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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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Tatsache, dass ich dieses Werk nicht in Alesias Besitz zurücklassen durfte. So fuhr meine Hand stattdessen zu meinem Stiefel hinab, in dem der Dolch steckte und ich zog das glänzende Stück Stahl aus seiner Scheide, um mich an die Arbeit zu machen.
    Als die Schneide in die Leinwand eindrang, hatte ich das Gefühl, durch lebendiges Fleisch zu schneiden. Weich und pulsierend fühlte es sich an, als das Messer voran glitt und die Leinwand sauber aus dem Rahmen heraustrennte. Ich versuchte, das Gefühl des Grauens in mir zu überwinden und zog das Messer immer weiter an dem Rahmen entlang, während die Übelkeit bis an die Grenze des Erträglichen anwuchs. Ich schluckte hart, um sie zurückzudrängen. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und rannen an meinem Gesicht hinab, bis sie meine Lippen berührten und salzig auf meiner Zunge endeten.
    Ich betete zu Edea, dass es nicht Andrea Lucas Fleisch war, durch das ich schnitt und zog das Messer unbarmherzig und so kaltblütig ich es vermochte voran, bis sich die Leinwand aus dem Rahmen löste und zu Boden fiel. Ich wollte nicht glauben, dass ich ihn verletzen konnte, ohne es selbst zu bemerken.
    Mein Werk in dieser Nacht war getan. Ich atmete erleichtert auf und wischte über meine Stirn, ehe ich mich hinab kniete, um das Bildnis zusammenzurollen. Zuletzt legte ich das Tuch über den leeren Rahmen, der jetzt ein gähnendes Loch voller schwarzer Leere war, als habe man ihm jegliche Daseinsberechtigung geraubt und ihn überflüssig zurückgelassen.
    Ein kalter Schauer kroch über meinen Rücken und ich kämpfte darum, die in mir aufsteigende Panik zu unterdrücken, bis ich diese Mauern hinter mir gelassen hatte.
    Auch Sadira und Red Sam schienen sich unbehaglich zu fühlen. Ich konnte hören, wie sie unruhig von einem Bein auf das andere traten und beständig ihr Gewicht verlagerten. Sie konnten es kaum erwarten, nicht mehr hier verharren zu müssen und wieder die frische Luft der Nacht einzuatmen.
    Doch bevor ich das Messer zurückstecken konnte, erstarrte das Blut in meinen Adern zu Eis. Ein einziger, tiefroter Blutstropfen schimmerte auf dem kalten Stahl und glitt unaufhaltsam an der glänzenden Klinge hinab. Er tropfte langsam und zäh zu Boden, während ich voller Entsetzen darauf starrte, als sei es ein Bild aus einem Albtraum, dessen Ende ich zu sehen fürchtete.
     
     

Kapitel 45
    E
in erschrockenes Keuchen ließ mich aus meiner Erstarrung erwachen und ich sah zu meinen Begleitern, denen nicht verborgen geblieben war, was sich gerade abgespielt hatte.
    Mein Blick wanderte von Red Sam, dessen blaue Augen so groß wie Handteller geworden waren, zu Sadira, der kleinen Piratin aus Marabesh, die so viel Grausames in ihrem Leben gesehen hatte und nun voller Entsetzen auf die Klinge in meiner Hand starrte. Ich wusste, dass wir uns jetzt beeilen mussten.
    Schnell packte ich die schwere Leinwand und warf sie über meine Schulter. Nur wenige geflüsterte Worte verließen meinen Mund, doch Sadira und Sam benötigten keine Aufforderung mehr.
    »Lasst uns verschwinden!«
    Wir kamen nicht dazu, den Raum zu verlassen. Im gleichen Moment, in dem meine Stimme verklungen war, öffnete sich die Tür zu Alesias Schlafzimmer mit einem laut knarrenden Geräusch. Sadira, die sich gerade hatte in Bewegung setzen wollen, fuhr erschrocken herum, den aufblitzenden Dolch fest in ihrer Hand.
    Für einen Augenblick konnte ich nur ein Gewirr aus Körperteilen erkennen, die miteinander rangen, als sie sich auf den Menschen stürzte, der dort eintreten wollte. Hier und da blitzte ein weißer Stofffetzen auf, der von Spitze umsäumt wurde, bis Sadira schließlich die Oberhand gewonnen hatte. Sie setzte den Dolch unbarmherzig an die weiße, zarte Haut des Halses der jungen Artista Alesia della Francesca, die zitternd und nach Luft schnappend an ihren Körper gepresst verharrte.
    Entsetzt blickte ich auf das junge Mädchen, an dessen nacktem Arm sich ein langer, blutiger Striemen hinabzog. Sie wirkte blass und erschöpft, als hätte sie all ihre Kraft aufgebraucht, obgleich sie doch soeben aus ihrem Schlafgemach getreten war.
    Die Marabeshitin war ganz in ihrem Element. Ihre Augen blitzten hart und grausam, was mich beinahe dazu veranlasste, mir ungläubig die meinen zu reiben, um zu sehen, ob es sich um eine Täuschung gehandelt hatte. Ihre Stimme enthielt eine deutliche Drohung, als sich ihren Lippen ein leises Zischen entwand.
    »Sag besser kein Wort, Artista, sonst wirst du den Kuss

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