L.A. Woman
wie Footballspieler, die sich besprachen. Sie starrten auf die Zeitschrift, die Joey ihnen zeigte. Es war das Bild einer Frau, deren Frisur aussah, als ob sie gerade aus einem sehr lebhaften Windkanal aufgetaucht wäre.
„Ich weiß nicht …“, wiederholte Sarah, aber Taylor und Martika schoben sie schon in die Arme einer unglaublich dünnen jungen Frau in schwarzen Jeans und weißem T-Shirt, die ihr Haar in einem strengen Knoten zurück gebunden hatte. Die Frau stupste sie in den Umkleideraum und gab ihr ein pinkfarbenes Handtuch, während sie Sarahs Haar nur ganz kurz ansah und höhnisch lächelte. Sarah sagte nichts mehr. Sie konnte ihr Haar nicht so lassen, das war offensichtlich. Und Martika und Taylor schienen schließlich zu wissen, was sie taten. Nicht wahr?
Sie setzte sich ans Waschbecken und erlaubte es Joey, ihr Haar mit etwas zu shampoonieren, das köstlich nach Aprikose duftete, während Martika ihm ausführlich das Fiasko mit Benjamin beschrieb. Sarah war es egal … wenn man seine Probleme nicht mit seinem Friseur teilen konnte, mit wem dann? Mit jedem Satz schien Joey wütender zu werden … und überzeugter davon, dass er ein Meisterwerk aus ihr machen würde. „Das wird ein Hammer“, sagte er mit zusammengekniffenen Augen, sein Augenbrauen-Piercing glitzerte. „Dieser Arsch. Dieser
totale
Arsch.“
Es fühlt sich gut an, dachte Sarah, und einige pinkumhüllte Frauen, die unfreiwillig gelauscht hatten, begannen, ihre Meinung abzugeben. Diese Salons, diese guten Salons haben was, dachte Sarah, das ist wie Gruppentherapie und Pyjamaparty in einem. Doch als sie fortfuhren, über Benjamin zu sprechen, begann ihr Herz zu schmerzen … ja, der Arsch, der totale Arsch. Vier Jahre verlobt, fünf Jahre ein Paar, und er wollte nicht mit ihr zusammenleben? Das war eine Frechheit. Sie spürte, wie die Tränen in ihr aufstiegen, und versuchte, an etwas anderes zu denken, doch es gelang ihr nicht, und sie gab auf. Die Frauen nickten ihr zu und erzählten ihre eigenen Geschichten, was ein wenig half.
„Verschwende keine Tränen an diesen Idioten“, sagte Martika unnachgiebig. „Dir ging es doch all die Monate gut ohne ihn, oder? Und um ganz ehrlich zu sein, er hat dich nur benutzt.“
„Ich weiß“, antwortete Sarah und versuchte, den Kopf nicht zu bewegen, solange Joey an ihren Haaren schnitt und zog. „Es ist nur so, dass ich daran gewöhnt bin, von ihm benutzt zu werden.“
„Oh Süße, das kenne ich“, warf eine ältere Frau ein.
„Gut, und jetzt kannst du dich dran gewöhnen, unabhängig zu sein“, sagte Martika, und mehrere ältere Damen nickten bestätigend. Es hätte Sarah nicht gewundert, wenn alle gemeinsam aufgestanden wären und ein Lied angestimmt hätten. An so einem Tag war alles möglich.
Taylor lächelte verzückt. „Du weißt, was das bedeutet. Neue Klamotten!“
„Ich bin arbeitslos, Taylor“, stöhnte Sarah, und erst dann wurde ihr klar, dass sie sich gerade in einem Friseur-Salon in Beverly Hills befand. Sie hatte Gerüchte gehört, dass man hier schon für einen einfachen Haarschnitt einhundert Dollar ausgeben konnte. Guter Gott, ab sofort musste sie sich einen Haushaltsplan aufstellen. Was tat sie nur hier?
Als ob Martika die Panik in ihren Augen gesehen hätte, legte sie eine starke Hand auf ihre Schulter. „Du wirst nicht lange arbeitslos sein.“
Und Taylor legte eine tröstende Hand auf die andere Schulter. „Wir wissen, dass das nicht leicht ist“, sagte er mit beruhigender Stimme. „Dann lass uns wenigstens darüber
nachdenken
, was du tragen solltest. Nimm’s nicht persönlich, Mädchen, aber jedes Mal wenn ich dich in diesem Jeans-Outfit sehe, möchte ich am liebsten losheulen.“
„Bei mir ist es dieses Kleidchen mit den Blumen“, sprang Martika ein. „Dieses Pseudo-Laura-Ashley-Teil.“
Sarah biss sich auf die Lippen, beleidigt. „Ich kann nicht sehen, was falsch an meinen Kleidern sein soll.“
„Natürlich nicht. Ich bin sicher, dass Benjamin all deine Klamotten in Ordnung findet.“
Da hatte Martika Recht, und Sarah hielt den Mund.
Wie aufgeregte Schulkinder blätterten Martika und Taylor die Zeitschriften durch, die meisten waren italienisch oder französisch mit Frauen auf den Titelbildern, die aussahen wie Katzen und hasserfüllt in die Kamera starrten. „Was hältst du davon?“ fragten sie gelegentlich, aber Sarah antwortete immer, dass sie sich nicht sicher sei. Offenbar glaubten die beiden, das bedeute nichts anderes als
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