Kuss mit lustig
dann waren Schritte auf der Treppe zu hören, und dann stand auch schon Loretta vor uns. Sie war blass und zitterte, und ihr Haar war zerzaust. Sie weinte und lachte, beides gleichzeitig. Typischer Fall von Borderline-Hysterie.
Alle Mann starrten auf ihre Hände und Füße. Keine Verbände, keine Verstümmelungen.
»Du hast ja noch alle deine Zehen«, sagte ich.
Sie sah an sich herab. »Ja«, sagte sie. »Wieso?«
»Er sagte, er habe dir zwei Zehen abgehackt. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen.«
»Meine können es nicht gewesen sein«, sagte Loretta.
Ich sah Morelli an, und Morelli zuckte die Achseln. Er hatte auch keine Ahnung, wer zu den beiden Zehen gehörte.
Es war sechs Uhr, und wir saßen alle mit Sandwichbrötchen vor dem Fernseher und warteten auf die Nachrichten. Mooner, Gary, Zook, Loretta, Dom, Morelli, Bob und ich. Lula hatte zugunsten einer Nacht mit ihrem Honigbär abgesagt. Mooner kam für die Party auf, mit dem Geld, das er bei der Explosion des Econoline eingesammelt hatte. Zwanzigtausend Dollar hatte er Loretta und Zook gegeben, zehntausend an den Tierschutzverein, um kostenloses Sterilisieren von Katzen anbieten zu können, und mit dem restlichen Geld hatte er sich eine gebrauchte, fahlgelbe Corvette gekauft. Gut, das Geld war nicht ganz legal, aber was soll's, wir hatten es hier mit Mooner zu tun, und alles, was Mooner machte, war am Rande der Legalität.
Die Titelmelodie ertönte, und vor Spannung rutschten wir alle nach vorne. Brenda erschien auf dem Bildschirm, mit einem Pullover, der tiefe Einblicke erlaubte, und einem Superminirock. Sie hatte zwei blaue Augen und immer noch das Pflaster auf der Nase.
»Exklusiv für Sie, liebe Zuschauer, die Lösung des Neun-Millionen-Dollar-Rätsels«, verkündete sie. »Meine äußere Erscheinung bitte ich Sie zu entschuldigen, ich hatte einen Zusammenstoß mit einer Pizza.«
Im Film sah man den weinroten Econoline, wie er zuerst ins Schlingern geriet, dann in das Deli-Geschäft raste und schließlich in Flammen aufging. Nächste Szene: Brenda mit den Tampons in der Nase. »Und jetzt folgt ein Interview mit dem Mann, der den Schwerverbrecher zur Strecke gebracht hat.«
Die Kamera schwenkte zu Mooner, und alle Zuschauer in Morellis Wohnzimmer johlten begeistert und pfiffen.
»Erklären Sie uns doch mal, wie Sie das gemacht haben«, sagte Brenda und hielt Mooner das Mikro unter die Nase.
»Mit meiner Kartoffelrakete«, sagte Mooner mit Blick in die Kamera. »Und meinem Kanonier Gary, der mir immer genau die richtige Kartoffelmunition gegeben hat. Das ist sein Verdienst.«
Die Kamera schwenkte wieder auf Brenda. »Das war es für heute«, sagte sie. »Ein weiterer Exklusivbericht von Brenda. Und zu Ihrem Leidwesen und meinem Glück ist dies meine letzte Nachrichtensendung auf diesem Sender. Ich habe demnächst meine eigene Reality-Show im Fernsehen, landesweit. Und ich darf Ihnen auch schon meinen Ko-Moderator in dieser Show vorstellen, meinen ganz persönlichen Stalker und Hellseher Gary.«
Wieder Pfiffe und Johlen, und Gary verbeugte sich.
Dom stand auf und hob eine Flasche Bier. »Jetzt, wo alles vorbei ist und Loretta in Sicherheit, möchte ich sagen: Lassen wir die Vergangenheit ruhen. Ich finde zwar immer noch, dass Morelli sich scheiße benommen hat, als er Loretta geschwängert und sie dann im Stich gelassen hat, aber ich habe nicht mehr vor, ihn deswegen umzubringen.«
Loretta sah Dom verdutzt an. »Was redest du für einen Blödsinn? Morelli ist nicht Marios Vater. Morelli war ein Spinner. Mit so einem wollte ich nichts zu tun haben.«
»Wer ist denn dann der Vater?«, wollte Dom wissen.
»Lenny Garvis. Er hat mich einen Tag vor seinem Tod geschwängert. Mario hat es immer gewusst, aber sonst habe ich es niemandem gesagt.«
Lenny Garvis! Er war in Morellis Klasse gewesen, zwei Jahre über mir, geistig ein paar Jahre zurück. Ich erinnere mich daran, wie er starb. Der Idiot war an einem Erdnussbutter-Bananen-Sandwich erstickt. Das muss man sich mal vorstellen! Da gehört schon was zu, an einem Erdnussbutter-Bananen-Sandwich zu ersticken.
Dom schien noch nicht überzeugt. »Ich habe dich doch mit Morelli in der Garage erwischt.«
»Das war ich nicht«, sagte Loretta. »Das war Jenny Ragucci. Dieses Flittchen.«
Morelli lachte. »Jenny Ragucci? Ja, das könnte sein. Bei Flittchen war ich ziemlich angesagt.«
Ich sah ihn an.
»Aus und vorbei«, sagte Morelli. »Heute stehe ich auf Pilzköpfchen.«
»Wow, Mann«, sagte
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