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L.A. Woman

L.A. Woman

Titel: L.A. Woman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Yardley
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auf der obersten Stufe, während er um die Ecke bog und schließlich aus ihrem Blickfeld verschwand.
    Und das genau in dem Augenblick, in dem ich die zweite Runde meiner Verführung einläuten wollte.
Noch kein Sex, dieses Mal würde sie auf einem Vorspiel bestehen, und zwar auf einem ausführlichen. Sie war so in ihre Gedanken versunken, dass ihr gar nicht auffiel, wer sich ihr näherte. Die nörgelige Stimme jedoch kam ihr gleich so bekannt vor.
    „Ich verstehe nicht, warum wir in diesen Club gehen müssen“, meckerte eine männliche Stimme. „Wir hätten auch einfach ins Islands gehen und danach ein Video ausleihen können.“
    „Liebling“, antwortete eine weibliche Stimme, „wir gehen doch so gut wie nie aus.“
    Sarah drehte sich langsam um und sah direkt in Benjamins Augen.
    „Hallo Sarah.“ Der Anzug, den er trug, passte einfach nicht in so einen trendigen Nachtclub. Benjamin sah aus wie ein Zeuge Jehovas, der darauf aus war, Sünder zu retten. Er sollte besser in eine einfache Sportbar gehen. Dann schwenkte Sarahs Blick langsam auf Benjamins Begleiterin. Sie war groß und unglaublich dünn. Sarah dachte sofort an die Pfunde, die sie durch all die Drinks und Restaurantbesuche zugelegt hatte. Die Frau hatte glattes schokoladenbraunes Haar, das sich an den Spitzen leicht nach außen wellte. Sie lächelte nicht.
    Wenn ich sie wäre, dachte Sarah, würde ich auch nicht lächeln.
    Er stand einen Augenblick unbeholfen neben seiner – Begleiterin? Freundin? Lebensgefährtin? „Wie geht es dir?“ fragte er schließlich.
    Du meinst, nachdem ich aus deinem Haus gerannt bin, weil du mit mir in demselben Bett geschlafen hast, in dem du jede Nacht mit deiner Jessica verbringst? Sie warf einen Blick auf Jeremy, der noch immer am Ende der Straße in sein Telefongespräch vertieft war. Sie zuckte die Achseln. „Ganz gut. Und dir?“
    „Im Job läuft es wirklich gut. Man spricht sogar von Beförderung, aber ich weiß nicht recht. Die Stadt geht mir ein wenig auf die Nerven“, sagte er. „Vielleicht schaue ich mich nach was anderem um, nach einem Job im Norden. Ohne den Smog und all die merkwürdigen Gestalten.“
    Sarah fiel auf, dass seine Begleiterin diese Bemerkung nicht besonders erfreut aufnahm, sondern die Stirn runzelte und plötzlich viel älter aussah. Sarah fragte sich, wie alt sie wohl in Wirklichkeit war.
    „Und hast du inzwischen einen Job?“ Er brachte tatsächlich das Kunststück fertig, interessiert zu klingen. Himmel, wahrscheinlich
war
er sogar interessiert. Einen Job zu kündigen, um dann eine Sekretärin auf Zeit zu werden, war für sogenannte normale Menschen gleichbedeutend mit beruflichem Selbstmord. Es ist auch Selbstmord, dachte sie, zumindest bin ich so erzogen worden, das zu glauben.
    „Ich habe jetzt einen Job.“
    „Oh. Etwas mit Zukunft, hoffe ich?“
    „Ich bin nicht wirklich auf der Suche nach etwas mit Zukunft.“
    „Sondern nach etwas, das dir Zeit lässt, dich selbst zu finden. Das ist wahrscheinlich eine gute Idee, du warst in letzter Zeit so gestresst.“ Natürlich.
Jetzt
plötzlich verstand er sie. Wie praktisch, schließlich war er ja jetzt mit einer anderen zusammen. Und als ob ihm das gerade selbst wieder eingefallen wäre, deutete er neben sich und sagte: „Habe ich dir Jessica schon vorgestellt?“
    Das war also Jessica. Deren Lächeln sollte vermutlich warm sein, aber es gelang ihr nicht so richtig.
    „Nein, das hast du nicht, aber ich habe mir natürlich schon gedacht, dass das Jessica sein muss, wer sollte es auch sonst sein? Hi, Jessica!“ Sarah biss die Zähne zusammen und streckte eine Hand aus. „Ich bin Sarah. Ich war mal mit Benjamin verlobt.“
    Die Frau warf Benjamin einen schmerzvollen Blick zu. Offenbar hatte sie nichts davon gewusst. Diesmal wirkte sie nicht älter, sondern eher jünger, geradezu verletzlich. In diesem Moment hasste Sarah Benjamin.
    „Ehrlich gesagt gefällt mir mein Job sehr“, fuhr sie hastig fort. Natürlich hätte sie ihr letztes Treffen erwähnen können, doch Jessica würde schon noch von alleine herausfinden, was für ein Mensch Benjamin war. Was würde sie dann wohl tun? Sarah wollte nicht einmal darüber nachdenken. „Man könnte zwar sagen, dass ich nur eine Sekretärin bin, aber ich bin mehr eine persönliche Assistentin. Von Richard Peerson.“
    Benjamin grinste nachsichtig. „Sollte ich ihn kennen?“
    Sie zuckte die Schultern. „Er hat den Pulitzerpreis gewonnen und ist ein millionenschwerer Bestseller-Autor.

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