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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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meinen Besuch nicht lange für mich. Die Worte verließen meinen Mund, bevor Alesia überhaupt zu einem weiteren Satz ansetzen konnte.
    »Was wisst Ihr über Santorinis Pläne und was habt Ihr ihm verraten? Sprecht schnell und wagt es nicht, mich zu belügen, Alesia. Diesmal bin ich in der besseren Position für Verhandlungen.«
    Ich konnte spüren, wie Alesia schmerzhaft schluckte und ein Schluchzen über ihre Lippen drang. Der Verlust Andrea Lucas und die verlorene Macht, die damit einherging, schienen sie schwer getroffen zu haben. Ihre Stimme klang weinerlich und dünn, sie zeigte das junge Mädchen, das unter dem Gewand einer Artista verborgen war.
    »Ich habe ihm nichts verraten, bitte glaubt mir! Er sagte, dass er dafür sorgen würde, dass Andrea Luca mich vor Ablauf des Jahres heiraten wird, wenn ich alles tue, was er von mir verlangt!«
    Alesia schluchzte jetzt herzzerreißend, doch sie überzeugte mich nicht von ihrer Ehrlichkeit. Sie würde jede Leichtgläubigkeit für sich nutzen, daran bestand kein Zweifel und ich war mir nicht sicher, ob sie ihr Wissen nicht doch noch verkaufen würde, wenn sich die Gelegenheit bot – falls sie es nicht bereits getan hatte. Es gab keine Garantie dafür, dass die Artista die Wahrheit sprach.
    »Woher wisst Ihr, wer ich bin?«
    Das Schluchzen verstummte allmählich, doch ihre Stimme blieb so dünn wie zuvor. Ich hatte selten ein solches Elend zu Gesicht bekommen wie Alesia della Francesca, nachdem man ihr das liebste Spielzeug genommen hatte. Sie flüsterte nahezu.
    »Es ist Euer Aussehen. Blaue Augen und helle Haut. Beinahe keine Terrano besitzt diese Merkmale und nur eine war dafür bekannt – Fiora Vestini, die rechtmäßige Fürstin von Serrina, die vor zweiundzwanzig Jahren ihr Fürstentum verlassen hat und spurlos verschwunden ist. Es war nicht schwer, eine Verbindung zu sehen. Sie verschwand zur gleichen Zeit wie der damalige Hofmaler, Giorgio Cellini, ...«
    Ich hörte Alesias Ausführungen ohne Gefühlsregung zu.
    Ja, Fiora war der Name meiner Mutter und mein Vater war am Hofe Serrinas Hofmaler gewesen, bevor er seine Position aufgrund einer Auseinandersetzung mit dem Bruder der Fürstin verloren hatte. Und um das Verschwinden von Fiora Vestini rankten sich genügend Legenden, um mühelos ein ganzes Buch damit zu füllen. Ihre Worte entsprachen der Wahrheit. Doch meine Mutter war eine einfache Frau, keine Fürstin aus dem Geschlecht der Vestini.
    Alesias Worte verursachten mir eine Übelkeit, die langsam durch meinen Körper sickerte. Ich unterdrückte mühsam das beginnende Zittern meiner Hand und blickte sie weiterhin starr an. Ich war nicht bereit, an die Geschichte der jungen Artista zu glauben, denn wenn auch nur ein Funken Wahrheit darin lag, so wäre mein Leben ebenso verwirkt wie das meiner Schwester.
    Alesia schien an ihrer Erzählung Gefallen gefunden zu haben. Die Tränen trockneten schnell, während sie munter weiterplapperte.
    »Niemand ahnt etwas davon. Ich habe die Familiengeschichte der Vestini durchforstet und den dunklen Fleck darin entdeckt, den sie zu verbergen trachten. Auch ein Bildnis der Fürstin habe ich gefunden und es hat mich auf Eure Spur geführt. Ihr seht genauso aus wie sie und Eure Schwester sicher ebenfalls. Ja, Euer Aussehen ist verräterisch, Lukrezia. Es wundert mich, dass bisher kein anderer darauf gekommen ist. Noch nicht einmal Andrea Luca weiß davon ...«
    Bei der Erwähnung seines Namens krampfte sich meine Hand um den Dolch, der noch immer an Alesias Kehle ruhte. Sie mochte tatsächlich nichts über die Pläne des Fürsten wissen, aber diese Behauptung ließ mich aufhorchen.
    »Woher wollt Ihr wissen, ob er keine Kenntnis davon besitzt, Alesia? Ich bin mir sicher, dass er es Euch nicht anvertraut hätte. Euer Verhältnis erscheint mir nicht unbedingt vertrauensvoll und eng.«
    Das selbstvergessene Lächeln auf Alesias Lippen wirkte unter diesen Umständen merkwürdig verdreht, es passte nicht zu der Situation, in der sie sich befand. Noch weniger tat dies ihr lautes Auflachen. Hektisch legte ich meine Hand über ihren Mund und horchte, ob es jemanden geweckt hatte. Tatsächlich hörte ich, wie sich eine Tür öffnete und jemand über den Flur lief. Vor Alesias Schlafraum hielten die Schritte inne und wer auch immer dort draußen war, lauschte seinerseits. Ich presste den Dolch noch fester an Alesias Hals und blickte sie warnend an, bedeutete ihr, nun keinen Fehler zu machen. Eine besorgte Frauenstimme erklang

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