Labyrinth der Geheimnisse 01 - Achterbahn ins Abenteuer
nein.“
Kiwis Zunge schnellte zweimal hervor.
„Siehst du!“, rief Phil. „Und dass Jago nicht mal auf meine SMS antwortet, ist auch kein gutes Zeichen. Er braucht sonst höchstens zehn Minuten.“
Kresse seufzte. „Du machst dir echt Sorgen, was? Hör zu: Wir gehen nach der Schule bei Jago vorbei. Ich habe bis zur fünften, und du?“
„Ich auch“, sagte Phil. „Eigentlich bis zur sechsten, aber Physik fällt aus.“
„Also, dann treffen wir uns um Viertel nach zwölf wieder hier?“
Phil nickte nervös.
Vor der nächsten Stunde fing ihn die Rabenquarz im Treppenhaus ab. Phil ging gerade an einem Wandgemälde vorbei, auf dem mutige Ritter gegen Feuer speiende Drachen kämpften.
„Philipp, auf ein Wort! Sag einmal, mein Lieber“, fing sie mit listigem Lächeln an, „dieser Jago und du, ihr habt euch doch angefreundet. Nicht?“
Die Lehrerin kam vor einem Drachen mit weit ausgebreiteten Schwingen zum Stehen. Da sie seinen Körper verdeckte, sah es so aus, als hätte sie sich die Schwingen auf den Rücken geschnallt.
„Jago fehlt heute“, erwiderte Phil.
„Ich weiß.“ Die Rabenquarz bleckte die Zähne. „Ich komme gerade aus dem Sekretariat. Dort liegt keine Krankmeldung vor. Weißt du, wo er steckt?“
„Leider nein“, antwortete Phil. Entsetzt dachte er: keine Krankmeldung! Damit schied eine von Kresses Theorien aus.
„Falls du ihm doch noch über den Weg läufst, richte ihm bitte von mir aus: Es bleibt alles wie besprochen.“ Die Rabenquarz ließ ihre Fingerknöchel knacken.
„Was meinen Sie damit?“, fragte Phil.
„Er hat es dir nicht erzählt? Nun, dafür hatte er wohl seine Gründe.“ Mit unterdrücktem Kichern stakste sie davon.
Phil schüttelte verwundert den Kopf. Doch die Sache mit dem Labyrinth beschäftigte ihn so sehr, dass er das seltsame Gespräch nach fünf Minuten wieder vergessen hatte. Er konnte ja nicht ahnen, welch handfeste Drohung sich hinter den Worten der Lehrerin verbarg.
Kurz nach halb eins bogen Phil und Kresse endlich in den Lanzenweg ein. Sie schwitzten, denn Jago wohnte auf einem Berg westlich der alten Stadtmauer.
Die beiden steuerten auf ein Steinhaus zu. Über der Tür glänzte der Messingschriftzug ROTSCHMIEDE in der Mittagssonne.
Phil klingelte. Als sich von drinnen Schritte näherten, hoffte er, Jago wäre zu Hause.
Stattdessen wurde die Tür von einer Frau geöffnet, die Plastikhandschuhe und eine giftgelbe Sprühflasche trug.
„Ja bitte?“, fragte sie.
Phil und Kresse hatten die Frau noch nie gesehen.
„Ähm … ist Jago da?“, stammelte Phil.
„Nein. Und sein Vater auch nicht, der ist auf Dienstreise.“
Der Blick der Frau fiel auf Kresses Kragen und sie begann zu kreischen. „Iiiiii, da ist eine Schlange!“
Ehe Kresse sich’s versah, riss die Frau ihre Sprühflasche hoch und nebelte Kiwi ein.
Der Gecko röchelte, zappelte wie wild mit den Beinen und flüchtete panisch in Kresses Kragen.
„Aufhören!“, rief Kresse, die selbst husten musste. „Das ist keine Schlange, das ist mein Gecko!“
Phil bemerkte das Totenkopfsymbol auf der Flasche. „Ist das Gift?“
„Ein Gecko …“, murmelte die Frau fassungslos und schüttelte vor Abscheu den Kopf, wobei sich kein Härchen in ihrer helmförmigen Frisur bewegte.
Dann atmete sie durch und erklärte: „Ich mache hier sauber. – Wollt ihr, dass ich Jago einen Zettel schreibe?“
„Nein, ähm …“ Phil dachte fieberhaft nach. Sie mussten unbedingt zu den Löwenfiguren in Jagos Zimmer!
„Jago wollte uns ein Computerspiel leihen“, schaltete sich Kresse ein. „Er hat gesagt, wenn er nicht zu Hause ist, sollen wir es uns einfach holen.“
Phil musterte seine Freundin bewundernd von der Seite. Sie wurde kein bisschen rot.
Die Frau runzelte die Stirn. „Computerspiel? Na schön. Aber passt auf da oben: Das Zimmer ist die reinste Gefahrenzone!“
[ Lösung ]
Leider kannten sie den Weg in Jagos Zimmer nicht. Weiter als in den Flur waren sie bisher nie gekommen, denn Jago zerrte sie immer gleich nach draußen.
Die Putzfrau hatte da oben gesagt, also gingen sie die Treppe hoch in den ersten Stock.
„Hier!“, flüsterte Kresse und zeigte auf eine Tür, an der ein riesiges King-Kong-Poster klebte.
Phil drückte die Klinke hinunter. Er fühlte sich wie ein Einbrecher. Die Tür ließ sich nur schwer öffnen. Von der anderen Seite drückte das blanke Chaos dagegen.
Kresse staunte: „Das ist kein Zimmer – das ist ein Bau! Wie bei Mardern! Ich frag mich, was
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