Kurtisanen leben gefaehrlich
Fürsten, als sich beide Männer anstarrten.
Dann vernahm ich ein leises Klicken. Ein Abzug wurde gespannt, dann folgte ein schmerzerfülltes Keuchen, als zuerst ein schwerer Gegenstand, dann eine Wache zu Boden stürzte. Ein großer Mann mit leuchtend rotem Haar unter einem dunklen Umhang trat in Erscheinung. Ich hatte mich, ohne es zu bemerken, zur Hälfte erhoben, spürte Beatrice Santis Hand, die mich unbarmherzig auf meinen Platz zurück presste, bevor sie mich mit einem scharfen Blick ermahnte.
Die anderen Wachmänner lösten sich aus dem Schatten und gaben ihre Gesichter zu erkennen. Ich kannte jeden Einzelnen von ihnen. Besonders die kleine, zarte Frau, die in das Licht getreten war, eine Pistole in jeder Hand und einen wilden Blick in den tiefdunklen Augen.
Irgendwo erhoben sich Bahir und Verducci aus der Menge der Gäste und traten in den Gang hinein. Beide waren bewaffnet und boten mit ihren blitzenden Krummsäbeln einen Anblick, der zur Vorsicht gemahnte.
Verducci beförderte ein Rapier unter seinem Mantel hervor und warf es in hohem Bogen zu Andrea Luca hinüber. Dieser fing es unter dem verständnislosen Blick des Fürsten auf, um sich dann elegant vor ihm zu verneigen.
»Es tut mir leid, Pascale, doch ich befürchte, ich werde dir von nun an nicht mehr zu Diensten sein können. Überdies werden diese beiden Männer, beide einstmals treue Diener des Sultan Alim, meine Worte gerne bestätigen.«
Bahir trat auf den Gang hinaus, der muskulöse Körper eines Kriegers von dem dunklen Mantel verdeckt. Er ließ seine kraftvolle Stimme, die eines Königs würdig war, durch die Kirche erschallen.
»Ich bin Bahir Al-Ahmar, der auserwählte Prinz meines Volkes, den Fah'dir der Dashatwüste. Ich beschuldige diese Frau des Mordes an Prinzessin Delilah von Marabesh, ausgeführt, um ihren Platz einzunehmen!«
Ein wütender, verneinender Schrei Delilahs schnitt durch die angespannte Stille. Sie machte Anstalten, sich Andrea Luca zu nähern, die Hände in einer flehenden Geste erhoben. Dieser blickte die Marabeshitin angewidert an und trat von der falschen Prinzessin zurück, um ihren suchenden Händen zu entrinnen. Delilah ließ sich davon nicht beeindrucken. Unvermittelt blitzte ein rotes Licht in ihren Schlangenaugen auf und ihre Worte waren von einem leisen Zischen begleitet, das an ihr wahres Wesen erinnerte.
»Aber nein, Geliebter! Wie kannst du den Worten dieses Verräters Glauben schenken? Er ist gekommen, um uns mit seinen Lügen auseinanderzutreiben, weil sein Herz von Eifersucht zerfressen ist!«
Ein Schleier hob sich, in dem hilflosen Versuch, die Situation zu ihrem Vorteil zu wenden. Ich sah mechanisch zu dem Sultan hinüber, der sich von seinem Platz erhoben hatte, um zu widersprechen. Verstehen zeigte sich auf seinem Gesicht, glomm gegen seinen Willen in seinen Augen. Delilah hatte die Herrschaft über ihre Erscheinung verloren, nun, da das Land unter ihren Füßen sie nicht mehr zu stärken vermochte. Ein erschrockener Aufschrei fuhr durch die ersten Reihen der Gäste, als sich schuppige Flecken auf ihrer bronzefarbenen Haut bildeten und sie als das zeichneten, was sie wirklich war.
Andrea Luca schenkte der Prinzessin ein kaltes Lächeln und hielt sie mit der Spitze seines Rapiers von sich ab. Weitaus schärfer noch als seine Klinge, war jedoch seine Stimme. Sie zerstörte unbarmherzig alle Hoffnungen der Frau, die Königin hatte sein wollen.
»Ich habe genug gesehen, Schlangenbrut.«
Der Sultan fiel wie gelähmt auf seinen Platz zurück, wo er den kraftlosen Kopf in den Händen barg, als müsse er seinen schlimmsten Albtraum durchleben. Sein Gesicht war fahl, hatte jede Farbe verloren, als er das wahre Wesen seiner geliebten Tochter erkannte. Er war endlich aus dem Bann der Magie erlöst, die sie in jenem letzten Aufwallen ihrer Macht verbraucht hatte.
Verducci war seinerseits erstarrt. Er blickte die Prinzessin ruhig an und eine schwache Melancholie lag in seinem Blick. Schließlich trat er gemessenen Schrittes an Bahir vorbei, legte zuvor eine Hand auf die Schulter des Wüstenprinzen, um dessen Zorn zu beschwichtigen. Delilahs Augen weiteten sich in stummem Entsetzen. Sie versuchte, vor ihm zurückzuweichen, stolperte gegen den unglücklichen Priester, der gezwungen war, der vermeintlichen Prinzessin auszuweichen.
Doch Verducci hielt nicht an. Wie ein von den Toten Auferstandener musste er auf die Marabeshitin wirken, als er sich unaufhaltsam näherte. Der Griff des Säbels lag fest in
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