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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Glotze.
    »Ich habe dich was gefragt!«, hake ich nach.
    »Andrea, das war doch eine Sackgasse heute Nachmittag. Am besten wir lassen es sacken, denken nach und sprechen ein andermal weiter!«, antwortet mein Mann und wirft sich aufs Bett.
    Jetzt hier von Markus Lanz zugequatscht zu werden, das fehlt mir gerade noch.
    »Ich bin noch nicht müde und auf Fernsehen habe ich keine Lust. Wenn du nicht reden willst, gehe ich noch mal runter zum Strand!«, sage ich und hoffe, dass Christoph sich umentscheidet und mich begleitet. Tut er aber nicht:
    »Okay, dann bis später!«, entgegnet er nur.
    Er wirkt sogar ganz froh. Froh darüber, heute Abend ums Gespräch drumherum gekommen zu sein. Eigentlich habe ich keine Lust, allein zum Strand zu gehen. Aber hier die angehende Nacht mit Markus Lanz zu verbringen und einem Mann, der nicht will, was ich will, das halte ich einfach nicht aus. Nach Sex ist mir auch nicht. Bei der Stimmung, die zwischen uns herrscht, kann ich mir auch nichts vorstellen. Resignation sorgt eben nicht für Leidenschaft. Feuriger Streit schon eher. Aber wir streiten nun mal nicht. Warum auch immer. Selbst dafür scheint uns die Leidenschaft zu fehlen.
    Ich schnappe mir einen Piccolo aus der Mini-Bar, ein paar Nüsse und ein Handtuch und mache mich auf den Weg.
     
    Die Nacht ist wunderbar. Die Luft, das leichte Rauschen des Meeres und dazu ein sanfter Wind. Trotzdem ist es warm. Von ganz fern höre ich das Mauzen einer Katze. Keine Musik, keine Menschen. Es riecht gut. Salzig und herb. Ich ziehe eine Liege in Richtung Wasser und lege mein Handtuch darauf. Ich setze mich und bohre die nackten Füße in den Sand. Ich liebe das Gefühl. Was wohl Claudia gerade macht? Und mein Kleiner? Hoffentlich hat er Spaß in seinem Fußballcamp. Er war noch nie so lange ohne uns unterwegs. Wie würden die Kinder reagieren, wenn wir uns trennen?
    Obwohl hier alles so ruhig ist, kann sich mein Gehirn nicht beruhigen. Es rattert vor sich hin. Die Gedanken springen hin und her. Die Kinder, Rudi, Christoph, mein Job. Mein gesamtes Leben tanzt Rumba in meinem Schädel. Ungeordnet rauscht mir alles durch den Kopf. Ich lege mich auf die Liege und schaue in den Himmel. Vielleicht kann ich erst Ordnung in mein Leben bringen, wenn ich es schaffe, Ordnung in meinem Kopf zu machen. Einmal Schädel-Großputz. Aber es sind einfach zu viele Baustellen. Wie kann ich mich meiner Tochter wieder annähern? Wie schaffe ich es, dass mir mein Sohn nicht auch noch nach und nach entgleitet? Wo soll die Liebe zwischen Christoph und mir wieder herkommen? Wie kann ich Rudi helfen, wieder Spaß am Leben zu finden? Ausgerechnet ich, die ich ja selbst so verzagt bin. Ich schließe meine Augen und versuche abzuschalten. Ich konzentriere mich auf meinen Atem. Versuche, mich an eine Probestunde Autogenes Training zu erinnern. Atmen und auf die diversen Körperteile konzentrieren. Die Beine werden schwer, die Arme werden schwer – so irgendwie ging das. Ich liege und atme. Das Rattern in meinem Kopf wird leiser. Ich atme so tief ich kann. Die Luft verteilt sich in meinem Körper. Ich werde ruhiger. Höre auf das Meer und versuche zu genießen. Ich merke, wie alles im Körper runterfährt. Kurz bevor ich einschlafe, höre ich Stimmen, die mich abrupt wieder in die Realität katapultieren. Es sind bekannte Stimmen.
    »Nicht ins Wasser!«, kichert eindeutig Lieselotte.
    »Du kleine wilde Katze, tiefer!«, sagt eine raue männliche Stimme. »Nimm ihn!«, keucht die gleiche Stimme.
    Weit weg von mir können die beiden nicht sein. Wie unangenehm! Sollte ich Hallo rufen? Auf mich aufmerksam machen und den beiden damit den Schock ihres Lebens verpassen? Und damit gleichzeitig ihr Nümmerchen ruinieren? Oder einfach stillhalten und hoffen, dass es schnell vorbeigeht? In unserem Alter dauert das ja meist nicht mehr stundenlang. Immerhin habe ich Recht behalten. Sind die blind oder warum sehen die mich nicht? Meine Liege steht direkt am Wasser, aber ich wage es nicht, mich umzudrehen. Ich habe Angst, sie treiben es direkt hinter mir.
    »Du hast so geile Brüste!«, stöhnt es da.
    Ein bisschen origineller könnten Komplimente auch sein! Geile Brüste! Fritz ist ein Mann, der studiert hat und dann so was.
    »Steck ihn mir rein, mach schon, dein dickes Ding! Fick mich, du großer Hengst, fick mich!«
    Das ist Lieselotte, die für diese Sätze sicherlich auch keinen Literaturnobelpreis verdient hat. Immerhin, es sind relativ klare Anweisungen. Ich würde am liebsten

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