Kurtisanen leben gefaehrlich
seiner Hand und die grünen Augen waren auf die Frau gerichtet, die ihren Untergang auf sich zukommen sah. Delilah wusste, dass sie ihm nicht mehr zu entrinnen vermochte.
Schon bald hatte er die Prinzessin erreicht, überwand den Absatz, der zum Altar hinaufführte, und packte sie fest an ihrem Arm. Nur wer ihn kannte, mochte erahnen, was in diesem Augenblick in dem Piratenkapitän vorging. Nach langer Zeit stand er der Schlangenprinzessin von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Der Frau, die sein Herz gebrochen und ihn dann zum Sterben zurückgelassen hatte.
»Dein Spiel ist aus, Delilah, Königin der Schlangen. Die Zeit, für deine Sünden zu bezahlen, ist gekommen.«
Mit diesen harten Worten zerrte er scharf an dem Arm der schlanken Frau, die ihn mit weit aufgerissenen Augen anblickte. Sie war unfähig, all das zu verstehen, was in den letzten Minuten, vor denen sie sich am Ziel ihrer Träume gewähnt hatte, geschehen war.
Nein, Andrea Luca würde sie nicht mehr heiraten. Daran konnte selbst Pascale Santorini nichts ändern, der das Geschehen in der Kathedrale von der Empore aus beobachtete und nach einem Ausweg suchte, der alles zu seinen Gunsten wenden würde. Ob Delilah den nächsten Morgen noch erleben mochte, hing allein von Verduccis Gnade ab, der die Prinzessin mit versteinerter Miene aus der Kirche hinausführte.
Sobald er Santa Filomena verlassen hatte, brach erneut der Tumult unter den Adeligen aus. Stimmengewirr erfüllte die heiligen Hallen. Die Atmosphäre der Ruhe und des Friedens zersplitterte vollends, als sie aufgeregt das gerade Gesehene in Worte zu fassen trachteten.
Ich konnte erkennen, wie sich Pascale Santorinis Gesicht immer weiter verdüsterte. Er erhob sich, um für Ruhe zu sorgen, nachdem ihm die Situation derartig entglitten war.
Die Nervosität drohte, meinen Magen umzudrehen und mich höchst undamenhafte Dinge tun zu lassen. Das Auftreten des Fürsten weckte eine uralte, instinktive Angst in mir.
Dann ertönte irgendwo, inmitten des Stimmengewirres, eine weitere Stimme, die schlechte Erinnerungen in mir wachrief. Fabrizio della Francesca, aufgeputzter als so mancher andere Adelige, hatte sich seinerseits erhoben. Er bahnte sich seinen Weg durch die anderen hindurch, bevor er den Fürsten auf untertänigste Art und Weise ansprach.
»Mein Fürst! Verzeiht mein unangemessenes Auftreten zu dieser schweren Stunde. Doch ich möchte Euch eine Lösung dieses Dilemmas anbieten, die sicherlich dazu beitragen wird, dass dieser Tag seine Rettung erfährt.«
Er pausierte in dramatischer Pose, was den Fürsten würdevoll auf seinen Platz zurückgleiten ließ. Dann fuhr er nach dessen knappem Nicken in seinen Ausführungen fort.
»Diese Hochzeit, die in Eurer weisen Voraussicht die Nation Marabesh und unser geliebtes Ariezza verbinden sollte, hat die Beziehungen zwischen dem Hause Santorini und den della Francesca belastet. Dies kann endlich ungeschehen gemacht werden.«
Eine erneute Pause erfüllte die Kirche mit Stille und ein verschlagenes Lächeln erhellte die Züge Fabrizios. Andrea Luca lauschte seinem Vortrag mit zur Seite geneigtem Kopf und in die Höhe gezogenen Brauen aufmerksam. Schweißperlen traten auf meine Stirn. Ich leistete Antonia eine stille Abbitte dafür, dass ich sicherlich all ihre Bemühungen zunichtemachte.
»Ich denke, ich spreche für alle Mitglieder meiner Familie, wenn ich Eurem Neffen erneut die Hand meiner Schwester, Alesia della Francesca, antrage die rechtmäßig an diesem Tage an seiner Seite hätte stehen sollen. Ich appelliere dabei an Euren Großmut und Eure Weisheit.«
Er verneigte sich ehrerbietig, streckte seine Hand nach Alesia aus, die sich in ihrem weißen Kleid erhoben hatte und gemessenen Schrittes auf ihren Bruder zu trat, den Kopf bescheiden zu Boden geneigt.
Ein grausames Lächeln zeigte sich auf den Lippen des Fürsten. Er deutete eine einladende Geste in Richtung des Altars an. Seine Augen glitzerten amüsiert und seine Stimme zeigte dieses Gefühl ebenfalls in beeindruckendem Ausmaß, nun, da er die Situation unter Kontrolle wähnte.
»So sei es. Lasst uns die Waffen im Hause Edeas niederlegen und mit der Zeremonie fortfahren, um diesen Bund zu schließen ...«
Weiter kam die Ansprache des Fürsten nicht. Beatrice Santi erhob sich neben mir und ein ehrfürchtiges Schweigen legte sich über die Menge.
Mein Herz begann so laut zu schlagen, dass ich meinte, es müsse für jeden deutlich zu hören sein. Ich befürchtete, einer Ohnmacht
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