Kuss des Apollo
vielleicht ist sie nach Husum gefahren, zu Theodor Storm«, fiel Frau Holm ein. »Davon hat sie mal gesprochen, dass sie da gern hinfahren würde.«
»Auch in Husum wird das Telefon schon erfunden sein, nehme ich an«, sagte Jana. »Jetzt rufen wir mal Alexander an, vielleicht fällt dem was ein. Bis Herbert aus Amerika zurückkommt, müssen wir den Fall geklärt haben.«
Der Fall klärte sich bereits am nächsten Tag. Es kam ein Brief für Inga Holm, ein Brief aus London.
In dem entschuldigte sich Geraldine für ihr unfreundliches Verschwinden. Schuld daran sei ein Schiff mit Namen
Prinz Hamlet,
sie hätte es vor einiger Zeit schon gesehen, als sie in Hamburg war, und diesmal habe sie nicht widerstehen können, und jetzt sei sie in London.
Auch diesmal hat ein guter Geist mich beschützt, ich habe Herrn Bronski getroffen, Karel Bronski, mit dem ich ja schon gefilmt habe, mit ihm fliege ich jetzt nach Paris, dort treffen wir Challier, der ja wieder mit mir arbeiten möchte und einen guten Stoff für uns beide hat. Und mit Challier möchte ich gern wieder arbeiten. Ich gebe gleich Bescheid, wenn ich Näheres weiß. Viele, viele Grüße an Nelson.
Und schließlich gab es noch ein PS:
Sebastian Klose soll am besten bei Ihnen bleiben, so wird er wenigstens gut versorgt. Und Pygmalion machen wir später, da kann er ganz beruhigt sein. Er soll sich inzwischen mit dem Drehbuch beschäftigen, wir haben ja schon alle drei daran gearbeitet. Vielen Dank, Frau Holm, für alles, was Sie für mich getan haben.
»Ist ja heiter«, sagte Jana. »Wir zerbrechen uns hier den Kopf und sind schon beinahe bei der Polizei gelandet. Und sie reist mit einem guten Geist erst per Schiff nach London und fliegt dann weiter nach Paris. Und Bronski läuft ihr auch über den Weg. Was soll ich eigentlich Herbert erzählen? Er kommt in den nächsten Tagen aus Amerika zurück.«
Inga Holm lachte. »Am besten das mit Challier, der Film war ja wirklich klasse, und mit dem würde er sicher auch gern wieder arbeiten.«
»Hm«, machte Jana. Und dann sah sie Sebastian Klose an, der schweigend bei ihnen saß und den Inhalt des Briefes, den Frau Holm vorgelesen hatte, noch verdauen musste. »Soll er wirklich bei dir bleiben, Mutter?«
Inga Holm lächelte. »Er stört mich nicht. Er soll ja arbeiten. Und ab und zu mit Nelson spazieren gehen. Nicht, Herr Klose?«
Sebastian versuchte es auch mit einem Lächeln. »Wenn ich noch eine Weile hier bleiben darf, das wäre schön. Ich könnte wirklich mit dem Drehbuch beginnen. Aber wenn Sie mich loswerden wollen, sagen Sie es bitte gerade heraus.«
»Abgemacht. Das werde ich tun.« Sie wandte sich an Jana. »Und dir würde ich vorschlagen, du rufst deinen Mann in Amerika an. Er ist schließlich auf Challiers Wunsch hin nach Hollywood geflogen. Vielleicht weiß er ja von dem neuen Stoff und sitzt sogar längst mit im Boot. Möglicherweise ist es auch sinnvoll, dass er eine Zwischenlandung in Paris einlegt. Das könnte für alle gut sein.«
Jana nickte. Dann seufzte sie.
»Ich hoffe es. Und ich schlage vor, nachdem wir jetzt Bescheid wissen, dass wir heute Abend ganz vornehm essen gehen. Am besten wieder mal ins Landschaftliche Haus.«
»Gute Idee«, sagte Inga Holm. »Nelson geht dort auch gern hin. Und ein bisschen müssen wir ihn ja trösten, weil Geraldine nicht mehr hier ist.«
»Sie wird schon wiederkommen«, sagte Sebastian. »Wenn sie mit Challier fertig ist. Erst mal kommt jetzt der dran. Und ich glaube, ich weiß auch, welchen Stoff er im Sinn hat.«
Über das Buch
Acht Jahre nach ihrem letzten Roman erzählt sie nun die bewegende Geschichte einer unscheinbaren jungen Frau, für die der Kuss eines geheimnisvollen Unbekannten alles verändert.
Geraldine Bansa ist eine von vielen jungen Schauspielerinnen, die sich Hoffnung auf die ganz große Karriere machen. Die kleinen Rollen, die sie spielen darf, verdankt sie nur ihrer Affäre mit dem arroganten, aber aufstrebenden Regisseur Sebastian Klose. Doch auch er nimmt die unauffällige Geraldine nicht ernst. Trotzdem darf sie bei seinem ehrgeizigsten Projekt, einer opulenten Verfilmung des Amphitryon-Themas an Originalschauplätzen, wieder mitspielen. Und dann geschieht das Wunder: Gerade als das Projekt an den Eitelkeiten im Filmteam zu scheitern droht, wird Geraldine von einem geheimnisvollen jungen Griechen geküsst – und aus der hässlichen Raupe wird ein wunderschöner Schmetterling. Geraldine blüht auf, sprüht mit einem Mal vor Charme
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