L.A. Woman
was Besseres verdient.“
Taylors Augen waren gerötet, und sein sonst immer so ironischer Gesichtsausdruck wirkte so – zur Hölle, wie? Traurig? Oder gar verächtlich? „Martika, du bist keine große Hilfe.“
Sie runzelte die Stirn. „Ich tue mein Bestes. Ich meine es Ernst, Süßer, du hast Besseres verdient.“
„Woher willst du wissen, was gut für mich ist, Tika?“
Sie lehnte sich zurück. „Weil ich immer weiß, was gut für andere ist.“
„Und was ist gut für dich?“
„Das hier. Mit dir hier rumzuhängen, Spaß zu haben und meinen besten Freund zu trösten.“
„Versteh mich bitte nicht falsch“, sagte er langsam, und sie fragte sich, ob das wohl an den Drinks lag. „Aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dein eigenes Leben in Ordnung zu bringen?“
Sie kannte seine Stimme so gut, dass sie einen Moment brauchte, um zu registrieren, was er gerade gesagt hatte. „Was zum Teufel …?“ Ihre Stimme überschlug sich fast. Sie kniff die Augen zusammen und rutschte ein Stück von ihm weg.
Er hob die Hände schützend vors Gesicht und bat sie, sich zu beruhigen. „Tika, es ist nicht so, dass ich deine Bemühungen nicht zu schätzen weiß. Aber du hast das alles mit Luis nie wirklich verstanden. Du hast keine Ahnung, wie es ist, jemanden so zu lieben, dass du alles für ihn tun würdest.“
„Oh, das ist so ein Blödsinn“, rief sie. „Denk doch mal an alles, was ich für dich tue. Verdammt, ich kümmere mich sogar um Sarah … Okay, ich habe keine feste Beziehung, aber wer braucht so was denn?“
Er seufzte. „Jetzt hör mir mal zu, Tika. Ich habe ja nicht gesagt, dass du einen Mann brauchst, um glücklich zu sein.“
„Verdammt richtig.“
„Ich meine nur, dass du auf jeden Fall
nicht
glücklich bist. Und dass du die Letzte bist, die mir sagen kann, was ich tun sollte.“
Sie blinzelte. Über eine Ohrfeige hätte sie nicht überraschter sein können.
„Seit wie vielen Jahren kennen wir uns jetzt?“
Sie versuchte, ruhig zu bleiben. „Seit ich sechzehn bin.“
„Seit du von Zuhause fortgerannt bist“, ergänzte er. „Ich kenne dich, seit du deinen Namen geändert hast. Und weißt du, was komisch ist? Davon abgesehen, dass du ein bisschen gewachsen bist, hast du dich in all der Zeit nicht verändert.“
Sie lächelte. „Danke.“
„So habe ich das nicht gemeint.“
„Hör zu. Ich weiß, dass ich ein paar Fehler gemacht habe, aber ich kann mit ihnen leben. Weißt du noch wie es war, als ich verheiratet war?“
Er verdrehte die Augen. „Oh, Jesus Christus. Das habe ich ja völlig verdrängt.“
„Nun, es war dumm, aber ich habe an ihm gehangen, bis er mich verlassen hat.“ Sie runzelte die Stirn. „Ich habe mich eineinhalb Jahre lang völlig aufgegeben. Du hast mir geholfen, mich wieder aufzurappeln. Also sag nicht, dass ich nicht weiß, was Liebe ist. Ich habe nur beschlossen, sie nicht auf Männer zu verschwenden, mit denen ich schlafe. Das ist alles.“
Er schüttelte den Kopf. „Tika, was soll ich nur mit dir machen?“
„Es ist mein Leben. Ich spiele, ich zahle.“
„Genau das ist es ja, was ich meine. Ich kriege das schon hin, Martika. Nur … lass es mich auf meine Art anpacken, okay?“
Sie wollte darüber nachdenken, aber da begannen die Bauchschmerzen wieder. „Nein“, sagte sie schließlich. „Ob du es magst oder nicht, ich werde mich um dich kümmern. Also. Was willst du jetzt trinken?“
Judith warf einen Blick auf die Gäste bei der Gartenparty, die der Dekan für die recht kleine juristische Fakultät abhielt. Die Szene erinnerte sie an einen Spielfilm aus den vierziger Jahren, die Männer trugen Smoking und schwarze Fliegen, die Frauen Cocktailkleider. Sie selbst hatte ein blassrosa Seidenkleid gewählt, das so aussah, wie Amerikaner sich chinesische Kleider eben vorstellten. David mochte es, wenn sie ihre Herkunft betonte. Die Tatsache, dass sie kein Wort Chinesisch sprach und noch nie in China gewesen war, spielte dabei keine Rolle. Sie schaute durch die Fenster ins Haus und sah die Bibliothek des Dekans, in der ein Computer stand.
Nein, du wirst deine E-Mails jetzt nicht abrufen!
Sie hatte versucht, das Erlebnis mit Roger aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Seine E-Mails hatte sie seitdem nicht mehr gelesen, aber trotzdem musste sie immerzu an ihn und seine Worte denken. Als David an dem Abend nach Hause kam, hatte er schockiert feststellen müssen, dass sie umgehend mit ihm schlafen wollte, und es hatte ihr mehr Spaß
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