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Kuss im Morgenrot: Roman

Kuss im Morgenrot: Roman

Titel: Kuss im Morgenrot: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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sagte Leo. »Ich mache mir Sorgen über den Einfluss, den sie auf Beatrix haben könnte.«
    »Du hast ihren Einfluss doch noch nie angezweifelt«, konterte Harry. »Und allem Anschein nach hat sie bei Beatrix ganze Arbeit geleistet.«
    »Das hat sie. Die Enthüllung dieser geheimnisvollen Verbindung zu dir bereitet mir dennoch Sorgen. Soweit ich weiß, heckt ihr gerade etwas zusammen aus.«
    »Nein.« Harry sah ihm eindringlich in die Augen. »Wir hecken nichts aus.«
    »Warum dann diese Geheimnistuerei?«
    »Ich kann es dir nicht erklären, ohne etwas von meiner eigenen Vergangenheit preiszugeben …« Und nach einer kurzen Pause fügte Harry mit finsterer Miene hinzu: »Was mir überhaupt nicht recht ist.«
    »Das tut mir ja so leid«, erwiderte Leo ohne jede Spur von Mitleid. »Worum geht es?«
    Harry zögerte noch einmal, als überlegte er, ob er ihm etwas erzählen sollte oder nicht. »Cat und ich hatten dieselbe Mutter. Sie hieß Nicolette Wigens. Sie war gebürtige Britin. Ihre Familie wanderte von England nach Buffalo, New York, aus, als sie noch ein Kind war. Da Nicolette ihr einziges Kind war – die Wigens hatten sie sehr spät bekommen –, war es ihr großer Wunsch, sie mit einem Mann verheiratet zu sehen, der sich um sie kümmerte. Mein Vater Arthur war gut doppelt so alt und ziemlich wohlhabend. Ich nehme an, die Wigens haben die Partie erzwungen – Liebe war gewiss nicht im Spiel. Aber Nicolette heiratete Arthur, und bald darauf wurde ich geboren. Ein bisschen zu bald, um genau zu sein. Es wurde gemunkelt, dass Arthur gar nicht der Vater war.«
    »War er’s?«, konnte sich Leo nicht verkneifen zu fragen.
    Harry lächelte zynisch. »Kann man das jemals so genau wissen?« Er zuckte mit den Achseln. »Wie auch immer, meine Mutter ist letztlich mit einem ihrer Lover nach England abgehauen.« Harrys Blick war distanziert. »Sie hatte danach noch andere Männer, glaube ich. Selbstbeherrschung war nicht gerade die Stärke meiner Mutter. Sie war ein verwöhntes, zügelloses Luder, aber schön war sie. Cat sieht ihr sehr ähnlich.« Er hielt nachdenklich inne. »Nur ist sie weicher. Edler. Und anders als unsere Mutter hat Cat ein gütiges, mitfühlendes Wesen.«
    »Tatsächlich«, sagte Leo verdrossen. »Zu mir ist sie noch nie gütig gewesen.«
    »Das liegt daran, dass du ihr Angst machst.«
    Leo warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Inwiefern könnte ich diesem kleinen Zankteufel Angst machen? Und jetzt komme mir nicht damit, dass sie sich in männlicher Gesellschaft unsicher fühlt, denn gegenüber Cam und Merripen verhält sie sich immer sehr freundlich.«
    »Bei ihnen fühlt sie sich sicher.«
    »Warum bei mir nicht?«, fragte Leo gekränkt.
    »Ich glaube«, sagte Harry nachdenklich, »weil sie dich sehr stark als Mann wahrnimmt.«
    Die Offenbarung versetzte Leos Herz einen Stich. Er studierte den Inhalt seines Brandyglases mit gespielter Langeweile. »Hat sie dir das erzählt?«
    »Nein, das habe ich selbst beobachtet, in Hampshire.« Harry machte ein bitteres Gesicht. »Wenn man etwas über Cat erfahren will, muss man besonders aufmerksam sein. Sie würde nie über sich sprechen.« Er schüttete den restlichen Brandy hinunter, stellte das Glas vorsichtig auf dem Tisch ab und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Nachdem meine Mutter Buffalo verlassen hatte, habe ich nie wieder etwas von ihr gehört«, fuhr er fort, verschränkte die Finger und legte sie auf seinen flachen Bauch. »Erst viel später, als ich gerade zwanzig geworden war, erhielt ich einen Brief von ihr, in dem sie mich bat, zu ihr zu kommen. Sie war von einer zehrenden Krankheit befallen, einer Form von Krebs. Ich nahm an, dass sie vor ihrem Tod sehen wollte, was aus mir geworden war. Noch am selben Tag schiffte ich mich nach England ein, doch sie starb kurz vor meiner Ankunft.«
    »Und da hast du Marks getroffen?«, ermunterte ihn Leo.
    »Nein, sie war nicht da. Entgegen Cats Wunsch, bei ihrer Mutter zu bleiben, hatte man sie zu einer Tante und Großmutter väterlicherseits geschickt. Und der Vater, der anscheinend nicht gewillt war, am Krankenbett zu wachen, hatte London gleich ganz verlassen.«
    »Ein wahrhaft ritterlicher Geselle«, stellte Leo fest.
    »Eine Frau aus dem Dorf hatte sich während der letzten Woche ihres Lebens um Nicolette gekümmert. Sie war es, die mir überhaupt von Cats Existenz erzählt hat. Ich überlegte kurz, ob ich sie besuchen sollte, aber ich entschied mich dagegen. In meinem Leben war kein Platz für

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