Kurt Ostbahn - Peep- Show
Kobel!«
»Des waaß i selber a«, meint der Polifka für . »Aber glaubns, do schau i acht Stunden lang ununterbrochen eine? In mein Alter? Mit meine Augen? Do miaßt i jo a Volltrottel sein. › Ein gelegentlicher Blick reicht aus ‹ , hat der Chef gsagt, und an des halt i mi. Gibt eh nix zum Sehn, außer nackerte Weiber, und da gwehnans Ihna schnell dran. Außerdem: Abgsehn von der Rikki san die Madln, de wos wir in der Revue habn, jo gar ka Vergleich mit echte Ladys. Denkens doch nur an die Rita Hayworth in › Gilda ‹ , Herr Inspektor ...«
»Sag amoi, bist du völlig vertrottelt, du alter Bsuff?!« zischt Skocik plötzlich mit gefährlich leiser Stimme. Er beugt sich über den Tisch, packt den Polifka mit beiden Händen am Krawattl und haucht ihm aus nächster Nähe seinen Mundgeruch ins Gesicht. »Paß auf, i frag di jetzt zum letzten Mal: Hast du den Mord beobachten können oder ned? Und wenn dir ned stantepede a vernünftige Antwort einfallt, darfst ein paar Tag lang in an Einzelzimmer mit Gittertapeten drüber nachdenken.«
»I hab Ihnen doch scho gsagt, daß i überhaupt nix gsehn hab«, sagt der Polifka, dem schon bei der Aussicht, die kommende Nacht ohne seine Fluchtachterln verbringen zu müssen, ganz schlecht wird. »Um die Zeit is doch nie was los bei uns, da paßt ma ned so auf. Die meisten Herren kommen in der Mittagspause, und dann is bis viere oder fünfe recht ruhig.
Die Rikki war scho die längste Zeit auf der Drehscheibn. Des hat ihr eh ned paßt, daß so lang tanzen muaß, weil sies in letzter Zeit so mitn Kreuz ghabt hat, aber bitte. I hab jedenfalls grad no gsehen, wies ihr Hoserl auszogen hat — des mitn Schlitz, Modell im Schritt offen, freie Fahrt ins Glück, wissens eh ... und dann hab i a paar Minuten lang Wechselgeld zählt. Ghört hat ma jo a nix ... bis der ane Herr aus der Kabine kommen is und gspieben hat wia a Reiher.«
»Ist Ihnen zur Tatzeit irgendwas anders aufgfallen? Irgendwelche verdächtigen Personen?« Skocik hat wieder zu seiner professionell-coolen Form zurückgefunden, aber da hat er beim Polifka für, der wegen dem »alten Bsuff« zutiefst beleidigt ist, wenig Glück.
»Verdächtige Personen«, wiederholt der Verhörte höhnisch. »Des is guat. Da miaßt jo aner a Houdini sein, damit er die Rikki durch die Panzerglasscheibn hätt umbringen können. Und sonst gibts kan Weg für die Kundschaft in den Künstlerbereich, ned amoi bei de Solokabinen. Aber die waren eh alle frei ...«
»Wurscht!« tobt Skocik. »Wer war do?«
»Na hearns, Sie hams eh alle mitgnommen, die Personen, de wos do warn«, sagt der Polifka für . »I war jo höchstens a paar Sekunden außer Gefecht, und dann hab i alles abgriegelt, damit kaner mehr eine oder auße kann. Genau wie der Maigret immer ...«
»Wer is des? War der auch da?«
»Aber gehns, der is doch längst gstorbn ... Passens auf: Außer mir waren genau vier Herren anwesend: der mitn empfindlichen Magen, dann der ältere Herr, der neben der Anzeigetafel gstandn is und gwart hat, bis die Carmen drankummt, und natürlich der Herr Trainer und sei Freund, der Doktor Fesch.«
»Der heißt Dresch! Konzentrierens Ihnen!«
»Dresch, Fesch, is doch wuascht. Des Blede war nur, daß die zwa ihren Freund, den Herrn Ostbahn, ums Arschlecken verpaßt habn. A Minuten, bevor die kumman san, is er aussegrennt zu sein Taxi, weil er wegmiaßn hat. A Dienstreise.«
»Aha — der Ostbahn?!« freut sich Skocik. »I habs jo gwußt. Na, da wern seine Haberer jetzt aber an ziemlichen Erklärungsbedarf habn ...«
***
»Kann ma da eigentlich irgendwo telefonieren?« eröffnet der Trainer seine Befragung mit einem persönlichen Anliegen.
Skocik wollte auch ihn mit seiner milden Camel-Nummer überraschen, aber die Anfrage des Trainers bringt ihn aus dem Konzept.
»Nein«, sagt er und parkt Zigaretten und Feuerzeug wieder vor sich auf dem Schreibtisch. »Wir san ned in Amerika. Und wer nix zum Verbergen hat, braucht auch keinen Anwalt. Ich schätze, Sie sehn des ganz ähnlich wie ich, oder täusch ich mich da?«
Trainer und Doc haben sich vorhin auf dem Gang darüber geeinigt, dem widerlichen Ermittler möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten und auf Anfrage ziemlich nah an der Wahrheit zu bleiben.
»Ich wollt ned mein Anwalt anrufen, sondern eine ferne Bekannte«, sagt der Trainer, der ein einziges Mal in seinem Leben auf juristische Hilfe angewiesen war und seit dieser bitteren Erfahrung beschlossen hat, in Hinkunft darauf zu
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