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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Einmischung in das eigene Leben, wenn man auf einen solchen Schutz verzichtete.
    Das Gesicht der Artista war kühl und arrogant. Sie stand in ihrem fein bestickten, weißen Kleid vor mir und musterte mich abschätzig. Ich wusste, dass es nicht vernünftig war, sie zu reizen, aber dennoch erhob ich mich nicht von meinem Platz, als sie eintrat.
    Mit einer weit ausschweifenden Bewegung lud ich sie dazu ein, sich zu setzen, während Antonia sich still zurückzog und die Tür leise hinter uns schloss. Sie würde nicht weit sein, wenn ich sie brauchte. Antonia war ein gutes, treues Mädchen von scharfem Verstand und ich hoffte, dass sie Alesia nicht allzu sehr auffallen würde.
    »Willkommen in meinem bescheidenen Heim, Signorina della Francesca. Was führt Euch zu mir? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es meine Dienste sind, die Ihr begehrt.«
    Bei meinen Worten flammte Wut in ihren großen dunklen Augen auf, aber trotzdem ging sie auf das ihr angebotene Sofa zu und ließ sich ohne Hast darauf niedersinken. Derweil musterte ich sie interessiert. Sie war für ihr junges Alter überraschend gut darin, ihre Gefühle zu verbergen. Bereits nach wenigen Augenblicken verwandelte sich ihr Blick wieder in eine emotionslose Maske, die nur wenig von ihren Gedanken preisgab.
    »Ich habe Euch ein Angebot zu machen. Und ich denke, es wäre von Vorteil für Euch, wenn Ihr es Euch anhören würdet.«
    Diese Worte gefielen mir überhaupt nicht, denn als ich sie das letzte Mal gehört hatte, war ich danach beinahe den Gelüsten eines Schlägers zum Opfer gefallen. Die Erinnerung an den Mann, der sich Gespari genannt hatte, führte noch immer dazu, dass Übelkeit in mir aufsteigen wollte. Mühsam unterdrückte ich die unangenehme Empfindung.
    »Mir scheint, dass mir zu viele Menschen in den letzten Tagen Angebote unterbreiten wollen, Signorina. Aber ich glaube kaum, dass ihr Euch davon abhalten lassen werdet, ganz gleich, wie ich darüber denke.«
    Ich konnte Alesias Augen durch den grobmaschigen Schleier gut erkennen, da dieser eher darauf ausgerichtet war, das Gesicht seiner Trägerin zu betonen, als es zu bedecken, und was ich darin lesen konnte, erschreckte mich. Ihre Augen waren auf eine Art und Weise kalt, die selbst Andrea Luca in den Schatten stellte.
    »Ihr habt recht, ich werde mich nicht davon abhalten lassen und ich will vollkommen offen zu Euch sein. Ich werde es nicht dulden, dass Ihr mir Andrea Luca wegnehmt. Verschwindet aus seinem Leben!«
    Dieser Ausbruch zerstörte Alesias mühsam aufrechterhaltene Fassade und gab den Blick auf das Kind frei, das noch immer in dem jungen Mädchen steckte. Einem sehr gefährlichen jungen Mädchen allerdings. Es würde nur wenige Jahre dauern, bis Alesias Kräfte vollkommen erwachten und dann sollte man sich besser vor ihr in acht nehmen.
    Ich schüttelte den Kopf und spürte, wie sich meine Augenbrauen ablehnend zusammenzogen.
    »Ich bitte Euch, Alesia. Andrea Luca ist nicht mit Euch verheiratet. Er liebt Euch noch nicht einmal. Wollt ihr wirklich verlangen, dass er das letzte freie Jahr seines Lebens mit einem von Euch auferlegten Zwang verbringt?«
    Mir war bewusst, dass ich mit dem Feuer spielte, doch wenn es um Andrea Luca ging, schien meine Vernunft nicht zu gebrauchen zu sein. Der Gedanke daran, ihn verheiratet zu sehen, widerstrebte mir, obgleich ich mir keinen Reim darauf machen konnte, worin dieses Gefühl wurzelte. Sein Lebensweg würde sich niemals mit meinem überschneiden. Es war Unsinn, etwas anderes glauben zu wollen.
    Alesia schien mit meiner Antwort nicht zufrieden. Trotzdem schlich sich ein kaltes Lächeln auf ihre Züge und sie starrte mich für einen langen Moment wortlos an, bevor sie fortfuhr.
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr es Euch nicht in Ruhe überlegen wollt, Signorina
Cellini

    Der Schrecken musste mir ins Gesicht geschrieben stehen und ich fühlte, wie das Blut in meinen Ohren zu rauschen begann, als sie den Namen genüsslich über ihre Lippen brachte. Sie wirkte wie eine Raubkatze, die ihr Opfer soeben mit Haut und Haaren verspeist hatte und in der Tat fühlte ich mich, als sei genau das mit mir geschehen.
    Meine Gedanken überschlugen sich. Sie kannte meinen Namen! Es war ein Geheimnis, das jede Kurtisane hütete wie einen Schatz. Wir legten unsere ursprünglichen Namen und die Namen unserer Familien ab, sobald wir zum ersten Mal den Fuß in das Haus einer Lehrmeisterin setzten. Das Wissen um die wahre Identität einer Kurtisane gab ihren Feinden eine

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