Lady Chesterfields Versuchung
alles so gekommen ist.“
„Ganz meine Meinung. Zwar freut es Fürstin Anna nicht besonders, aber Fürst Georg hat ihn offiziell als seinen außerehelichen Sohn anerkannt und ihm den Titel eines Grafen verliehen.“
Michael ließ die Hand an Hannahs Kleid herunterwandern und begann, sanft an ihrem Kinn zu knabbern. „Macht es dir etwas aus, wenn du heute Abend zu spät zum Dinner kommst?“
Bevor sie etwas darauf erwidern konnte, ging die Tür auf. Lady Rothburne stand auf der Schwelle und schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund.
„Hannah! Was in aller Welt denkst du dir dabei, dich allein mit einem Mann in deinem Zimmer aufzuhalten?“
Hannah ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Morgen wird Michael mein Ehemann sein, Mutter.“
„Aber noch ist er es nicht.“ Die Marchioness wedelte scheuchend mit der Hand. „Und ich bin mir sicher, dass Seine Hoheit so lange noch warten kann.“
Michael zwinkerte Hannah verschwörerisch zu, dann verabschiedete er sich mit einem höflichen Nicken und ging.
„Außerdem solltest du überlegen, ob du wirklich dieses Kleid tragen willst“, fuhr Lady Rothburne fort, als Michael den Raum verlassen hatte. „Keine anständige Frau trägt amethystfarbenen Taft zum Dinner.“
Hannah ignorierte den Einwand. Sie hatte sich ein ganzes Dutzend Kleider in lebhaften Farben anfertigen lassen, um bei den zahlreichen Anlässen, bei denen sie als Prinzessin anwesend sein musste, so gekleidet zu sein, wie es ihr gefiel. Erfreulicherweise waren die Damen bei Hof ihrem Beispiel sehr rasch gefolgt.
„Dieses Kleid hier ist ein Geschenk der Fürstin, Mutter“, erklärte sie geduldig und nahm belustigt zur Kenntnis, dass ihrer Mutter vor Verblüffung der Mund offen stand.
„Nun, dann wird es wohl passend sein“, befand Lady Rothburne nach einer Weile und seufzte glücklich. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass mein kleines Mädchen eine Prinzessin wird. Davon habe ich mein Leben lang geträumt.“
Zwar hätte Hannah Michael auch geheiratet, wenn er ein Bettler gewesen wäre, aber das verschwieg sie wohlweislich.
„Ich muss gestehen, das alles hier ist so neu für mich“, plapperte die Marchioness weiter. „Ich verstehe kein Wort von der hiesigen Mundart, und die Sitten bei Hof sind mir auch sehr fremd. Ehrlich gestanden, ich habe nicht die geringste Ahnung, wie ich mich bei offiziellen Anlässen zu verhalten habe!“
Hannah umarmte sie. „Mach dir keine Sorgen“, sagte sie lächelnd. „Ich schreibe dir eine Liste.“
„Du bist eine wahre Prinzessin.“ Michael kniete sich vor Hannah und massierte ihr sanft die schmerzenden Füße. „Fürstin Anna sagt, sie ist stolz auf dich.“
Nachdem die Hofdamen Hannah geholfen hatten, das Brautkleid abzulegen, trug seine frisch gebackene Ehefrau lediglich ein schlichtes spitzenbesetztes Nachthemd. Wenn es nach ihm ging, würde sie es nicht länger als unbedingt nötig anbehalten.
Sie hatten eine Märchenhochzeit gefeiert. Eine weiße Pferdekutsche hatte sie zur ehrwürdigen Kathedrale im Zentrum der Altstadt gebracht, in der sie getraut worden waren. Hannah hatte ein Hochzeitskleid aus cremefarbener Seide getragen und dazu ein kostbares Diamantdiadem, auf dem Fürstin Anna bestanden hatte.
Um Hannahs Hals lag dasselbe Diamanthalsband, das sie vor vielen Monaten auf dem Ball ihres Vaters, des Marquess of Rothburne, getragen hatte. Beim Anblick des Colliers erinnerte Michael sich daran, wie er sie in jener Nacht vor Belgrave gerettet hatte. Er wusste, dass Hannah das Halsband mit Bedacht gewählt hatte, um ihn an ihr erstes Zusammensein zu erinnern.
„Bedauerst du es, kein Soldat mehr zu sein?“ Sie half ihm, sein Hemd auszuziehen.
„Als Prinz kann ich den Truppen viel besser dienen“, entgegnete er. „Ich habe fünfzig Männer aus Lohenberg mit Proviant an die Front entsandt. Der General war mir dankbar, auch wenn er mich jetzt natürlich ehrenvoll aus der britischen Armee entlassen muss.“
Hannah streichelte seine nackte Brust, und er beugte sich zu ihr und küsste ihren Nacken. Tief atmete er ihren verführerischen Jasminduft ein. „Was ist mit dir?“ Er hob den Saum ihres Nachthemds und schob es ihr über die Schenkel. „Bedauerst du es, dass ich dich zu meiner Prinzessin gemacht habe?“
„Nicht im Mindesten.“ Sie schnappte nach Luft, als er ihr das Nachthemd über den Kopf streifte. „Ich habe mich geirrt, als ich glaubte, das Leben einer Prinzessin wäre ein Gefängnis. Das ist es nur, wenn man den
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