Lackschaden
im Sand versinken. Beim Sex von anderen zuzuhören ist sehr seltsam. Es klingt alles so irrsinnig albern. Hengst! Fury war ein Hengst. Ein großer schwarzer Hengst in einer Fernsehserie aus den 60 er Jahren. Fritz ist alles Mögliche – ein ziemlicher Arsch zum Beispiel, aber ein Hengst? Was denken wir Frauen uns bei so etwas? Aber der Hengst scheint zu machen, was das geile Brüstchen will. Sprachlich haben die zwei sich anscheinend ausgepowert, was folgt ist Stöhnen in allen Tonlagen. Minutenlang. Ich wage kaum zu atmen, obwohl die zwei wahrscheinlich nicht mal bemerken würden, wenn ich ein Liedchen anstimme.
»Hey, weiter! Ich bin nicht fertig!«, unterbricht Lieselottes Stimme das Gestöhne.
Das Timing scheint ungünstig zu sein. Der Hengst kann wohl nicht mehr. Ist zum Wallach mutiert.
»Tja, der Alkohol, irgendwie will er nicht mehr!«, antwortet Fritz ziemlich kleinlaut.
Er kann nicht mehr – er redet von seinem Penis in der dritten Person. Ich habe fast Mitleid. Ist ihm sicher irre peinlich. Aber andererseits bin ich ganz froh. Das bedeutet dann wohl, dass ich bald wieder richtig Luft holen kann.
»Was für eine Scheiße«, sagt Lieselotte frei von Mitleid und ziemlich uncharmant.
Die Frau weiß anscheinend, was sie will, und wenn sie es nicht bekommt, kann sie offensichtlich ganz schön grantig werden. Furchterregend, aber auch bewundernswert. Schließlich hatte er ja durchaus seinen Spaß.
»Gib mir ein bisschen Zeit, der erholt sich schon wieder! Früher konnte ich zig Mal hintereinander«, versucht er Lieselottes Laune wieder herzustellen.
Früher, denke ich nur, früher konnten wir alle tolle Sachen. Wie armselig.
»Früher nutzt mir nichts!«, hat Lieselotte ähnliche Gedanken wie ich. »Ich will es jetzt, habe ich etwa aufs falsche Pferd gesetzt?«
Die Frau ist wirklich knallhart. Jetzt wird es auch dem Hengst zu bunt.
»Sei mal nicht so zickig. Kümmere dich lieber um ihn, dann will er auch bald wieder spielen!«
Er will spielen! Mein Gott, auf der Peinlichkeitsskala ist immer noch Luft nach unten.
»Wollen wir da vorne auf die Liege und noch mal von vorne anfangen?«, bettelt Fritz.
Auf welche Liege? Hier ist nur eine, und das ist die, auf der ich liege. Bitte nicht. Nicht auf die Liege versuche ich es mit Gedankenübertragung. Lieselotte du willst nicht auf die Liege.
»Du Langweiler!«, lacht sie auch nur.
Dann will er anscheinend wieder spielen und die Liege ist aus dem Rennen. Der Hengst gibt noch mal alles und nach wenigen Minuten haben wir es alle überstanden. Ich bin mindestens genauso froh wie Fritz als es vorbei ist.
»Du bist ja doch ein wahrer Hengst!«, säuselt Lieselotte besänftigt und fügt hinzu: »Wenn er noch mal spielen will, jederzeit gerne!«
Dann aber ohne mich, hoffe ich nur.
Die beiden scheinen den Strand zu verlassen. Ich harre noch einige Minuten aus, bevor ich mich langsam aufrichte. Sie sind weg. Ich bin noch immer erstaunt, dass sie mich nicht entdeckt haben. Dabei hätte es mir ja gleichgültig sein können. Aber irgendwie schämt man sich mit. Ein Gutes hat der Vorfall: Sollte Fritz noch eine Andeutung in Richtung Jaguar machen, lasse ich den Hengst aufgaloppieren.
Was für eine Nacht! Immerhin, es war eine Nacht mit Sex – allerdings nicht ganz so, wie ich es mir ursprünglich vorgestellt hatte. Ich beschließe, Christoph zunächst nichts davon zu erzählen. Ich habe Angst, dass er es Fritz erzählt und mein Trumpf verblasst. Ich will nicht, dass Fritz vorbereitet ist, falls ich die Bombe platzen lasse. Ich schleiche mich ins Zimmer. Christoph schläft. Der Fernseher läuft noch, und das, was ich da sehe und höre, klingt ähnlich wie das, was ich gerade am Strand gehört habe. Selbst Sex-Vokabular unterliegt offenbar einer gewissen Norm.
11
Am nächsten Tag ist golffrei. Die Herren haben gnädigerweise beschlossen, nur jeden zweiten Tag Golf zu spielen.
»Was wollen wir machen?«, frage ich freundlich bei Christoph nach.
»Entspannen, sonnen, baden, nichts Besonderes! Urlaub halt«, lautet seine Antwort.
Klingt okay. Genau das machen wir dann auch. Wir liegen am Strand, schwimmen ein wenig und lesen. Das Liebesthema sparen wir aus. Es ist ein friedlicher Tag. Gaby und Lukas leisten uns Gesellschaft. Fritz geht es laut Katharina nicht so gut.
»Ihm ist das Essen anscheinend nicht so bekommen!«, informiert sie uns.
Ich glaube eher, er hat sich übernommen, spare mir aber jeglichen Kommentar. Katharina verbringt den Tag mit
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