Haben wir sie gekriegt?« fuhr sie ihm ins Wort. Nur einen Atemzug lang drohten Wehmut, Sehnsucht und Trauer sie zu überschwemmen. Sofort bekam sie sich in den Griff; als würde ein Gewässer in einem einzigen Augenblick gefrieren, so durchdrang etwas Kaltes ihr Hirn, und ihr Verstand übernahm wieder das Regiment. »Ich habe Sie etwas gefragt, Silverstone!« Ein paar Schritte abseits standen sein Assistent und ein Sanitäter.
    Der Angesprochene neigte den Kopf ein wenig auf die Schultern, zog die grauen Brauen hoch und setzte einen bedauernden Blick auf. »Ich habe keine exakten Informationen aus der Zentrale, aber …«
    »Verdammt, Silverstone! Ob wir sie gekriegt haben, will ich wissen! Ja oder nein?«
    Der Sanitäter machte sich an einem Behandlungstisch zu schaffen, der Assistenzarzt senkte den Kopf. »… leider nein, glaube ich, meine Generalin«, sagte Dr. Silverstone.
    Anna-Luna Ferròn zog die Decke von ihren Beinen, schwang sich aus dem Bett und schob den Arzt zur Seite. Ihre Knie wurden weich, doch sie schaffte es quer durch den kleinen Raum bis zum Schottrahmen. Dort mußte sie sich einen Augenblick festhalten. Sie atmete ein paarmal tief durch. Der Schwindel legte sich, die schwarze Wolke vor ihren Augen zog weiter.
    »Sie sollten das Labor auf keinen Fall ohne Waffe verlassen, meine Generalin«, sagte der Sanitäter, ein Unteroffizier namens Koboromajew. Er war sehr groß, von wuchtigem Körperbau, und sein breites Gesicht und seine Glatze glänzten, als würde er sie dreimal am Tag einölen.
    »Warum nicht?«
    »Der dritte Mann hat nicht nur unser Bordhirn mit Piratendateien versaut, sondern auch die meisten INGA 12 und ein paar Kampfmaschinen.«
    Der dritte Mann war kein dritter Mann gewesen, sondern Bergens Roboter. Sollte sie die einzige sein, die das kapiert hatte? »Dann beschaffen Sie mir eine Waffe, Koboromajew! Und begleiten Sie mich!« Wortlos verschwand der Sanitäter im Geräteraum. Genauso wortlos kehrte er Sekunden später mit zwei LK-Gewehren zurück und öffnete die Luke zum Hauptgang.
    Draußen schwollen Sirenentöne auf und ab: Feueralarm, Temperaturalarm, Maschinenalarm.
    Tatsächlich war es ziemlich heiß im Schiff. Koboromajew, bewaffnet mit einem schweren Gravitongewehr, schritt ihr voran. Er sicherte Abzweigungen, Liftausstiege, offene Luken und Schotts. An den Wänden entlang tastete sie sich hinter ihm her. Hin und wieder lehnte sie sich an die Wand und verschnaufte für ein paar Augenblicke. Ihre Hände wollten kaum den Laserkaskadenstrahler halten.
    Sie kamen an einem toten Primhauptmann vorbei. Eine Ebene tiefer lagen ein zerstörter Kampfkegler und zwei deaktivierte INGA-12-Wartungsroboter vor einem Lifteinstieg.
    Aus dem Bordfunk tönten erregte Männerstimmen: Von Brandherden, Triebwerksschäden und Kämpfen an Bord war die Rede. Und pausenlos die Alarmsirenen.
    Nach neun Minuten erreichten sie die Zentrale. Schwerbewaffnete und Kampfmaschinen bewachten die Eingangsschotts. Sie traten ein.
    »Du bist wieder bei Bewußtsein, Anna-Luna?« Waller Roschen schwebte vor dem Kommandostand. Die blaue ISK-Kappe saß wie ein zu kleiner Deckel auf seinem helmartigen Haarschopf. »Welch ein Glück! Wir haben eine Menge Probleme!«
    »Wo sind wir?« Sie stürmte zum Navigationsstand, wo ihr Erster

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