Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.
ihr euch nicht rühren könnt und euch der Rost vollends auffrißt; ich bin schon mit anderen fertig geworden; ihr könnt wählen!«
Trurl verwarf jeden Gedanken an Verhandlungen, aber Klapauzius war anderen Sinnes und fragte, was sich der Diplomand denn eigentlich wünsche.
»Die Rede höre ich gern«, versetzte dieser hierauf. »Ich sammle Schätze des Wissens, denn dies ist das Hobby meines Lebens, das sich aus der Hochschulbildung und der praktischen Einsicht in das Wesen der Dinge ergibt, zumal es hier für gewöhnlich Schätze, nach denen einfältige Räuber gieren, nicht zu kaufen gibt; Wissen hingegen sättigt den Hunger nach Erkenntnis, außerdem ist bekannt, daß alles Existierende Information ist; ich sammle sie also seit Jahrhunderten und werde es auch weiterhin tun; natürlich habe ich auch nichts dagegen, Gold oder Juwelen zu kassieren, denn das ist schön, erfreut das Auge und kann aufgehängt werden, aber ich tue es nur nebenbei, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Ich mache darauf aufmerksam, daß ich Prügelstrafe für falsche Wahrheiten anwende, ebenso für falsche Metalle, denn ich bin ein Schöngeist und lechze nach Authentizität!«
»Und was wäre das für eine authentische und wertvolle Information, nach der es dich verlangt?« fragte Klapauzius. »Jede, vorausgesetzt, daß sie wahr ist!« erwiderte jener. »Jede kann in einer Lebenslage von Nutzen sein. Meine Keller und Verliese sind ziemlich voll, aber es geht noch einmal soviel hinein. Erzählt, was ihr wißt und was ihr könnt, ich schreibe es mir auf. Aber schnell!«
»Da haben wir uns eine schöne Sache eingebrockt«, flüsterte Klapauzius Trurl ins Ohr, »der kann uns ein ganzes Jahrhundert hier festhalten, ehe wir ihm alles gesagt haben, was wir wissen, unsere Weisheit ist ungeheuer!«
»Warte«, versetzte hierauf Trurl, »laß mich mit ihm verhandeln.« Und laut sagte er: »Hör zu, du diplomierter Räuber. Was das Gold anbelangt, so besitzen wir Informationen, die mehr als alle anderen wert sind, es besteht eine Methode, wie man Gold aus Atomen gewinnt; sagen wir es gleich: aus Wasserstoffatomen, denn ihrer gibt es im Kosmos ohne Zahl – willst du dieses Rezept, dann sind wir uns einig, hinterher läßt du uns frei.«
»Ich habe schon eine ganze Kiste mit solchen Rezepten«, erwiderte das Maul und glotzte zornig aus seinen Augen. »Alle taugen sie nichts. Ich lasse mich nicht mehr betrügen – erst muß die Gebrauchsanweisung ausprobiert werden.«
»Warum nicht? Das ist möglich. Hast du einen Topf?«
»Nein.«
»Macht nichts, es wird auch ohne Topf gehen, Hauptsache, es dauert nicht lange«, entgegnete Trurl. »Das Rezept ist einfach: so viele Atome Wasserstoff, wie ein Atom Gold wiegt, also siebenundachtzig; dann die Wasserstoffatome von den Elektronen säubern, dann die Protonen rühren, den Kernteig durchkneten, bis Mesonen auftauchen, und ringsum alles hübsch mit Elektronen besetzen. Dann hast du reines Gold. Sieh her!«
Trurl begann Atome zu fangen, schälte die Elektronen heraus, mischte die Protonen, daß man seine Finger in der Eile gar nicht sah, knetete den Protonenteig, zog Elektronenkreise ringsherum, dann verfuhr er ebenso mit dem nächsten Atom; kaum waren fünf Minuten vergangen, da hielt er bereits einen Klumpen echten Goldes in den Händen, reichte ihn dem Maul, dieses biß an, nickte und sagte: »Na schön, Gold ist das ja, aber ich schaffe es nicht, den Atomen so schnell hinterherzulaufen. Ich bin zu groß.«
»Macht nichts, du bekommst dafür einen geeigneten kleinen Apparat!« lockte Trurl. »Denk nur, auf diese Weise läßt sich alles in Gold umwandeln, nicht nur der Wasserstoff, wir geben dir auch noch Rezepte für andere Atome; der ganze Kosmos läßt sich in Gold umwandeln, wenn man sich bloß ein bißchen anstrengt!«
»Wäre er ganz aus Gold, so verlöre er jeden Wert«, versetzte hierauf der praktische Mäuler. »Nein, eure Vorschrift nützt mir nichts: das heißt, gewiß, aufgeschrieben habe ich sie, aber das genügt nicht! Ich lechze nach Schätzen der Wissenschaft!«
»Was willst du dann, Teufel noch mal?«
»Alles!«
Trurl sah Klapauzius an, Klapauzius den Trurl, und dieser sprach wie folgt: »Wenn du einen großen Schwur tust und schwörst, daß du uns dann gleich freiläßt, geben wir dir die Information über die Allinformation, das heißt, wir bauen dir eigenhändig einen Dämon Zweiter Ordnung, welcher magisch, thermodynamisch, unsklavisch und statistisch ist und dir aus einem
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