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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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blicken konnte und wieder aus ihr zurück; er brachte die Seele zur Ruhe, erinnerte einen an die Ewigkeit, in diesem Augenblick, an dem niemand den Himmel ohne Schrecken betrachten konnte, ohne Furcht vor irgendeiner Bewegung, ohne mit der Anwesenheit von Fremden zu rechnen.
    Die Ruinen von An-ehon lagen gerade jenseits des Horizontes im Norden, um sie an diese Macht zu erinnern, die sie auf ihrem eigenen Land zu Flüchtlingen gemacht hatte, ihrer Zelte beraubt, ihrer Habseligkeiten, von allem – außer dem, was sie an jenem Morgen getragen hatten, als das Unheil hereinbrach. Es lag Bitterkeit darin, über das Lager zu blicken und so viele zu vermissen, so ungeheuer viele, daß man jedesmal, wenn man sich umdrehte, an einen der Verlorenen dachte, als wäre er noch im Lager, dann erkannte und erschauerte. Er war Kel'en, einer aus der Kriegerkaste; der Tod war sein Fach, und es war ihm erlaubt zu trauern, aber er tat es nicht. Es war dumpfe Bestürzung in dem Teil von ihm, der an und für sich berührt sein sollte. In den letzten Tagen hatte er sich gegenüber den Toten einer Minderheit zugehörig gefühlt, als ob all die Zahllosen, die während der langsamen Zeitalter der sterbenden Meere in die Dunkelheit gegangen waren, eher die Lebenden betrauern sollten. Er verstand die Ursachen der Dinge nicht. Als Kel'en las und schrieb er nicht, besaß er nichts von der Weisheit der Sen-Kaste, die lernend zu Füßen einer She'pan saß, die nicht von dieser Welt stammte. Er beherrschte nur den Gebrauch der Waffen und das Kel-Gesetz, die Dinge, die zu wissen einem Kel'en anstanden.
    Neuerdings war es angemessen, über Dinge Bescheid zu wissen, die über Kutath hinausgingen; er versuchte es zumindest. Das Kel war die Kaste, die sich verschleierte, Das-Gesicht-Das-Nach-Außen-Blickte. Dieses Außen hatte sich in mehr verwandelt als die nächste Erhebung des Landes; es bestand aus Außenseitern und Schiffen und einer Art des Kampfes, die im Verlauf der Zeitalter auf Kutath zur Erinnerung geworden war, und der Stolz und das Heilige, vom Kel verteidigt, verboten es ihm, davor zurückzuweichen, seit es gekommen war.
    Sie hatten einen Kel'anth – mochten die Götter sie schützen! –, der aus der Dunkelheit stammte; sie hatten eine She'pan, die ihr die freundliche She'pan weggenommen hatte, die zuvor Mutter des Stammes gewesen war... jung war sie und trug die Kel-Narben im Gesicht; es paßte, dachte er, daß die She'pan dieses Zeitalters die Kel-Zeichen trug, die bekundeten, daß sie einst zur Kel-Kaste gehört und Geschick mit Waffen errungen hatte. Eine She'pan kälterer und wilderer Prägung war diese Melein s'Intel; keine Mutter, die mit den Kindern des Kath spielte, wie es ihre Sochil getan hatte, die mehr Zeit mit dem freundlichen Kath als mit der Sen-Kaste verbracht hatte, mehr der Liebe als der Weisheit zugetan. Melein war ein kalter Wind, ein Atem aus der Dunkelheit; und was ihren Kel'anth anging, ihren Kriegerführer...
    Ihn haßte Hlil beinahe, nicht wegen der Toten in An-ehon, was gerechtfertigt sein mochte, sondern wegen des Kel'anth, den er getötet hatte, um den Stamm zu übernehmen. Es war ein selbstbezogener Haß, und Hlil widerstand ihm; ein solcher Groll entwürdigte Merai, der bei der Herausforderung diesem Niun s'Intel unterlegen war. In Wirklichkeit war Merai gestorben, weil die freundliche Sochil durch die Herausforderung wild geworden war darüber, daß eine fremde She'pan ihre Kinder von ihr verlangte, um sie auf einen Weg zu führen, den Sochil nicht kannte.
    Merai und Sochil waren tot. Von Merais Verwandtschaft war nur seine Schwester geblieben; von seinem Stamm nur ein auf der Flucht befindlicher Überrest; und die Ehrenzeichen, die Merai in seinem Leben gewonnen hatte, besaß jetzt ein Fremder.
    Sogar ihn selbst, Hlil, hatte dieser Fremde errungen, denn das Kel-Gesetz gab dem Sieger die Stellung des Besiegten bis hin zu dessen letzten Schulden gegenüber Verwandtschaft, Blut und Land. Hlil war Zweiter hinter Niun s'Intel, wie er Zweiter hinter Merai gewesen war. Er saß im Kel neben diesem Fremden, duldete die Nähe des seltsamen Tieres, das Niuns Schatten war, trug mit an dem Kummer, der die Handlungen des Kel'anth durchsetzte – und der nicht, war er überzeugt, durch das Gemetzel unter dem Volk ausgelöst worden war, das der Kel'anth noch gar nicht richtig hatte kennenlernen können, sondern dem eher das Verschwinden des anderen fremden Schattens des Kel'anth zugrundelag, der auf zwei Füßen

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