Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)
portugiesisch oder so was. Und die Gänge hinter der Buchhandlung sind zwar etwas verschachtelt, aber es gibt keinen anderen Weg nach draußen als zurück durch das Einkaufszentrum. Dort hinten kann sich der Junge unmöglich verlaufen haben. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Wahrscheinlich schläft er längst im Auto seiner Eltern auf dem Weg nach Hause.
Ich sammle die Mandela-Magnete auf und sortiere ein bisschen den anderen Mist, der auf dem Ladentisch durcheinandergeraten ist. 21:25 Uhr. Noch fünf Minuten bis Ladenschluss. Gott, was für ein langer Tag. Ich brauche einen Drink.
Ich gehe zum Schalter für die Buchbestellungen und schalte das Licht aus und wieder ein, um den letzten Kunden zu signalisieren, dass wir gleich schließen. Bradley folgt mir.
»He, Daniel, alter Kumpel.«
»Ja?«
»Würde es dir was ausmachen, heute für mich abzuschließen?«, fragt er und reicht mir die Ladenschlüssel.
Was soll das denn, du Arschloch? Wenn hier einer Überstunden schieben sollte, dann du, denn schließlich bekommst du dreimal so viel wie ich, also lass mich in Ruhe. »Ja, sicher, kein Problem.«
»Du arbeitest doch morgen früh, oder? Dann musst du als Erster hier sein, um aufzuschließen. Halb acht?«
»Okay.« Ich weiß, ich bin ein verdammtes Weichei, aber was soll ich machen? Wenn ich regelmäßig die Kasse abrechne und immer gut auf die Schlüssel aufpasse, kann ich Bradley möglicherweise eine Gehaltserhöhung aus dem Kreuz leiern. Das zusätzliche Geld könnte ich gut gebrauchen.
Bradley hüpft zur wartenden Josie hinüber und sagt: »Geritzt.« Sie lächelt und gemeinsam gehen sie nach hinten ins Büro, um ihre Sachen zu holen.
Der Safeschlüssel hängt nicht an Bradleys Schlüsselbund, also folge ich ihnen. Ich tippe den Code ein und öffne die Tür zum Büro.
»Ich wusste, dass er ...«, sagt Josie gerade, dann hält sie inne und errötet.
Bradley lacht, aber als er merkt, dass ich da bin, dreht er sich um.
Ich lächle Josie an. »Oh, hi.« Dann sage ich Bradley, dass mir der Safeschlüssel fehlt.
»Oh, sicher. Hier.« Bradley fischt ihn aus seiner Hosentasche.
Ich bemühe mich, ruhig zu bleiben, als ich zurückgehe, um die Ladentür abzuschließen, aber ich habe eine Vision, wie ich Bradley den langen Tresorschlüssel in sein verficktes Nasenloch ramme.
Kapitel 3: RHODA
In einem Einkaufszentrum gibt es weniger Versteckmöglichkeiten, als man meinen sollte. Zwischen einem vergessenen Reinigungswagen und einem dieser sinnfreien riesigen Pflanzkübel quetsche ich mich mit angezogenen Knien in die Ecke. Der Gestank nach dreckigen Putzlappen und Reinigungsmitteln treibt mir die Tränen in die Augen, und die feuchten, miefigen Finger eines Wischmopps streicheln meine Wange. Ich hole mein Handy heraus, schalte es auf stumm und warte mit angehaltenem Atem.
Fingerlings Stiefel poltern an mir vorbei, und gerade als ich aufatmen will, zögert er. Scheiße! Er ist so nahe, dass ich um den Kübel herum nach seinen Hosenaufschlägen greifen könnte. Ich zucke zusammen, als die Musikberieselung des Einkaufszentrums abrupt vom knisternden Rauschen seines Walkie-Talkies übertönt wird. Gelbauges Stimme plärrt durch das Knacken; er sagt etwas in einem gutturalen Afrikaans, das ich nicht verstehe. Fingerling antwortet mit einem Seufzer und den Worten: »Nee, Boss.«
Meine Lunge schmerzt von der wilden Flucht, und das vorsichtige flache Atmen durch die Nase macht es nicht besser. Verdammt. Ich hätte mich verpissen sollen, als ich die Möglichkeit dazu hatte. Gelbauge hätte ich im Parkhaus leicht abhängen können (diesen fetten Bastard), und ich bin mir ziemlich sicher, dass Simon der Sadist immer noch zusammengekrümmt auf dem schmierigen Teppich des Wachdienstbüros liegt und sich die Eier hält.
Noch ist keine Polizei in Sicht. Aber auch wenn die südafrikanischen Bullen tatsächlich so jämmerlich lahmarschig sind, wie ich gehört habe, dürften mir noch maximal fünf Minuten bleiben.
Fingerlings schwere Schritte entfernen sich in Richtung Rolltreppe. Erleichtert lasse ich den angehaltenen Atem ausströmen und verlagere das Gewicht, um meine verkrampften Schenkel zu entlasten.
Soll ich? Verdammt, warum eigentlich nicht? Ich ziehe den Umschlag aus meiner Tasche und knibble eines der Päckchen auf. Ich stippe meinen Zeigefinger in das Pulver und reibe es mir aufs Zahnfleisch. Das Zeug ist schwer mit Babypuder verschnitten, aber trotzdem fühlt es sich an, als ob mir eine kühle Sauerstoffbrise
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