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Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition)

Titel: Lacrima Nigra (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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Monika, die spröde war und hart und so gar nicht weich und anschmiegsam wie etwa Sylvia. Warum, fragte sich Armand, bin ich gerade von einer so ablehnenden Frau abhängig, ertrage alle möglichen Demütigungen wie ein kleines, ängstliches Kind? Dass Monika ihn verlassen konnte, jetzt, nachdem sie von seiner Geliebten erfahren hatte, auf den Gedanken kam er gar nicht. Das würde sie niemals tun. All ihre Verwandten wohnten hier in dem kleinen Ort. Nein, diese Blöße würde sie sich nicht geben. Diesen Gefallen würde sie ihm nicht tun. Er musste weg, aussteigen, nach Australien. Er hatte gehört, dass da Architekten gute Chancen hätten. Aber dann müsste er Englisch lernen. Das traute er sich nicht zu. Armand fühlte sich hilflos und wütend. Aus dieser hilflosen Wut stiegen in ihm Kräfte auf, die den einen zum Künstler machen konnten, den anderen zum Mörder. Armand verstand sich in erster Linie als Künstler.
    Einige Wochen später arbeitete er im Gebäude von CED, einer Firma, die in ihren Räumen ein großes, ausgefeiltes Cadcamsystem für kleinere Firmen im Leasingverfahren zur Verfügung stellte. Armands Lichtgriffel fuhr zauberisch über den Bildschirm des Monitors und ließ den Ausschnitt des Bildes sich verändern. Bei dieser Tätigkeit lag Armand halb in einer Art Pilotensitz. Er konnte mit dem Lichtgriffel bequem den Schirm berühren und mit der linken Hand ein ganz normales Computerterminal bedienen, das etwa wie eine Schreibmaschine ausgerüstet war. Wenn die rechte Hand den Lichtgriffel gerade nicht bediente, konnte Armand mit ihr auf einer zweiten Tastatur arbeiten, die für den Uneingeweihten so mysteriöse Funktionen wie: "circle", "line" oder "window" enthielt.
    Das Cadcamsystem verbesserte und rationalisierte Armands architektonische Arbeit. Eigentlich war so ein Leasingvertrag für seine kleine Firma zu teuer. Aber nachdem er jetzt den großen Auftrag von der Nato bekommen hatte, das Bunkersystem am Flughafen auszubauen, war der Vertrag für ihn erschwinglich geworden. Neben den Bunkern, die einmal die Rampen todbringender Raketen bergen sollten, bearbeitete Armand auch ganz andere Aufträge. Gerade entwarf er einen Turm. Er würde mit Sende- und Empfängeranlagen ausgerüstet werden. Ein Auftrag der Bundespost, die zu der Zeit noch das Monopol auf Informationsmedien hatte.
    Vielleicht entwarf er gerade den Prototyp für Folgeaufträge. Mit dem Lichtgriffel malte er den ungefähren Umriss auf den Bildschirm. Er erschien in hellen Linien. Sofort machte der Computer aus jeder Linie und jedem Winkel mathematische Funktionen, korrigierte die Unebenheiten der Skizze fließend, bis die Umrisse sich hart und klar auf dem Bildschirm abzeichneten. Mit " window" wählte Armand den passenden Bildausschnitt, verkleinerte und zeichnete Details ein, ließt sich vom Computer Konstruktionsvorschläge machen, Material vorstellen, wählte aus, ließ speichern.
    Er arbeitete ununterbrochen, wie besessen. Cadcam nahm ihm die Schmutzarbeit ab und überließ Armand das Kreative. Er arbeitete drei Stunden, vier Stunden. Das unmerkliche Flimmern des Monitors reizte seine Gehirnwindungen. Die Zeit verflog. Wie in Trance entwarf Armand immer weiter und mehr. Der Eingang des Turms: Sollte er einladend sein? Oder funktional?
    Einladend? Wieso einladend? Es war doch nur ein Sendeturm. Aber Sylvias Lächeln... Unsinn, das hatte doch hier nichts zu suchen! Armand verdrängte die bedrückenden Erinnerungen schnell. Er schraffierte den hellen Raum des Eingangs, versah den Beton mit ein paar einfachen Blenden. Der Eingang wurde einladend.
    Armand konzipierte als nächstes die Treppe, die drei Ebenen miteinander verbinden sollte: Generatoren, Empfänger und Senderebene. Armand geriet fast in Ekstase. Ihm, der bis an die Spitzen seiner Haare voll steckte mit völlig abstrusen Fluchtgedanken, sollte diese Treppe eine Himmelsleiter sein, die sich emporschwang, den Aufstrebenden nachgerade mitriss, ihn befähigte, all seine kleinen menschlichen Probleme fallenzulassen, um schließlich einzutauchen in das blendende Licht der Klarheit. Er wurde von einem Rausch erfasst. Armand kicherte und lachte. Hin und wieder erschien ein grausames Glitzern in seinen Augen. Er arbeitete mit dem Cadcam System virtuos, zielstrebig und inspiriert, wie etwa ein Organist sich einer dieser mathematisch angeordneten Fugen von Bach annehmen mochte.
    Armand entwarf die allerhöchste Ebene des Turmes, die Reparaturplattform, mit deren Hilfe man die außen

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