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Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition)

Titel: Labyrinth der Puppen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. L. Grey
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Minutenzeiger meiner Armbanduhr rückt auf die Neun vor. Ich gehe ganz bestimmt nicht vor Ende der Pause zurück an die Arbeit. Im Gegenteil, ich genehmige mir noch ein paar zusätzliche Minuten – meine Zigarettenpause, wenn man so will.
    Ich höre jemanden vor sich hin pfeifen, dann das hallende Patschen von Gummisohlen. Ein Metzger aus dem benachbarten Woolworths, den kahlen Kopf mit einer Plastikkappe bedeckt und die Hosenbeine des fleckigen weißen Overalls in blaue Gummistiefel gestopft, schlendert in der Nase bohrend vorbei. Er bleibt einen Moment vor der Tür des Kühlraums stehen, auf deren dreifach verglastem Fenster sich seit einem früheren Einbruchsversuch ein Spinnwebmuster abzeichnet. Als seine Nasalforschung abgeschlossen ist, tippt er den Zugangscode ein: 1-2-3-4. Ich habe schon so oft beobachtet, wie die Leute diesen Code eingeben. Da lässt der Laden so ein Hightech-Sicherheitssystem einbauen und traut seinen Mitarbeitern dann nicht zu, sich eine Zahlenkombination zu merken.
    Ich zähle langsam bis vier, und ein Schwall kalter Fleischluft bläst durch den Korridor wie der Wind einer herannahenden U-Bahn. Manch anderem hätte der Gestank nach gefrorenem Blut wahrscheinlich für immer die Lust auf Steaks verdorben; mir nicht.
    Ich sollte jetzt lieber zurück in die Filiale. Als ich auf dem Weg zum Ausgang bin, gehen die Lampen flackernd aus und die Notbeleuchtung schaltet sich ein. Die Klimaanlage kommt knirschend zum Stehen, als hätte jemand das Meeresrauschen abgeschaltet. Erst denke ich, das Einkaufszentrum wird noch mal abgeriegelt, so wie gestern Abend. Aber das hier ist nicht nur eine kurzfristige Störung; die Notbeleuchtung bleibt an. Na toll, ein Stromausfall. Die ersten paar Male fand ich das ja noch ganz lustig: Ich konnte früher nach Hause, vorher noch einen trinken gehen. Aber jetzt kommt das fast jede Woche vor und Only Books hat eine Batterie-Notversorgung für die Beleuchtung installieren lassen. Was bedeutet, dass wir weiterarbeiten und alles mit der Hand aufschreiben müssen. Nach Schichtende, wenn der Strom wieder da ist, verbringen wir dann Stunden damit, die ganzen Umsätze und Kreditkarten-Transaktionen nachzubuchen. Die Geschäftsführung weiß schon, wie sie einem den Spaß verderben kann.
    Mir wird schwer ums Herz, als ich die Schwingtür mit ihrer dicken, verkratzten Gummischürze sehe. Sie trennt die Angestellten und Lieferanten der Highgate Mall von der Kundschaft. Raus aus meiner sicheren Zuflucht, zurück in die Welt der Einzelhandelssklaverei. Gerade will ich die Tür öffnen und die Bühne betreten, als mich ein kleiner Junge rammt und den Korridor entlangrennt. Ich mache mir fast in die Hose vor Schreck. Ein kleiner, dicker, dunkelhaariger Bursche in rotem T-Shirt und Jeans. Aber ich höre kein Geräusch, als er an mir vorbeiläuft. Ist er barfuß? Keine Ahnung. Ich überlege, ihm zu folgen, um zu sehen, wo er hinwill und ob alles in Ordnung ist, aber dann springen brummend der Strom und das Licht wieder an und ich beschließe, doch lieber in den Laden zu gehen. Hier kann er sowieso nirgends hin.
    Khosi steht auf einer Leiter im Schaufenster von Only Books und füllt es mit dem Mist, den die Leute lesen, die immer stolz von sich behaupten: ›Ich lese nicht.‹ Only Books – nur Bücher. Na klar, nur Bücher, Kaffee, Süßigkeiten, Knabberzeug, Geschenkpapier, Schreibwaren, sogar Smartphones. Hauptsache, es bringt Geld.
    Als ich den Laden betrete, ist eine sauertöpfische alte Hexe gerade damit beschäftigt, Katrien am Ladentisch zuzutexten. Bradley, der sie wahrscheinlich noch vor einer Minute mit Geschichten von seiner großen Dungeons-and-Dragons-Sause am Wochenende ergötzt hat, ist nirgends mehr zu sehen.
    »Ich bin nicht den ganzen Weg hierhergefahren, um unverrichteter Dinge wieder abzuziehen. Man hat mir gesagt, das Buch ist vorrätig, und jetzt erwarte ich auch, dass es vorrätig ist!«
    »Ma’am«, meint Katrien, »können Sie mir vielleicht sagen, wer ...«
    »Das ist mir egal!«, schreit die Frau und wirft einen Seitenblick auf die drei Kunden, die hinter ihr warten und in denen sie wie selbstverständlich ihre Verbündeten sieht. »Mein Gott. Der Service hier ist wirklich miserabel, nicht wahr?« Die anderen treten unruhig von einem Fuß auf den anderen, wollen mit der Sache nichts zu tun haben.
    Katrien tippt etwas in den Computer ein und sagt: » Sakrament ... hm, der Titel scheint nirgendwo verzeichnet zu sein.« Sie hält die Frau absichtlich

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