Kuss des Apollo
legte den Kopf zurück und schloss die Augen. »Am schönsten war es mit Challier. Die Franzosen sind wirklich gute Liebhaber.«
Er ließ sie abrupt los.
»Das sagst du mir? Jetzt und hier? Nachdem wir uns geliebt haben.«
»Wenn du dich an die Frauen nicht erinnern kannst, dann wahrscheinlich, weil es zu viele waren. Bei mir waren es nicht so viele Männer, also kann ich mich noch ganz gut erinnern. Mach nicht so ein finsteres Gesicht. Wir sprechen nicht mehr von deinen Frauen und nicht mehr von meinen Liebhabern, du hast Burckhardt genannt, ich Challier, von Alexander haben wir schon öfter gesprochen, und Odysseus kann ich leider nicht bekommen. Ich könnte zwar …« Sie legte wieder den Kopf zurück. »Ich könnte mit ihm mal nach Dänemark fahren. Es muss ja nicht Griechenland sein.«
»Was soll denn das nun wieder heißen? Du willst mit ihm nach Dänemark fahren?«
»Er hat ein schönes Motorboot, das liegt in Munkmarsch vor Anker, und mit dem fährt er manchmal nach Dänemark. Er kennt da ein hübsches Hotel, und gut zu essen bekommt man auch, und Penelope fährt nicht gern mit, sie bleibt lieber hier und – au! Du tust mir weh.«
»Hast du keine Angst, dass ich dich verprügle?«
»Das hast du früher nicht getan. Es wäre immerhin eine neue Variante.«
Sie schwang sich mit einem Sprung aus dem Bett und lachte. »Ist ja gut, er hat mir mal davon erzählt. Silke fährt öfter mit hinüber. Also ist das schon etwas schwierig. Wenn Silke geheiratet hat und auf Hochzeitsreise ist, dann könnte man mal darüber reden. Schon gut. Ehe du mich verhaust, gehe ich lieber schlafen. Es ist schon zwei Uhr. Schlaf schön!«
Und damit verließ sie das Zimmer.
Er konnte lange nicht einschlafen. Denn eins war ihm klar geworden: Diese Geri war nicht mehr die Geri von früher.
Am nächsten Morgen, es war Freitag, saßen sie wieder bei ihrem Familienfrühstück, und die Damen besprachen den Einkaufszettel fürs Wochenende.
»Ich fürchte, es wird am Wochenende sehr voll werden«, sagte Frau Holm. »Es ist besser, wir essen zu Hause.«
»Ja, finde ich auch«, sagte Geraldine.
Und Sebastian, nur um etwas zu sagen, denn nach seiner Meinung war nicht gefragt worden: »Aber da haben Sie so viel Arbeit, Frau Holm.«
»Erstens ist es nicht viel Arbeit, für drei Leute zu kochen, und zweitens koche ich gern.«
»Wir fahren nach Westerland, und ich kaufe bei Blum Heringssalat für heute Abend. Und wir bringen ein paar Flaschen Wein mit. Und mittags essen wir bei Wallner, da gibt es österreichische Küche, die esse ich gern, und dann …« Sie löffelte ihr Ei aus, das tägliche Ei, an das sie sich nun langsam gewöhnt hatte, da klingelte das Telefon.
Geraldine sprang auf und lief hinaus in die Diele, um das Telefon zu holen, denn dank Alexander gab es nun ein tragbares Gerät im Haus.
Sie reichte Frau Holm den Hörer, und die sagte: »Hallo, Alexander.«
Geraldine teilte wie immer ihr zweites Brötchen mit Nelson. »Aber warum denn?«, sprach Frau Holm in das Telefon. »Ihr fehlt es hier doch an nichts. Und warum soll sie sich langweilen. Du bist sehr unhöflich, mein Lieber. Wir unterhalten uns gerade darüber, was wir am Sonntag machen. Das ist doch Blödsinn, wenn du wegen eines Tages herfliegen willst. Wie?«
Was Alexander sagte, konnten sie nicht hören. Aber Frau Holm schüttelte energisch den Kopf.
»Ich denke, ihr habt Schwierigkeiten mit eurer Evi. Da kannst du Jana nicht allein lassen. Und dein Vater ist auch noch nicht wieder da.«
»Aha, aha«, sagte sie dann. »Das ist doch dieser Franzose, mit dem Geraldine die
Zehnte Symphonie
gedreht hat. So, der will wieder mit ihr spielen. In Frankreich gibt es ja sicher auch ein paar begabte Stars. Aha, aha.«
Geraldine lachte, legte den Kopf in den Nacken und streckte die Hand nach dem Telefon aus.
»Ich geb sie dir mal«, sagte Frau Holm.
»Alexander? Wir frühstücken gerade. Was habe ich da mitbekommen? Du willst herkommen?«
Sie lauschte eine Weile, dann sah sie erst Frau Holm, dann Sebastian an. Sie lächelte.
»Es ist wirklich Blödsinn, für einen Tag nach Westerland zu fliegen. Uns geht es prima hier. Und außerdem will ich morgen mit Odysseus nach Dänemark fahren. Wie?«
Sie schwieg für einen Moment.
»Aber ja, warum denn nicht? Silke und ihr Freund kommen auch mit. Vielleicht bleiben wir sogar über Nacht. Sie kennen ein schönes Hotel in … in …«
Frau Holm machte stumme Lippenbewegungen, und Geraldine fuhr fort: »In Ribe. Kennst du
Weitere Kostenlose Bücher