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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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war.«
    »Fünfzig. Die Liebe fällt nicht immer auf ein Rosen-blatt...«
    »Nun, da mag es dir und ihr verziehen sein.«
    Und dabei stand Melanie von ihrem hochlehnigen
    Stuhl auf, legte den Kanevas beiseite, an dem sie
    gestickt hatte, und trat an das große Mittelfenster.
    Unten bewegte sich das bunte Treiben eines Markt-
    tages, dem die junge Frau gern zuzusehen pflegte.
    Was sie daran am meisten fesselte, waren die Ge-
    gensätze. Dicht an der Kirchentür, an einem kleinen, niedrigen Tische, saß ein Mütterchen, das ausgelas-senen Honig in großen und kleinen Gläsern verkauf-
    te, die mit ausgezacktem Papier und einem roten
    Wollfaden zugebunden waren. Ihr zunächst erhob
    sich eine Wildhändlerbude, deren sechs aufgehängte
    Hasen mit traurigen Gesichtern zu Melanie hinüber-
    sahen, während in Front der Bude (das erfrorene
    Gesicht in einer Kapuze) ein kleines Mädchen auf und ab lief und ihre Schäfchen, wie zur Weihnachtszeit, an die Vorübergehenden feilbot. Über dem Ganzen
    aber lag ein grauer Himmel, und ein paar Flocken

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    federten und tanzten, und wenn sie niederfielen,
    wurden sie vom Luftzuge neu gefaßt und wieder in
    die Höhe gewirbelt.
    Etwas wie Sehnsucht überkam Melanie beim Anblick
    dieses Flockentanzes, als müsse es schön sein, so zu steigen und zu fallen und dann wieder zu steigen,
    und eben wollte sie sich vom Fenster her ins Zimmer zurückwenden, um in leichtem Scherze, ganz wie
    sie's liebte, sich und ihre Sehnsuchtsanwandlung zu persiflieren, als sie, von der Brüderstraße her, eines jener langen und auf niedrigen Rädern gehenden
    Gefährte vorfahren sah, die die hauptstädtischen
    Bewohner Rollwagen nennen. Es konnte das Exemp-
    lar, das eben hielt, als ein Musterstück seiner Gattung gelten, denn nichts fehlte. Nach hinten zu war der zum Abladen dienende Doppelbaum in vor-schriftsmäßigem rechten Winkel aufgerichtet, vorn
    stand der Kutscher mit Vollbart und Lederschurz,
    und in der Mitte lief ein kleiner Bastard von Spitz und Rattenfänger hin und her und bellte jeden an, der
    nur irgendwie Miene machte, sich auf fünf Schritte
    dem Wagen zu nähern. Er hatte kaum noch ein
    Recht zu diesen Äußerungen übertriebener Wach-
    samkeit, denn auf dem ganzen langen Wagenbrette
    lag nur noch ein einziges Kolli, das der Rollkutscher jetzt zwischen seine zwei Riesenhände nahm und in
    den Hausflur hineintrug, als ob es eine Pappschachtel wäre.
    Van der Straaten hatte mittlerweile seine Lektüre
    beendet und war an ein unmittelbar neben dem Eck-

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    fenster stehendes Pult getreten, an dem er zu
    schreiben pflegte.
    »Wie schön diese Leute sind«, sagte Melanie. »Und
    so stark. Und dieser wundervolle Bart! So denk' ich mir Simson.«
    »Ich nicht«, entgegnete van der Straaten trocken.
    »Oder Wieland den Schmied.«
    »Schon eher. Und über kurz oder lang, denk' ich,
    wird diese Sache spruchreif sein. Denn ich wette
    zehn gegen eins, daß ihn der ›Meister‹ in irgend etwas Zukünftigem bereits unterm Hammer hat. Oder
    sagen wir auf dem Amboß. Es klingt etwas vorneh-
    mer.«
    »Ich muß dich bitten, Ezel... Du weißt...«
    Aber ehe sie schließen konnte, wurde geklopft, und
    einer der jungen Kontoristen erschien in der Tür, um seinem Chef, unter gleichzeitiger Verbeugung gegen
    Melanie, einen Frachtbrief einzuhändigen, auf dem in großen Buchstaben und in italienischer Sprache ver-merkt war: »Zu eigenen Händen des Empfängers.«
    Van der Straaten las und war sofort wie elektrisiert.
    »Ah, von Salviati!... Das ist hübsch, das ist schön...
    Gleich die Kiste heraufschaffen! ... Und du bleibst, Melanie... Hat er doch Wort gehalten... Freut mich, freut mich wirklich. Und dich wird es auch freuen.

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    Etwas Venezianisches, Lanni... Du warst so gern in
    Venedig.«
    Und während er in derartig kurzen Sätzen immer
    weiter perorierte, hatte er aus einem Kasten seines Arbeitstisches ein Stemmeisen herausgenommen
    und hantierte damit, als die Kiste hereingebracht
    worden war, so vertraut und so geschickt, als ob es ein Korkzieher oder irgendein anderes Werkzeug
    alltäglicher Benutzung gewesen wäre. Mit Leichtig-
    keit hob er den Deckel ab und setzte das daran an-
    geschraubte Bild auf ein großes, staffeleiartiges Gestell, das er schon vorher aus einer der Zimmerecken ans Fenster geschoben hatte. Der junge Kommis
    hatte sich inzwischen wieder entfernt, van der Straaten aber, während er Melanie mit einer gewissen
    Feierlichkeit vor das Bild führte, sagte: »Nun, Lanni, wie

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