Kurtisanen leben gefaehrlich
trat ich einen Schritt zurück.
Ein hartes Funkeln lag in Andrea Lucas Augen und sein Mund nahm einen bitteren Zug an.
Ich schluckte schwer, als sein Blick von dem am Boden liegenden Ring zu mir hinauf glitt. Doch er bewegte sich nicht und starrte mich nur mit diesen flackernden, dunklen Augen an, ohne ein Wort zu sagen.
Die Stille war bedrückend. Ich hatte das Gefühl, als sei die Welt um uns herum erstarrt, bis Andrea Luca sich, nach einem schier endlosen Augenblick, zu Boden beugte und den Ring aufhob. Nachdenklich drehte er ihn in seinen Fingern und ließ den Diamanten damit aufleuchten, bevor er sich zu mir umwandte.
Traurigkeit lag in seinen Augen und er schüttelte den Kopf, trat vorsichtig näher zu mir heran, bis er schließlich vor mir stand und meine Hand nahm. Ich wusste nichts zu sagen, vernahm ohnehin nur das laute Rauschen des Blutes in meinen Ohren, als er den Ring in meine offene Handfläche legte und meine Finger sanft darüber schloss.
»Und du hast ihr alles geglaubt, nicht wahr, Lukrezia? Du hast es hingenommen, ohne ihre Worte infrage zu stellen.«
Seine Stimme war ruhig und seine Augen wanderten über mein Gesicht. Ich wagte es nicht zu sprechen, schwieg, aus Angst, alles noch schlimmer zu machen, nickte nur knapp und kaum merklich. Zu meiner Überraschung lachte Andrea Luca und seine Hände streichelten sanft über meine Arme. Eine Geste, die mir unpassend erschien und nun mich dazu verleitete, ihn fragend anzusehen.
»Ich glaube nicht, dass Ophélie unschuldig war, als ich sie zum ersten Mal traf, doch du darfst dir sicher sein, dass ich sie trotzdem niemals angerührt habe. Meine Mutter hätte zuerst sie getötet und mich im Anschluss aus ihrem Hause gejagt. Überdies kann ich mir einen angenehmeren Tod vorstellen, als in den Armen einer Giftmischerin langsam dahinzusiechen ...«
Er zwinkerte mir ironisch zu, bevor er weitersprach.
»... es wäre mir wesentlich lieber, an der Seite einer Kurtisane, die sich ebenfalls auf solcherlei versteht und nicht minder gefährlich ist, alt zu werden.«
Ich wäre am liebsten vor Scham über die Szene, die ich Andrea Luca gemacht hatte, im Erdboden versunken. Doch da das Holz des Fußbodens so unnachgiebig war, musste ich meinem Schicksal in das ungnädige Auge blicken und an Ort und Stelle verweilen.
Ich räusperte mich und wich Andrea Lucas festem Blick aus, begann beinahe schon wieder, ihn zu hassen. Ich bemerkte, dass er mittlerweile Gefallen an der Situation fand, hatte ich doch bereits zu viel von meinen Gefühlen preisgegeben, ohne es zu wollen. Verärgert über mich selbst und zornig auf Ophélie, die ihr Ziel spielend leicht erreicht hatte, übertrug ich meine Wut auf Andrea Luca und die unangenehme Lage, in der wir uns befanden.
»Und wer sagt mir, ob du die Wahrheit sprichst? Sag mir warum, Andrea Luca. Warum willst du mich heiraten? Bin ich nur das kleinere Übel für dich? Leichter kontrollierbar als eine Prinzessin oder eine Artista? Oder liegt es wirklich allein daran, dass ich dich so schrecklich viel gekostet habe?«
Alle Gefühle, die sich im Laufe der Zeit angestaut hatten, brachen sich mit einem Mal die Bahn. Ich streifte Andrea Lucas warme Hände ab und brachte Abstand zwischen uns, verschränkte meine Arme und blickte ihn kühl und abwartend an. Dieses eine Mal würde er mir antworten, das schwor ich mir.
Nun war es eindeutig an ihm, sich unbehaglich zu fühlen. Er ließ einen Laut vernehmen, der mich verdächtig an ein resigniertes Seufzen erinnerte, jedoch auch ebenso gereizt klang. Offenbar akzeptierte er den Abstand zwischen uns, denn er versuchte nicht, sich mir zu nähern und lehnte sich stattdessen gegen den Schreibtisch, an dem ich am Tag zuvor meine Nachricht verfasst hatte.
Die Stille fühlte sich unangenehm zäh an. Ein Gefühl, auf dessen baldige Wiederholung ich gerne verzichten wollte. Dann verließ Andrea Luca die Geduld und er drehte sich zu mir um.
»Edea weiß, dass ich nicht heiraten wollte. Weder Delilah noch Alesia. Doch meine Familie hat mir keine andere Wahl gelassen und ich weiß sehr wohl, Lukrezia, dass du ebenso gefährlich bist, wie Alesia. Mir sind deine Kräfte nicht verborgen geblieben, auch wenn ich nicht weiß, welcher Blutlinie du angehören magst und noch nicht einmal deinen wahren Namen kenne ...«
Er brach ab und leckte sich nervös über die trocken gewordenen Lippen.
»... doch vielleicht ist es an der Zeit, dass du ihn mir preisgibst. Es wäre wohl unangebracht, wenn ich ihn
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