Kuss der Finsternis - Cole, K: Kuss der Finsternis
schulde dir wohl noch Glückwünsche, nachdem du deinen Krieger geheiratet hast.“
Myst atmete aus. „Es war nicht meine Idee, dir das zu verheimlichen. Aber ich dachte, es könnte auch nichts schaden, wenn du es erst ein paar Wochen später erfährst. Vor allem, nachdem Nikolai und ich durchgebrannt sind.“
„Oh. Heidnische Zeremonie?“
„Standesamt.“
„Cool.“
„Und du bist also Sebastians Braut.“ Als Kaderin es nicht leugnete, fragte Myst: „Was läuft denn da zwischen euch beiden?“
Kaderin stellte sich auf die Zehenspitzen, um das vordere Ende der Schlange sehen zu können. „Keine Ahnung.“ Seit der Wüste hatte sie ihn nur ein paar Nächte gesehen. Sie reiste kreuz und quer durch die Welt, und er hatte sie noch zweimal in der Sonne erwischt. Wenn sie zusammen waren, benahm er sich ihr gegenüber zurückhaltend, regelrecht reserviert, was sie nicht weiter überraschte nach ihrer entsetzten Reaktion auf seinen Vorschlag, ihn zu heiraten.
Warum war diese Schlange bloß so lang? Sie hatte irgendwie gehofft, diese Aufgabe rasch hinter sich bringen zu können. Sie befürchtete, Sebastian könnte ihren Flir t – und ihre Kleidun g – missbilligen, sollte er doch noch auftauchen. Trotzdem, lieber einen Wutanfall von Sebastian riskieren, als ein Date mit einem überaus lästigen Werwolf.
„Sebastian ist gerade bei Nikolai. Und demzufolge, was ich in den letzten Tagen bei ihren Unterhaltungen aufgeschnappt habe, kennt Sebastian deine Erinnerungen“, sagte Myst. „Lässt du ihn von dir trinken?“
„Oh, um Freyas willen, du machst wohl Witze!“, rief Kaderin. Gleich darauf blickte sie sich hastig um, aber niemand in der Schlange vor ihr hatte zugehört, und hinter ihr stand niemand. Mit gesenkter Stimme gab Kaderin zu: „Er hat mich gebissen. Aus Versehen.“
„Sieh mal, Kad, ich bin von Nikolai ganz hin und weg, aber mir ist schon klar, dass das noch lange nicht heißt, dass alle Walküren mit Vampiren glücklich werden. Und ich bin nicht siche r … Ich weiß nicht, ob Sebastian wirklich begreift, worauf er sich mit dir einlässt. Vor allem, wenn’s darum geht, was du jetzt vorhast. Er begreift einfach nicht, dass du alles tun musst, um deine Familie zu retten. Er ist mehr so der Typ ‚ lieber tot als entehrt ‘ .“
„Das ist mir auch schon aufgefallen.“
„Es wird Nikolai umbringen, seinen Bruder leiden zu sehen, aber ich kann nicht zulassen, dass du einen Fehler machst. Ich würde lieber wachsam bleiben, was ihn betrifft“, sagte Myst. „Und dann dürfen wir natürlich Furie nicht vergesse n … “
„Weißt du was, Myst?“, unterbrach Kaderin sie. „Ich kann gerade nicht darüber sprechen. Willst du mir einen Gefallen tun? Halt Sebastian heute Abend fern von mir.“
„Wie soll ich das denn anstellen?“, rief Myst. „Das Einzige, was ihn interessiert, ist, mehr über dich zu hören.“
„Dann erzähl ihm doch etwas. Nur nicht über den Segen. Und nichts über Dasha und Rika.“
„Gibt es von dir denn sonst irgendwas Interessantes zu berichten?“
„Sehr lustig, Myst.“
„Selber schuld, Kaderin, du Warmherzige “, sagte Myst in Anspielung auf Kaderins ehemaligen peinlichen Spitznamen. „Kommt davon, wenn du meine Ratschläge nicht annehmen willst.“
Sobald sie das Gespräch beendet und ihr Telefon in ihrem Täschchen verstaut hatte, tauchte ein stämmiger Türsteher auf, der die Schlange unter die Lupe nahm. Es dauerte nicht lange, bis sie ihm ins Auge fiel. Seltsamerweise schien er eher auf die Gegend um ihre spitzen Ohren zu starren, die sie unter ihren Haaren versteckt hatte, als auf ihren Minirock.
Aber dann ließ er sie aus dem mit einer Samtkordel abgesperrten Bereich heraustreten und begleitete sie nach vorn.
Als sie an Cindey vorbeikam, zuckte Kaderin in gespieltem Bedauern mit den Schultern. „Scheint so, als ob der Retro-Nuttenlook heute Abend nicht so gefragt ist, Cin.“
Als Sebastian Nikolai und eine verdächtig mitteilsame Myst endlich auf Blachmount zurückließ und sich zu Kaderin translozierte, fand er sich in einem Nachtclub wieder, der nichts ähnelte, was er jemals gesehen hatte. Das musste wohl die Aufgabe in Kolumbien sein, von der er gehofft hatte, sie würde sie nicht auswählen.
Laserartige Lichter schossen in bizarren, sich ständig ändernden Mustern über die gewölbte Decke. Halbnackte Tänzerinnen hingen in Käfigen hoch über der Tanzfläche.
Die Käfige erinnerten ihn an seinen letzten Traum. Darin war Kaderin auf
Weitere Kostenlose Bücher