Kurtisanen leben gefaehrlich
entsprang.
Die hohen Rundbögen, die die Fensteröffnungen darstellten, wirkten schwarz. Ich meinte jedoch, einen zarten Lichtschimmer hinter den schweren Vorhängen hervor blitzen zu sehen, und nahm dahinter eine sachte Bewegung wahr, die mich erschauern ließ. Auch Verducci schien ähnlich beunruhigt und trat unbehaglich von einem Bein auf das andere, während er näher zu mir herankam und sich nervös die Umgebung besah. Ich konnte spüren, dass ihm nicht gefiel, was er hier vorfand und ich konnte es ihm nicht verdenken.
Mein Blick streifte das verzierte Tor aus schwarzem Eisen, hinter dem sich der Eingang des Palazzo verbarg. Rosenranken wucherten an den Mauern empor und verbanden sich mit anderem Gestrüpp, das so wild wuchs, wie es die Natur vorgab und von keines Gärtners Hand bezähmt worden war. Die Dornen der Rosen, die allgegenwärtig waren und merkwürdigerweise auch zu dieser Jahreszeit in voller Blüte standen, erschienen mir viel zu lang und zu mächtig, um natürlichen Ursprungs zu sein. Ihr Duft strich schwer und betörend an meiner Nase entlang und erfüllte bald vollkommen meine Lungen.
Es war still, bis auf das leise Plätschern eines entfernten Springbrunnens und das gelegentliche Geräusch eines kleinen Tieres, das durch das Laub am Boden huschte, ohne unsere Scheu zu empfinden.
Verducci sah mich fragend an und legte eine Hand auf meinen Arm, doch ich nickte lediglich und lächelte tapfer, bevor ich nach dem Tor griff, um es aufzuschieben und meinem Schicksal entgegenzugehen. Ohne ein Geräusch schwang das Tor mühelos auf und gewährte mir Einlass. Verducci blieb davor stehen und sah mir nachdenklich nach. Dies war ein Ort, an den er mir nicht zu folgen vermochte und an dem es keinen Schutz mehr gab, den er mir gewähren konnte. Kein Rapier, kein Krummsäbel, keine Waffe dieser Welt war dazu gemacht, gegen die Magie einer Artista anzukämpfen und sie zu überwinden.
Die Atmosphäre auf dem Anwesen war bedrückend. Ich kämpfte mich den verwilderten Weg entlang, um die große, schwere Flügeltür zu erreichen, die ins Innere dieses gewaltigen Bauwerkes führte, das über mir in den Himmel emporwuchs und mir das Gefühl gab, klein und unbedeutend zu sein. Stumme, überwucherte Statuen von halb nackten Frauen und mythischen Gestalten säumten meinen Weg bis zur Treppe, die mich mit jedem weiteren zögerlichen Schritt näher an die Tür heranführte, hinter der Beatrice Santi wartete.
Behutsam legte ich einen Finger auf den Türknauf. Ich war es nicht gewohnt, dass es an einem solchen Ort keine Diener gab, die Besucher empfingen und dafür Sorge trugen, dass niemand ungebeten Eintritt in den Palast erlangte und die darin lebende Herrschaft belästigte. Doch Beatrice Santi empfand dies offenbar nicht als notwendig und ersparte sich solch weltliche Regungen.
Ebenso wie das Tor, war auch die Tür unverschlossen und gab mit einem leisen Knarren nach, als ich leichten Druck auf die schweren Flügel ausübte. Eilig zog ich meine Finger zurück und sah in den nun offen liegenden Eingang des Palazzo hinein, der von flackernden, weißen Kerzen, die in prunkvollen Haltern steckten, erleuchtet wurde.
Ein weicher, dunkelroter Teppich bedeckte den Boden. Er erinnerte mich an die Farbe getrockneten Blutes und ließ es mir noch kälter werden. Fröstelnd setzte ich meinen Fuß auf die dicke Schicht und versank dabei nahezu darin. Es war ein merkwürdiges Gefühl, auf diesem Teppich entlangzugehen, beinahe als wandelte man über Wolken und hätte den Kontakt zum Boden verloren.
Wie betäubt schaute ich auf die Ölbilder, deren goldene Rahmen von dem Kerzenlicht zum Strahlen gebracht wurden, sah jedoch auch die Spinnenweben, die alles mit ihrem feinen Gewebe bedeckten.
Ich brauchte einen Augenblick, um festzustellen, dass etwas nicht stimmte, waren zwar die Spinnennetze unzerstört, doch es fehlte der Staub, der anzeigen würde, dass sich niemand um das Haus kümmerte. Die Gesichter auf den Bildern konnte ich klar und deutlich erkennen. Es waren Porträts, die Angehörige anderer Blutlinien, darstellten und ich biss mir heftig auf die Unterlippe, als mir bewusst wurde, was dies bedeuten mochte.
Beatrice Santi bevorzugte eine sehr exzentrische Art des Wohnens, wenngleich ich langsam daran zweifelte, dass die Artista tatsächlich in diesen Räumlichkeiten lebte. Der Drang, von hier zu verschwinden, wurde stetig stärker und nagte beharrlich an mir.
Der Duft nach Rosenblüten war innerhalb des Gemäuers
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