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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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ich tue, ich komme immer wieder auf uns. Wir waren doch mal eine wirklich gute Kombi. So verliebt, so glücklich und so zuversichtlich. Was hat uns an diesen Punkt gebracht? Vor allem: Gibt es einen Weg zurück?
    Letztlich treibt mich der Appetit zu den anderen. Hätte ich den besser unter Kontrolle, wäre ich mit Sicherheit im Zimmer geblieben.
    Meine Reisegruppe ist schon beim Dessert als ich ankomme. Aber immerhin: Nicht ein blöder Kommentar. Kein Biber, kein Jaguar, keine Bemerkung über meine Verspätung. Wer weiß, was Christoph in meiner Abwesenheit erzählt hat. Bei uns am Tisch sitzen auch Lieselotte und Mister Hundefutter, der sich redlich müht, Lieselotte für sich zu gewinnen. Sie hingegen scheint noch unschlüssig. Mittlerweile hat sie kapiert, dass Christoph mein Mann ist und Fritz zu Katharina gehört. Auch wenn man das den beiden nicht anmerkt. Gaby und Lukas, so seltsam sie auch sind, sind das einzige Paar, das auch mit sich Spaß zu haben scheint. Fritz und Katharina schweigen sich an. Immer häufiger sehe ich solche Paare. Paare, die gemeinsam irgendwo sitzen und sich so gar nichts zu erzählen haben. Dafür scherzt Fritz umso bemühter mit Lieselotte. Katharina wirkt so, als wäre ihr das vollkommen gleichgültig. Kurt, der immer mehr merkt, wie ihm seine Felle davonschwimmen, redet nun auf Christoph ein. Es geht um irgendwelche Hundefutterpatente.
    Ich bin nur physisch anwesend, der Rest von mir döst mit offenen Augen vor sich hin. Dieses heitere Geplänkel langweilt mich. Ich konzentriere mich aufs Essen. Immerhin habe ich es geschafft, dass mich Fritz in Ruhe lässt. Wenigstens hier vor den anderen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nichts mehr sagen wird. Aber mal abwarten. Runde eins geht jedenfalls an mich.
    Nach dem Essen geht’s an die Bar, nur Katharina verabschiedet sich. Sie sei müde. Das ist eigentlich das erste, was sie heute Abend sagt. Fritz hebt nur kurz den Kopf für ein knappes: »Gute Nacht.«
    Kaum ist Katharina um die Ecke, wittert Lieselotte ihre Chance und rückt noch ein bisschen näher an Fritz heran. Der genießt die Aufmerksamkeit sichtlich. Schon nach zehn Minuten liegt seine Hand auf ihrem Schenkel.
    »Wie lange seid ihr eigentlich verheiratet, Katharina und du?«, werfe ich einen kleinen verbalen Keil zwischen die zwei.
    Ich finde, dass Fritz wenigstens warten könnte, bis wir weg sind. Wie sollen wir morgen sonst mit Katharina umgehen? Oder kann uns das egal sein? Geht es uns schlicht nichts an? Meine Frage ignoriert Fritz. Nur Lieselotte wirft mir einen kleinen missmutigen Blick zu. Sie hat den Hinweis verstanden.
    Gaby und Lukas kippen schnell ihren Wodka. Seit sie bei uns zur Pilzsause waren und glauben, dass Wodka sie so derart wuschig gemacht hat, trinken sie ständig Wodka. Wahrscheinlich in der Hoffnung, noch einmal Ähnliches zu erleben. Gaby hat mich, seit wir hier sind, auch schon dreimal gefragt, wie denn nun der Wodka an dem denkwürdigen Abend geheißen hat …
    Kaum sind die Gläser leer, erheben sich die zwei und gehen zur Michael-Jackson-Show. Ich weigere mich standhaft mitzukommen. Ich habe nicht genug getrunken, um mir das anzutun. Auch Christoph hat keine Lust. Kurt hat inzwischen verstanden, dass er verloren hat. Lieselotte würdigt ihn keines Blickes mehr. Ihr Objekt der Begierde heißt definitiv Fritz. Sie hat gewählt. Nur was, um alles in der Welt, verspricht sie sich von dieser fragwürdigen Eroberung?
    Als sie zur Toilette wankt, folge ich ihr.
    »Ja, sag es schon! Halt mir einen kleinen moralinsauren Vortrag!«, ergreift sie die Initiative.
    »Na ja, es geht mich nichts an, aber der Fritz ist verheiratet. Die Frau, die da vor einer Stunde aufs Zimmer gegangen ist, ist seine Frau«, lege ich ihr behutsam nah.
    Sie reagiert weniger behutsam:
    »Du hast total recht: Es geht dich nichts an. Und, Andrea, ich bin nicht doof. Ich kann sehen und hören. Ich weiß, dass das seine Frau ist. Ich will ihn auch nicht heiraten, nur ficken. Und ja, ich habe einen sitzen, aber es gefällt mir.«
    Mit diesen Worten lässt sie mich im Waschraum stehen. Das war deutlich.
    Mir verschlägt es die Sprache. Sie hat selbstverständlich recht, dass mich die Geschichte nichts angeht. Es ist ja nicht so, dass Katharina eine enge Freundin von mir ist. Eher im Gegenteil. Katharina hat ganz offensichtlich keinerlei Interesse, auch nur eine Bekannte von mir zu sein. Sie mag mich nicht mal. Trotzdem habe ich das Gefühl, eingreifen zu müssen. Vielleicht, weil

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