L.A. Woman
„perfekt!“, und rissen die angesprochenen Seiten heraus.
Sie verbrachte fast eine Stunde mit Folien auf dem Kopf unter der Trockenhaube. Joey stieg nun voll in die Unterhaltung mit ein, riss Zeitschriftenbilder aus und verglich sie miteinander. Sarah konnte nicht hören, was sie sagten, sah aber, dass sie wild gestikulierten. Andere Kunden mischten sich ein. Plötzlich machte jeder mit. Sarah versuchte, in ihrer Zeitschrift zu lesen, und gab vor, mit all dem nichts zu tun zu haben. Nach einer grausam langen Zeit verkündete Joey endlich, dass sie fertig sei.
„Es war nicht leicht“, sagte er in einem Tonfall, der bei einer Dankesrede während der Oscar-Verleihung gepasst hätte, „aber ich denke wir sind uns alle einig, dass es die Mühe wert war.“
Als Sarah in den Spiegel sah, fiel ihre Kinnlade herab. Ich sehe wie
vereist
aus, war das Erste, was ihr in den Sinn kam. Oder, als ob ich über eine sonnengesprenkelten Wiese rennen würde. Ihr sonst eher aschblondes Haar leuchtete nun in verschiedenst getönten Strähnen. Auch über die geradezu
kunstvollen
Wellen war sie überrascht, das sah so gar nicht nach den wirren Locken aus, die sie gewohnt war.
„Wie lange wird das halten?“ fragte sie und hob ihre Hände zum Kopf, berührte aber nur die Aura der Frisur, aus Angst, wenn sie den Haaren zu nahe käme, würde die ganze Pracht mit einem „Puff“ in sich zusammen fallen und sie wieder so aussehen wie vorhin, als sie den Salon betreten hatte.
Joey lachte. „Du musst nur ein paar ganz einfache Schritte beachten“, sagte er. „Ich gebe dir ein wenig Modelliercreme, die du in die Haare einarbeitest … ein wenig von diesem Mousse gibst du dann in die Spitzen … dann machst du einfach so …“, er beugte sich kopfüber, „ … und dann so, wirfst dann die Haare mit einem Schwung zurück, und das war’s schon. Ganz einfach.“ Er grinste. „Und erzähle natürlich jedem, dass ich dein Friseur bin.“
Martika und Taylor hätten nicht stolzer aussehen können, wenn sie Sarahs Eltern gewesen wären.
„Lasst uns jetzt die Stadt auf den Kopf stellen“, sagte Martika.
Taylor schüttelte den Kopf. „Warte mal, wie heißt das in der Werbebranche immer? Es kommt nur auf die richtige Positionierung an! Dieser Haarschnitt ist ein
fabelhafter
Anfang, auf jeden Fall, aber wir müssen trotzdem einen weiterführenden Plan machen.“ Er grinste und ergriff Martikas Arm. „Mein Vorschlag: Dinner im El Torito und
Tonnen
von Margaritas!“
„Ich bin dabei.“ Martika hängte sich bei Sarah ein, nahm ihr den verknautschten Jeans-Hut aus der Hand und warf ihn kurzerhand in einen großen silbernen Mülleimer. Sarah lächelte.
„Du hast was getan?“ Judith beobachtete, wie Sarah langsam ihren Salat aß, während ihr Haar platinfarben und honigblond in der Nachmittagssonne schimmerte.
„Ich habe Benjamin verlassen.“
„War das vor oder nach deinem emotionalen Feuerwerk in der Agentur?“ fragte Judith. „Denn wenn es vorher war, könnte ich es vielleicht schaffen, dass du deinen Job zurückbekommst. Ich könnte was von vorübergehendem Wahnsinn erzählen. Ich meine, Becky stand selbst unter starker Belastung und würde dir bestimmt noch eine Chance geben, vor allem, weil sie jetzt so knapp an Mitarbeitern ist …“
„Ich will meinen Job nicht zurück“, sagte Sarah fest entschlossen. „Es tut mir Leid, wenn du wegen mir jetzt Ärger hast, Judith.“
Judith glättete die Serviette auf ihrem Schoß und blickte aus dem Fenster. „Das hat schon etwas Unruhe gestiftet. Ich meine, schließlich habe ich dich empfohlen.“
„Und es tut mir auch schrecklich Leid, aber ich konnte für diese entsetzliche Frau nicht einen einzigen Tag länger arbeiten“, sagte Sarah, und ihre grünen Augen blickten sehr ernst. „Sie hat mich gebeten, das Katzenklo sauber zu machen, Judy. Ich schwöre dir, diese Frau ist ein Albtraum!“
„Du hättest anders damit umgehen müssen, Sarah“, entgegnete Judith freundlich. „Du hättest einfach Nein sagen können.“
Sarah seufzte. „Ich glaube nicht, dass du das verstehst.“
„Ich habe so was doch auch erlebt“, sagte Judith. „Wir alle hatten schon Albtraum-Chefs. Jeder muss seine …“
„Sag bitte nicht ‚Pflicht erfüllen‘“, unterbrach Sarah mit ungewöhnlich harter Stimme. „Glaub mir, sonst fange ich an zu schreien.“
Judith war so überrascht, dass sie ihre Gabel sinken ließ. „Sarah, was ist nur in dich gefahren? Erst dieser Ausbruch in der
Weitere Kostenlose Bücher