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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Tatsächlichen,
    absichtliche Verschleierung, hinter der ich nichtsdestoweniger alle zwölf Söhne Jakobs stehen sehe. Und
    er selber als Flügelmann.«

    22
    »Und doch irrst du, Lanni. Wie stand es denn mit
    Rubens? Ich meine mit dem großen Peter Paul? Nun,
    der hatte freilich ein s. Aber was dem s recht ist, ist dem h billig. Und kurz und gut, er ist getauft. Ob
    durch einen Bischof, stehe dahin; ich weiß es nicht und wünsch' es nicht, denn ich möcht' etwas vor ihm voraus haben. Aber allen Ernstes, du tust ihm unrecht. Er ist nicht bloß christlich, er ist auch protes-tantisch, so gut wie du und ich. Und wenn du noch
    zweifelst, so lasse dich durch den Augenschein über-zeugen.«
    Und hierbei versuchte van der Straaten aus einem
    kleinen gelben Kuvert, das er schon bereithielt, eine Visitenkartenphotographie herauszunehmen. Aber
    Melanie litt es nicht und sagte nur in immer wach-
    sender Heiterkeit: »Sagtest du nicht New York? Sag-
    test du nicht London? Ich war auf einen Gentleman
    gefaßt, auf einen Mann von Welt, und nun schickt er sein Bildnis, als ob es sich um ein Rendezvous handelte. Krugs Garten, mit einer Verlobung im Hinter-
    grund.«
    »Und doch ist er unschuldig. Glaube mir. Ich wollte sicher gehen, um deinetwillen sicher gehen, und
    deshalb schrieb ich an den alten Goeschen, Firma
    Goeschen, Goldschmidt und Kompanie; diskreter
    alter Herr. Und da her stammt es. Ich bin schuld, nicht er, wahr und wahrhaftig, und wenn du mir das
    Wort gestattest, sogar ›auf Ehre‹.«
    Melanie nahm das Kuvert und warf einen flüchtigen
    Blick auf das eingeschlossene Bild. Ihre Züge verän-23
    derten sich plötzlich, und sie sagte: »Ah, der gefällt mir. Er hat etwas Distinguiertes: Offizier in Zivil oder Gesandtschaftsattaché! Das lieb' ich. Und nun gar
    ein Bändchen. Ist es die Ehrenlegion?«
    »Nein, du kannst es näher suchen. Er stand bei den
    fünften Dragonern und hat für Chartres und Poupry
    das Kreuz empfangen.«
    »Ist das eine Schlacht von deiner Erfindung?«
    »Nein. Dergleichen kommt vor, und als freie Schwei-
    zerin solltest du wissen, daß fremde Sprachen nicht immer gebührende Rücksicht auf die verpönten
    Klangformen einer anderen nehmen. Ja, Lanni, ich
    bin mitunter besser als mein Ruf.«
    »Und wann dürfen wir unseren neuen Hausfreund
    erwarten?«
    »Hausgenossen«, verbesserte van der Straaten. »Es
    ist nicht nötig, ihn, mit Rücksicht auf seine militärische Charge, so Hals über Kopf avancieren zu lassen.
    Übrigens ist er verlobt, oder so gut wie verlobt.«
    »Schade.«
    »Schade? Warum?«
    »Weil Verlobte meistens langweilig sind. Sind sie
    beisammen, so sind sie zärtlich, bedrückend zärtlich für ihre Umgebung, und sind sie getrennt, so schrei-24
    ben sie sich Briefe oder bereiten sich in ihrem Gemü-
    te darauf vor. Und der Bräutigam ist immer der
    Schlimmere von beiden. Und will man sich gar in ihn verlieben, so heißt das nicht mehr und nicht weniger als zwei Lebenskreise stören.«
    »Zwei?«
    »Ja, Bräutigam und Braut.«
    »Ich hätte drei gezählt«, lachte van der Straaten.
    »Aber so seid ihr. Ich wette, du hast den dritten in Gnaden vergessen. Ehemänner zählen überhaupt
    nicht mit. Und wenn sie sich darüber wundern, so
    machen sie sich ridikül. Ich werde mich übrigens
    davor hüten, den Mohren der Weltgeschichte, das
    seid ihr, weiß waschen zu wollen. Apropos, kennst du das Bild ›Die Mohrenwäsche‹?«
    »Ach, Ezel, du weißt ja, ich kenne keine Bilder. Und am wenigsten alte.«
    »Süße Simplicitas aus dem Hause de Caparoux«,
    jubelte van der Straaten, der nie glücklicher war, wie wenn Melanie sich eine Blöße gab oder auch klugerweise nur so tat. »Altes Bild! Es ist nicht älter als ich.«
    »Nun, dann ist es gerade alt genug.«

    25
    »Bravissimo. Sieh, so hab' ich dich gern. Übermütig und boshaft. Und nun sage, was beginnen wir, wohin
    gondeln wir?«
    »Ich bitte dich, Ezel, nur keine Berolinismen. Du hast mir doch gestern erst...«
    »Und ich halt' es auch. Aber wenn mir wohl ums
    Herze wird, da bricht es wieder durch. Und jetzt
    komm, wir wollen zu Haas und uns einen Teppich
    ansehen... ›Gerade alt genug,... Vorzüglich, vorzüglich...‹«
    »Und nun sage, Papchen, wie heißt die schönste Frau im Land?«
    »Melanie.«
    »Und die liebste, die klügste, die beste Frau?«
    »Melanie, Melanie.«
    »Gut, gut... Und nun gehab dich wohl, du Menschen-
    kenner!«
    4

Der engere Zirkel
    Die »drei gestrengen Herren« waren ganz aus-
    nahmsweise

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