Kurtisanen leben gefährlich
wollte, als an der Seite Andrea Lucas, dem einzigen Pol der Ruhe in der Kathedrale.
»Seid Ihr so sehr von den Schönheiten geblendet, die Euch Tag für Tag umgeben, dass Ihr in dieser Kurtisane nicht die Züge einer der schönsten Frauen erkennt, die Terrano jemals hervorgebracht hat?«
Sie lachte erneut.
»Nein, Pascale, ich möchte Euren Neffen nicht mit einer Kurtisane verheiraten. Ich möchte meinem Sohn die Tochter der Fürstin Fiora Vestini von Serrina zur Frau geben. Die rechtmäßige Erbin ihrer Länder, sollte sie selbst keinen Anspruch mehr darauf erheben.«
Ich blickte in Andrea Lucas erschrockenes, bleich gewordenes Gesicht, das mich ungläubig anstarrte. Beatrice hatte mein Geheimnis vor dem versammelten Adel Terranos an das Licht des Tages gebracht.
Wütende Stimmen erklangen aus der Richtung, in der die Vestini Familie saß. Und auch Angelina, die mit offenem Munde die Worte der Artista vernommen hatte, sah mich an, als habe die ganze Welt den Verstand verloren. Bahir stand an ihrer Seite, nachdem er ihr ein Rapier gegeben und ihre Fesseln gelöst hatte. Ich flüchtete mich mit schnellen Schritten in Andrea Lucas Arme, der mich schützend umfing, während ich das unpraktische Kleid in Gedanken verfluchte, das mich behinderte, sollte es an diesem Ort zum Schlimmsten kommen.
»Ihr seid des Wahnsinns, Beatrice! Die Hexerei hat Euren Verstand vernebelt.«
Pascales Wut traf den Raum mit voller Stärke und ich erkannte mit einem Mal die Lücke in dem Plan, den Andrea Luca sich zurechtgelegt hatte. Pascales Leibwache war noch immer bewaffnet. Der hünenhafte Mann, der wie der Schatten des Fürsten wirkte, zog in atemberaubender Geschwindigkeit seine Pistole und richtete sie auf das einzige Ziel, das er ins Auge fassen konnte, ohne alle Fürstenhäuser in einen Krieg zu stürzen, dessen Tod jedoch einige Beziehungen stärken mochte.
Er richtete den Lauf seiner Waffe auf mich.
Unfähig mich zu bewegen, blickte ich in die Mündung der Pistole, aus der sich mit einem lauten Knall ein Schuss löste. Die Kugel schnellte auf mich zu. Im gleichen Moment drehte mich Andrea Luca zur Seite, bereit, sie selbst abzufangen. Dann wurden wir beide von einem schwarzen Schatten, der aus dem Nichts zu kommen schien, zu Boden gestoßen und kollidierten unsanft mit dem kalten Marmor.
Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst und vor meinen Augen breitete sich eine rote Lache auf dem Boden aus. Erschrocken aufkeuchend richtete ich meinen Blick zuerst auf Andrea Luca, dann auf den schwarzen Schatten, der vor mir lag.
Es war Bahir. An seiner Schulter klaffte eine furchterregende Wunde, die die Quelle des schimmernden Flecks am Boden war.
Ein zweiter Schuss löste sich, kaum dass ein erster dankbarer Atemzug meine Lungen gefüllt hatte. Ich erwartete, die nächste Kugel des Leibwächters in mein Herz eindringen zu spüren, als über unseren Köpfen ein schmerzerfüllter Laut erklang.
Der Körper des Riesen stürzte über die Empore zu uns hinab. Ein übelkeitserregendes Geräusch begleitete seinen Aufprall auf dem Boden der Kathedrale und ich wandte meine Augen in stillem Grauen ab, erblickte Red Sam, nicht weit von mir, der mit unbewegter Miene seine noch rauchende Pistole in der Hand hielt.
Rotes Blut besudelte mein weißes Kleid, als ich mich zu Bahir niederbeugte. Auch Andrea Luca war auf den Beinen und besah sich die Wunde des Wüstenprinzen, warf einen bittenden Blick zu Sadira, die sich bereits in Bewegung gesetzt hatte und mit bleichem Gesicht zu uns hinüberrannte.
Andrea Luca erhob sich, sein Gesicht eine entschlossene Maske, hinter der alle Feuer des Abgrundes mit einer verzehrenden Hitze loderten. Das Rapier nun wieder fest in der Hand, hatte er sich zu der Empore umgewandt, auf der der Fürst immer noch stand. Er starrte voll ohnmächtigen Zornes auf uns hinab, wo Sadira bemüht war, Bahirs Blutung zu stillen, so gut sie es unter diesen Umständen zu vollbringen vermochte.
Niemals zuvor hatte ich eine solch schwelende Wut in Andrea Lucas Stimme vernommen wie in diesem Moment, da er angespannt auf den Fürsten zu trat. Die Herausforderung deutlich in jeder Bewegung, in jedem Atemzug zu spüren.
Kälte erfasste mein Herz, als ich begriff, was er vorhatte, was er nun tun musste. Schlimmer noch als die Kälte, die mein Herz berührt hatte, als Bahir zu Boden gestürzt war und sich selbst geopfert hatte, um uns zu retten.
»Du bist zu weit gegangen, Pascale. Und du hast in deiner Grausamkeit jedes Recht
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