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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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verschwinden lassen, wenn ich es verhindern kann, dessen könnt Ihr Euch sicher sein.«
    Ich suchte noch nach einer Antwort, als ich bemerkte, wie mir heiße Tränen über die Wangen flossen. Meine Stimme versagte. Ich hatte mir gegen meinen Willen gewünscht, diese Worte zu hören, obgleich es an Wahnsinn grenzte, und nun, da sie ausgesprochen waren, brachen meine Gefühle aus mir heraus, ohne dass ich sie zurückzuhalten vermochte.
    Hilflos schluchzend sank ich in Andrea Lucas Armen zusammen und fand dort endlich den ersehnten Halt. Aber der Stachel der Angst, den Alesia della Francesca gepflanzt hatte, saß tief in meinem Herzen und bohrte sich immer tiefer hinein. Die Erinnerung an meine eigenen Worte klang in meinen Ohren nach.
    Es war in der Tat erst der Anfang gewesen.

Kapitel 4
    M
ein Leben hatte sich bis zur Unkenntlichkeit verändert. Noch vor Kurzem war ich jede Nacht der Mittelpunkt auf einem anderen Fest, geradezu wie einer der Sterne, die am Nachthimmel über Porto di Fortuna glitzerten und zu dem alle voller Staunen aufsahen. Nun lebte ich zurückgezogen, fast an jedem Abend allein. Manchmal leistete mir Smeralda Gesellschaft, wenn sie selbst keinen Verpflichtungen nachging, doch häufig war es nur Antonia, deren stille Präsenz mir Trost spendete.
    Andrea Luca besuchte mich, so oft es ihm möglich war. Wenn er bei mir war, waren meine Sorgen für eine Weile leichter zu ertragen, doch auch über ihm schien seit den letzten Begebenheiten ein düsterer Schatten zu schweben. Sein Onkel verlangte oft nach seinen Diensten, sodass ich ihn nur selten zu Gesicht bekam. Und wenn er bei mir einkehrte, war er meist in einer merkwürdig dunklen Stimmung, die sich nur langsam hob. Nicht selten ließen mich seine Besuche unruhig zurück, denn über das, was ihn bedrückte, sprach er nie.
    Seit jenem verhängnisvollen Nachmittag war es still um Alesia geworden, was mich zu dem Schluss verleitete, dass Andrea Luca hinter ihr kleines Spiel gekommen war. Doch solange ich mir nicht sicher sein konnte, schwieg ich lieber, ehe ich das Risiko einging, etwas Falsches preiszugeben.
    Mit jedem vergehendem Tag hatte ich das Gefühl, als müsse ich hinter den Mauern meines Hauses ersticken. Ich hasste Alesia dafür, dass sie mich in diese Lage gebracht hatte. Andrea Luca war der Meinung, dass es für meine Sicherheit unabdingbar sei, für einige Zeit den Gesellschaften fernzubleiben, doch ich fühlte mich wie ein wildes Tier, das in einen Käfig gesperrt worden war.
    Sehnsüchtig stand ich auf meiner Terrasse und blickte nach draußen über die Straßen und Wasserwege Porto di Fortunas, sah die Gondeln, die über die Kanäle trieben und das Wasser, das im Licht der Sommersonne lebendig schimmerte, als bestünde es aus flüssigen Diamanten. Voller Verlangen stellte ich mir vor, wie es wäre, dort unten zu sein, unter den Menschen, die ihren täglichen Geschäften nachgingen. Und schließlich konnte ich es nicht mehr länger ertragen, in meinem Haus eingesperrt zu sein. Es mochte ein Fehler sein, Andrea Lucas Warnungen in den Wind zu schlagen, aber es war mir gleichgültig.
     

    Ich trug nur ein einfaches Kleid, als ich endlich auf die Straße trat. Es war unwahrscheinlich, dass ein Beobachter einen Zusammenhang zwischen der elegant gekleideten Kurtisane und dem jungen Mädchen in der weißen Leinenbluse und dem dunkelblauen Rock erkennen würde, das offenbar einige Besorgungen auf dem Markt zu erledigen hatte. Das Haar fiel mir bis auf den durch ein Haarband gebändigten, hinteren Teil in offenen Locken in mein Gesicht und verbarg es so vor allzu neugierigen Blicken. Ich musste in diesem Aufzug eher an Antonia erinnern, als an mich selbst.
    Ich hatte selten Gelegenheit, mich unter die Menschen Porto di Fortunas zu mischen und es erschien mir wie eine Erleichterung, nach allem, was mir in der letzten Zeit widerfahren war. Neugierig schaute ich mich um und steuerte dann auf den Hafen zu, an dem ein reges, einladendes Treiben herrschte. Die Schiffe lagen schaukelnd auf dem Wasser und die kräftigen Seeleute gingen darauf ihrer Arbeit nach, ließen dabei ihre rauen Stimmen über das Wasser klingen. Von den warmen Sonnenstrahlen eingehüllt, fühlte ich mich an meine sorgenfreie Kindheit erinnert. Damals gehörte ich noch zu diesen einfachen Menschen und kannte die Sorgen der hohen Gesellschaft mit ihren Ränken und Intrigenspielen nicht.
    Die Existenz der Artiste war für meine Schwester und für mich ein zauberhaftes Märchen von

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