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Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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begleitete. »Mein König! Was für eine Ehre! Und das an diesem verschwiegenen Ort.«
    Rastafan, der diese spöttische Begrüßung wohl zu deuten wusste, stand der Sinn nicht mehr nach Scherzen. Mit zwei Schritten war er bei Caelian, packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich heran. »Was für ein merkwürdiger Zufall! Der lang Verschollene ist wieder aufgetaucht. Gibt es dafür vielleicht eine vernünftige Erklärung?«
    Caelian pflückte die Finger der geballten Faust einzeln von seinem Gewand. »Mein König«, erwiderte er, die Anrede besonders betonend, »ich bin Euch keine Rechenschaft schuldig. Aber wenn Ihr geruht, hier mit mir Platz zu nehmen, dann könnten wir beide wie vernünftige Menschen miteinander reden.«
    Rastafan ließ ihn los. Beinahe musste er schon wieder lächeln. Aber der Verdacht, der ihm im Kopf herumging und durch Caelians Anwesenheit neue Nahrung erhielt, machte ihn ungeduldig und mürrisch.
    Während Aven rasch in der Hütte verschwand, setzte sich Rastafan. Caelian nahm ihm gegenüber Platz.
    »Wenn du mich noch einmal mit ›mein König‹ anredest, dann versohle ich dir so den Hintern, dass nicht einmal du das lustig finden wirst.«
    Caelian grinste und legte einen Finger auf die Lippen. »Nicht so laut, hier wohnen ein alter Mann, der solche Dinge längst vergessen hat, und ein unschuldiger Junge.«
    Rastafan machte eine unwirsche Handbewegung. »Aven unschuldig? Das träumst du.«
    »Weil du ihm die Unschuld geraubt hast, vermute ich.«
    »Wie dem auch sei! Lenk nicht ab. Hier geht es um ganz andere Dinge.«
    »So? Nun, ich frage mich schon die ganze Zeit, was der König von Jawendor an der Kurdurquelle zu suchen hat.«
    »Das geht dich nichts an. Aber du wirst mir jetzt sagen, was du hier willst.«
    »Ich verstehe nicht, weshalb dich meine Anwesenheit so irritiert, aber wie du meinst. Ich habe keine Geheimnisse dir gegenüber. Ich habe Anamarna ein paar Schriftrollen gebracht, die wichtig für ihn sind.«
    »Aus dem Mondtempel?«
    »Nein, aus Achlad. Dort habe ich mich in letzter Zeit aufgehalten. Vielleicht erinnerst du dich, dass es meine Heimat ist?«
    »Warst du bei deinem Vater?«
    »Nein, bei meiner Schwester. Weshalb fragst du danach?«
    »Weil ich …« Rastafan unterbrach sich. Er konnte Caelian kaum erzählen, dass er Jaryn gesehen hatte, der würde ihn auslachen. Und doch glaubte er nicht an einen Zufall. Die Sache mit den Schriftrollen konnte er zwar nicht widerlegen, aber dass Caelian gerade jetzt hier aufgetaucht war, musste mit seinem merkwürdigen Erlebnis am Teich zusammenhängen. Er hatte einen Mann gesehen, der Jaryn ähnlich sah, und einen Tag später erschien auch dessen Freund. Wie sollte er diese Verkettung erklären, ohne sich vor Caelian mit seinen Visionen lächerlich zu machen?
    »Du bist damals sehr schnell verschwunden, warum?«
    »Kannst du dir das nicht denken? Ich konnte die Luft Margans nicht mehr atmen.«
    »Du musst mich sehr hassen.«
    »Davon kannst du ausgehen.«
    Rastafan nickte, aber er hatte das seltsame Gefühl, dass Caelian ihn überhaupt nicht hasste – nicht mehr. Dazu war er zu quirlig, zu gut aufgelegt. Ein Mann an seiner Stelle hätte ihn gemieden, wäre geflohen, um seine Nähe nicht ertragen zu müssen. Es half nichts, er musste ihn prüfen. Mochte Caelian über ihn denken, was er wollte.
    »Ich habe Jaryn gesehen«, behauptete Rastafan kühl.
    Der Schock fuhr Caelian derartig in die Glieder, dass er zusammenzuckte und sein Gesicht alle Farbe verlor.
    Rastafans Kopf schoss nach vorn, sodass er Caelians Gesicht ganz nahe war. »Das erschreckt dich? Weshalb denn?«
    »Nun, weil – weil du dann einen lebenden Toten gesehen haben müsstest. Das wäre doch eine furchtbare Vorstellung, nicht wahr?«
    »Oder ist Jaryn vielleicht gar nicht tot?«
    »Du machst Scherze«, krächzte Caelian. »Viel eher glaube ich, du bist einer Fata Morgana erlegen.«
    »Einer was?«
    »Das haben – das habe ich selbst in der Wüste erlebt. Man glaubt, in der Ferne einen See zu erblicken, aber es ist nur eine Luftspiegelung.«
    »Siehst du hier irgendwo eine Wüste?«
    Caelian hatte sich wieder gefasst. »Das kann man überall erleben. Es hängt eben auch mit dem da oben zusammen.« Dabei klopfte er sich an den Schädel. »Du denkst viel an Jaryn, deshalb vermutest du ihn in jeder Person, die ihm zufällig ähnlich sieht. Hast du ihn so dicht vor dir gesehen wie jetzt mich?«
    »Nein«, musste Rastafan zugeben. »Ich sah ihn aus der Ferne am

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