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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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ihr geheimnisvolles Auftreten beständig nährte.
    Es war müßig, darüber nachzudenken, doch die Gedanken zwangen sich ständig in meinen Kopf. Angelina und Andrea Luca rückten in greifbare Nähe, ebenso wie meine Heimat und mein altes Leben, in das ich niemals wieder zurückkehren konnte. Es war kein Wunder, dass mich die ungewisse Zukunft beschäftigte.
     

    Das Leben auf der Promessa nahm seinen Lauf. Das Schiff segelte weiter und John Roberts und seine Männer gerieten langsam in Vergessenheit. Sadira ging es mit jedem Tag, an dem sie Ruhe hielt, besser, wenngleich ich manchmal große Mühe hatte, sie davon zu überzeugen, auf ihrem Lager zu bleiben und nicht auf dem Schiff herumzuspazieren.
    Ich blieb oft an Deck, um Verducci seine Besuche zu gestatten, die stets eine greifbare Aura der Glückseligkeit um Sadira hinterließen. Ich selbst wurde unterdessen immer grüblerischer und sehnte den festen Boden unter meinen Füßen herbei. Es war mir zuwider, warten zu müssen und ich wollte nicht mehr länger die Bilder in meinen Träumen sehen, die mich schweißgebadet erwachen ließen und meine Ängste bis zu einem unerträglichen Grad steigerten.
    Die Tage vergingen mit einer quälenden Langsamkeit. Häufig lief ich über das Schiff, um mich abzulenken und nicht mehr nachdenken zu müssen. Ich suchte das Gespräch mit Sadira und Verducci, ebenso wie mit den Männern der Mannschaft, die mir diesen Gefallen gerne erwiesen und mich beschäftigten, sofern es ihre Arbeit zuließ.
    Endlich kam der ersehnte Ruf, am Mittag des dritten Tages: »Land in Sicht!« und ich stürzte hinaus, um mich selbst davon zu überzeugen, meine Heimat mit eigenen Augen zu sehen. Und tatsächlich! Dort in der Ferne erstrahlten die grünen Weinberge Terranos im Licht der Sonne und ich sah die Gebäude, die in dem vertrauten Stil meiner Heimat erbaut waren, erkannte schon beinahe den weißen Marmor der höher gelegenen Palazzi Chiasaros, der Hauptstadt von Orsanto. Ebenso wie Porto di Fortuna lag sie am Ozean, dessen blaue Wellen einen reizvollen Kontrast zu dem saftigen Grün bildeten. Die Luft meiner Heimat roch anders als die Luft auf See und ich sog sie tief in meine Lungen, genoss das Aroma, das die Erinnerung an Oliven und Orangen in mir aufwallen ließ.
    Tränen stiegen in meinen Augen auf. Es war nicht Porto di Fortuna, nein, doch schon in Kürze würden meine Füße den Boden Terranos berühren. Die Gefühle, die dies in mir auslöste, konnte ich kaum beschreiben. So bemerkte ich erst spät, dass Verducci an mich herangetreten war. Er wartete eine Weile ab, bevor er mich ansprach.
    »Es gibt nichts Schöneres, als den Anblick der Heimat nach einer langen Reise auf See.«
    Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und drehte mich mit einem leisen Schniefen zu Verducci um, in dessen Augen ich ein merkwürdiges Licht spielen sah. Nahezu verträumt wirkte es. Es passte nicht zu dem sarkastischen Narbenmann, der selten ein anderes Gefühl, als seine immerwährende Belustigung zeigte. Doch die letzten Wochen hatten eine Veränderung in ihm bewirkt, ebenso wie in uns allen.
    »Es wird noch schöner sein, endlich ihren Boden zu berühren.«
    Verducci nickte und sah in die Ferne.
    »Wir werden erst in der Nacht anlegen, obwohl ich keinen Ärger erwarte. Die Promessa gilt in Terrano als Handelsschiff meiner Familie und so dürften wir kaum Aufsehen erregen.«
    Während Verducci sprach, wurde die Flagge Terranos gehisst. Der nachtblaue Stoff mit den silbernen Abzeichen der fünf mächtigsten Blutlinien flatterte munter in der sanften Brise, die uns vorantrieb. Ich beobachtete die Flagge in den vertrauten Farben, die an ihrem Mast nach oben glitt und an seinem höchsten Punkt verharrte. Die schwarze Flagge, die die Seitenansicht eines männlichen Gesichtes zeigte, dessen rechte Gesichtshälfte von einer langen Narbe geziert wurde, war schon lange verschwunden. Die Promessa wirkte wie damals, als ich sie zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatte.
    Ich bemerkte, dass Verducci mich beobachtete, und wandte mich zu ihm um, um alles Nötige mit ihm zu besprechen, was noch zu sagen blieb, bevor sich unsere Wege trennten. Für wie kurz oder wie lange, konnte ich nicht sagen. Es lag nicht in meiner Macht, darüber zu bestimmen.
    »Ich werde meinen Weg zu Signora Santi antreten müssen, sobald wir angelegt haben ...«
    Eine knappe Geste Verduccis unterbrach mich, bevor ich meinen Satz beenden konnte und ich verstummte, da er mir seinerseits etwas zu

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