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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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wertvolle Waffe in die Hand und machte sie unweigerlich verwundbar. Und wenn sie den Namen meiner Familie kannte, dann war es nur noch ein kleiner Schritt, bis sie auf ein weiteres Geheimnis stieß, das ich nicht in den falschen Händen wissen wollte.
    Ich versuchte, Worte zu finden, die ich dieser kleinen Hexe ins Gesicht schleudern konnte, damit ihr selbstgefälliges Grinsen verging, doch sie blieben mir im Halse stecken.
    Alesia weidete sich an meinen Qualen, das war offensichtlich. Das vergnügte Glitzern in ihren Augen ließ keinen Zweifel daran.
    »Ja, ich kenne Euren wahren Namen und ich weiß noch sehr viel mehr über Euch, Ginevra. Eure Reaktion hat Euch verraten, aber ich war mir vorher schon sicher. Meine Informanten sind zuverlässig.«
    Ihr fröhlicher Tonfall war nahezu unerträglich. Mühsam gelang es mir, meine Gedanken zu ordnen und sie bewegten sich auf das kleine Messer in meinem Strumpfband zu. Es wäre so einfach, diese unglücksselige Geschichte ein für alle Mal zu beenden … Aber nein, daran durfte ich noch nicht einmal denken, denn es würde meine Lage eher verschlimmern, als sie zu verbessern. Unter Aufbietung all meiner Willenskraft unterdrückte ich den Impuls, Alesias Freude mit dem Einsatz meiner Klinge ein Ende zu bereiten. Als Mörderin einer Artista wäre mir kein langes Leben mehr beschieden.
    Alesia beobachtete sichtlich vergnügt jede erkennbare Gefühlsregung, bis ich endlich meine Stimme wiederfand und ihre Observation unterbrach.
    »Dann sagt mir doch, was Ihr wisst, Alesia.«
    Ich konnte es mir nur allzu gut vorstellen, aber die Artista würde ihren Triumph bis zum Letzten auskosten, das konnte in ihrem niedlichen Puppengesicht lesen. Wie konnte ein solch junges Mädchen nur so unschuldig aussehen und dennoch so skrupellos sein? Ich zweifelte nicht daran, dass ich bereits tot wäre, besäße sie die notwendigen Kräfte dazu.
    »Ich denke, Ihr wisst, worauf ich hinaus möchte,
Ginevra

    Wieder betonte sie meinen Namen, sprach ihn langsam und genüsslich aus.
    »Wenn Ihr nicht möchtet, dass Eurer Schwester etwas geschieht, dann tut Ihr besser, was ich von Euch verlange. Ihr werdet es sonst bitter bereuen, das schwöre ich Euch.«
    Also wusste sie von Angelina. Mir wurde schlagartig kalt. Ich hatte ihre Existenz immer sorgfältig geheim gehalten und es war mir schleierhaft, wie Alesia davon erfahren hatte. Wir waren stets sehr vorsichtig gewesen und Angelina war keine leichtfertige Frau, die unnötige Risiken einging.
    Alesias arrogante, selbstgerechte Miene machte mich wütend und ich begann, diese Frau mit jeder Faser meines Seins zu hassen. Oh ja, sie besaß Mittel und Wege, um mir zu schaden, aber sie sollte sich nicht einbilden, dass es einfach werden würde. Trotzdem ging diese Runde an sie. Bei dem Gedanken daran, dass die Existenz meiner Schwester einer Artista oder besser noch, Alesia della Francesca, bekannt war, wollte sich mir der Magen umdrehen.
    Die Artista blickte mich erwartungsvoll an, doch ich schwieg. Es gab nichts mehr zu sagen. Mit einem triumphierenden Lachen erhob sich Alesia von meinem samtenen Sofa und wandte sich zum Gehen.
    »Ihr wisst, was Ihr zu tun habt,
Ginevra

    Ich bemühte mich nicht, mich meinerseits zu erheben, denn ja, sie hatte recht. Ich wusste, was ich zu tun hatte.
     

    Nachdem Alesia gegangen war, blieb mir genügend Zeit, um über meine neue und äußerst unerfreuliche Lage nachzudenken. Eine Artista, die meinen wahren Namen kannte, war ein Problem für sich, aber es betraf wenigstens nur mich allein. Eine Artista, die jedoch den Namen meiner Zwillingsschwester und ihre Identität kannte, war eine Gefahr, der ich nicht mehr ausweichen konnte. Angelina war ein Teil von mir, und auch wenn sie ein vollkommen anderes Wesen besaß und einen anderen Weg für sich gewählt hatte, so konnte niemand mir jemals näherstehen als sie. Ich durfte sie nicht der Rache einer Artista aussetzen, die mich damit treffen wollte. Angelina würde niemals wollen, dass ich Alesia nachgab, um sie zu schützen, das wusste ich. Sie würde sich dieses Problems auf eine andere Art entledigen. Doch ich wollte nicht diejenige sein, die sie auf einen solchen Weg brachte.
    Traurig dachte ich an den Abend mit Andrea Luca zurück, an dem alles seinen Anfang genommen hatte. Ich wünschte mir sehnsüchtig, ich wäre Alesia della Francesca niemals begegnet oder hätte Andrea Luca auf diese unerwartete Weise kennengelernt. Zuvor hatte ich jederzeit eine

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