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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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dabei zuckersüß auf die zierliche Frau hinab. Diese nickte zufrieden, während wir uns in Bewegung setzten und den Weg zu meinen Gemächern antraten.
    Ophélie schwieg für einen Moment, während dem ich die Entfernungen in derartig großen Gebäuden verfluchte. So würde ich gezwungen sein, ihre Gesellschaft noch länger zu ertragen, als es mir lieb war. Die blonde Mondiénnerin schien von meinen düsteren Gedanken nichts zu bemerken. Sie schritt munter und voll Elan voran, sodass ich Mühe hatte, mit meinen schweren Beinen Schritt zu halten und nicht undamenhaft hinter ihr herzustolpern.
    Ophélie machte einen sehr wachen Eindruck dafür, dass bereits die Morgenstunden angebrochen waren. Und sie erwies mir schon bald erneut die Ehre, mich auffällig von der Seite zu mustern. Ich war mir selbst nie derartig interessant erschienen, bevor ich zum ersten Mal den Palazzo Santi betreten hatte. Seitdem schien jede meiner Gefühlsregungen ausgesprochen sorgfältig inspiziert und bewertet zu werden.
    Schließlich entschloss sich die Dienerin dazu, die Stille zu brechen und begann, in einem Tonfall zu reden, der mich an eine leise Melodie erinnerte. Ich war mir sicher, dass sie eine hervorragende Sängerin sein musste, wenn sie sich dazu durchringen konnte, vor Publikum aufzutreten. Allerdings verspürte ich nicht den Wunsch, eine Kostprobe davon am eigenen Leib erfahren zu müssen.
    »Es mag nicht so aussehen, doch Ihr müsst wissen, dass ich mich für Euch freue. Kurtisanen haben nur selten die Gelegenheit, in eine Familie des Hochadels einzuheiraten. Und es war an der Zeit, dass Andrea Luca endlich gezähmt wird, wenn ich auch meine Zweifel daran habe, dass er für alle Zeiten nur einer einzigen Frau treu sein kann.«
    Sie lachte verhalten und schenkte mir einen vertraulichen Blick, als seien wir schon von Kindesbeinen an die besten Freundinnen. Ich war irritiert von ihrem Gerede und ihrer Vertraulichkeit. Sicher, die Erwähnung meiner Tätigkeit als Kurtisane war dazu gedacht, mich herabzusetzen und mich zu ärgern. Doch was sollte die Anspielung auf Andrea Luca? Mir war sehr wohl bekannt, dass der junge Andrea Luca Santorini keineswegs ein Heiliger gewesen war. Dies war in Porto di Fortuna kein Geheimnis. Trotzdem konnte ich nicht leugnen, dass ihre Worte mir einen Stich versetzten.
    Ich lenkte meine Augen interessiert auf die Gemälde an den Wänden, Landschaftsszenen, nichts von Bedeutung für eine Artista, bevor ich mich genügend gefangen hatte, um ihr zu antworten.
    »Eure Sorge erfreut mein Herz. Doch ich glaube, zu wissen, wie man einen Mann halten kann, also sind Eure Befürchtungen vollkommen unbegründet. Wie Ihr schon selbst bemerkt habt, bin ich eine Kurtisane und fürchte mich nicht vor anderen Frauen.«
    War dort eine Spur von Zorn in Ophélies honigfarbenen Augen? Ich konnte es nicht mit Bestimmtheit beurteilen, begann jedoch, mich genauer auf ihre Reaktionen und ihre Körpersprache zu konzentrieren.
    Wenn tatsächlich Zorn in ihr brodelte, so ließ sich die Mondiénnerin nichts davon anmerken. Sie setzte sogleich wieder ihre herablassende Miene auf, bevor sie mitten auf einem der Flure anhielt und mich an einem Arm festhielt.
    Ich zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe und wartete, durch ihr Verhalten neugierig geworden, darauf, dass Ophélie fortfahren würde. Sie verschwendete keine Zeit damit, sich vorsichtig an ihr Vorhaben heranzutasten, sondern schlug sofort zu.
    »Oh, ich habe mich auch niemals gefürchtet, Mademoiselle Cellini! Ich dachte, ich könne ihn für immer halten. Und ich war mir sicher, dass ich seine Auserwählte sein würde, nachdem er mir meine Ehre genommen hat, doch wie bitter hat er mich enttäuscht!«
    Die andere Frau hielt meinen Blick intensiv mit ihren Augen gefangen. Ihre Fingernägel bohrten sich schmerzhaft in das Fleisch meines Armes, bevor ich ihn ihr endlich entreißen konnte und sie abschüttelte. Heiße Wut stieg in mir auf, als ich Ophélie betrachtete, die ihr Schauspiel so gut beherrschte, dass ich mich wunderte, warum ihr keine Tränen in die Augen stiegen. Doch dazu war diese Hexe zu stolz.
    Das war also ihre Rache an mir. Sie wollte Zweifel in mein Herz streuen und oh ja, dies hatte sie auf wunderbare Weise vollbracht! Ich konnte mit all den namenlosen, gesichtslosen Frauen in Andrea Lucas Vergangenheit leben, wenn es sein musste. Doch der Gedanke an ihn und Ophélie ließ Übelkeit in mir aufsteigen. Ich fühlte, dass ich die Fassung verlieren würde, wenn

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