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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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abschätzig. Dann lächelte ich süßlich und setzte meinerseits zu einer Erwiderung in meinem besten Mondiénne an. Schließlich hatte nahezu jede Kurtisane gelernt, diese Sprache perfekt zu beherrschen, waren die Mondiénner und ihre schöne Königin doch für einige bedeutsame Modeerscheinungen und ihre Parfums überall auf der Welt bekannt und berühmt.
    »Ich danke Euch, Mademoiselle. Leider habt Ihr es versäumt, mir Euren Namen zu nennen ...«
    Ich blickte mein Gegenüber erwartungsvoll an und konzentrierte mich darauf, dass mein Lächeln in dieser bedrückenden Atmosphäre nicht erlosch und meine wahren Gefühle preisgab.
    Auch die Mondiénnerin hielt ihr Lächeln mühelos aufrecht. Sie hatte die Anspielung selbstverständlich verstanden und wechselte ihrerseits in ihre Muttersprache, die die Männer an Frauen so sehr liebten, da sie einen besonderen, weichen und fließenden Klang besaß.
    »Man nennt mich Ophélie, Mademoiselle
Cellini

    Lag dort eine leichte Betonung auf dem Namen meiner Familie? Ich war mir nicht sicher und schob es darauf, dass meine Nerven überreizt waren. Dieser Ort war unheimlich genug, um jeden, der sich hier aufhielt, zu beunruhigen.
    »Nun gut, dann wäre ich überglücklich, wenn Ihr mich zu meinen Räumen bringen würdet, Ophélie.«
    Ich bedeutete Ophélie, voranzugehen und beendete damit das unerfreuliche kleine Gespräch. Etwas an dem Gang der blonden Frau ließ mich sicher sein, dass sie keineswegs so züchtig war, wie sie sich mir gegenüber gab. Ich fragte mich, wer diese Frau sein mochte, die mich an diesem merkwürdigen Ort empfangen hatte und mir nun, mit dem Leuchter in der Hand, den Weg zu den mir zugedachten Gemächern wies. Ein einfaches Dienstmädchen war sie eindeutig nicht.
    Die gedrehten Kerzen in dem goldenen Leuchter erhellten die Räume, durch die sie mich führte, nur in geringem Maße und so blieb vieles in den Schatten verborgen, die meine Fantasie auf unangenehme Art anregten. Bizarre Formen ragten halb aus der Schwärze heraus und ließen mich dahinter allerlei Schrecknisse vermuten, sodass ich nicht verwundert gewesen wäre, wenn mir plötzlich ein Geist gegenübergestanden hätte.
    In jeder Ecke standen ähnliche Marmorstatuen wie jene, die ich im Vorgarten gesehen hatte. Sie führten einen seltsam verdrehten Tanz auf, wirkten wie zum Leben erwachter Stein. Ich bestaunte die Kunstfertigkeit, mit der sie gearbeitet waren und die jedes fein definierte Detail zum Vorschein brachte, das den Dargestellten zu eigen war.
    Ophélie lief schnellen Schrittes voran und führte mich eine lange Treppe mit einem Geländer aus dunkel glänzendem Holz hinauf. Sie war ebenfalls mit dem roten Teppich ausgelegt, der in der Lichtlosigkeit schwarz wirkte.
    In diesem Palazzo klangen die Gerüchte über Beatrice Santi kaum noch abwegig und das Blut in meinen Adern wollte bei dem Gedanken, ihr gegenüberstehen zu müssen, schier gefrieren. Was konnte ich schon gegen die Artista unternehmen, wenn sie mir Böses wollte? Weder meine magischen Kräfte noch mein Geschick mit dem Rapier waren ausreichend, um gegen sie bestehen zu können. Alles, was mir blieb, war allein der Gedanke an Andrea Luca und das Vertrauen, das er in diese Frau gesetzt hatte. Ich betete zu Edea, dass er nicht von ihrer Magie verblendet war.
    Schnell folgte ich Ophélie über eine Galerie, von der aus ich den Saal überblicken konnte, durch den wir zuvor gelaufen waren. Erneut sah ich die Gesichter auf den Porträts an den Wänden. Manche davon vage vertraut in dem Halbdunkel, andere fremd und sicher seit langer Zeit vergessen.
    Würde ich auch Andrea Luca an diesem Ort finden? Oder gar Alesia della Francesca und Pascale Santorini? Einerseits wünschte ich mir mehr Licht, um es feststellen zu können, andererseits wollte ich es nicht wissen. Was wäre, wenn ich hier gar ein Bild meiner Selbst vorfand?
    Ich verdrängte den Gedanken, als Ophélie in einen Flur bog und eine der vielen Türen aufstieß. Sie bedeutete mir, ihr nach drinnen zu folgen.
    Vorsichtig stellte sie den Leuchter auf einem polierten Holztisch ab und verschränkte geheimnisvoll lächelnd ihre langen Finger ineinander. Ich sah mich um, nahm einen großen Wandschrank und das Bett mit den schweren Samtvorhängen in dem großzügig ausgestatteten Raum wahr. In dem hohen Spiegel mit dem Goldrahmen, der an einer Wand befestigt war, konnte ich ein Bild über dem Bett erkennen. Das Licht reichte jedoch nicht aus, um zu ergründen, wer darauf

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