Lady in Rot
die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Ein Schauer überlief sie, als sie daran dachte, was passiert war. Nie würde sie Damons Wut vergessen, seine Verachtung … und niemals die Leidenschaft. Danach hatte sie ein Glas Rotwein nach dem anderen getrunken, doch der Alkohol konnte den Schmerz nicht betäuben.
„Fliss“, korrigierte sie freundlich, als Damon sie auf die Tanzfläche führte.
Damon sah verständnislos auf sie hinab.
„Sie möchte Fliss genannt werden“, erklärte Rebecca. „Oder hat sie dir das nicht gesagt?“
Sie fühlte den Druck und die Wärme seiner Hand, nahm den herben, sinnlichen Duft seines Aftershaves wahr.
„Sie heißt Felicity“, korrigierte er sie. „Ein wunderschöner Name. Er bedeutet Glück. Der andere klingt substanzlos wie Feenhaar.“
„Aber sie mag ihren Taufnamen nicht. Spielt das für dich keine Rolle?“
Der Name erinnerte Fliss an ihre unglückliche Kindheit. Sie war ein zartes, schüchternes Waisenkind gewesen, das in der Schule oft gehänselt wurde. Ihre Pflegeeltern hatten zwei eigene Töchter, denen ihre ganze Liebe galt. Rebecca wusste das nur zu gut, denn sie lebte auch bei eben diesen Pflegeeltern. Doch wie hätte sie Damon das alles erklären sollen? Rebecca wusste, dass sie sich ab jetzt nicht mehr für Fliss verantwortlich fühlen durfte. Fliss musste ihrem Mann erklären, was sie wollte und was nicht.
„Es geht dich nichts an, wie ich meine Frau nenne“, sagte er. „Alles, was ich will, ist, dass du aufhörst, ihr das Fest zu verderben.“
Meine Frau.
Rebecca fühlte einen Stich, doch sie wollte nicht zulassen, dass der Schmerz die Oberhand gewann. Später, viel später, wenn das alles hier vorbei war, konnte sie beginnen zu trauern.
„Ich, ihr das Fest verderben?“, fragte sie in gespielter Gelassenheit. „Savvas hat mir mitgeteilt, dass das Arrangement perfekt ist, von der Dekoration bis zur Hochzeitstorte.“
Doch sie entlockte Damon mit ihrer koketten Erwiderung kein Lächeln. „Hör auf damit“, sagte er. „Ich bezweifle dein Können nicht. Was mich stört, ist, dass es Ärger gibt, wo immer du auftauchst.“
Rebecca war klar, dass Damon sie nicht mochte. Und in diesem Moment spürte sie etwas wie Hass. Sie hätte ihn umbringen können, diesen gut aussehenden Milliardär. Diesen unmöglichen Macho, dieses rücksichtslose Monster. Wenn er sich ein einziges Mal die Mühe gemacht hätte, sie zu verstehen, wäre er nie auf den Gedanken gekommen, sie könne ihrer Freundin den großen Tag verderben. Ein kleiner Teufel gab ihr ein, Damon herauszufordern.
Verführerisch lächelte sie ihn an. „Ärger? Da muss jemand geplaudert haben …“
Damon führte sie geschmeidig über die Tanzfläche, doch Rebecca spürte seine Wut mit jeder Faser ihres Körpers. „Ich verbiete dir, mit Savvas zu reden“, fauchte er dicht an ihrem Ohr. „Lass ihn in Ruhe. Mein Bruder ist nichts für dich.“
Es kostete Rebecca Mühe, ihre gelassene Haltung zu bewahren. Sie hatte bereits einige Informationen über Damon gekannt, ehe sie ihn dann auf einer Hochzeit kennenlernte. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann, klug, entscheidungssicher, attraktiv. Doch womit sie nicht gerechnet hatte, war die Anziehungskraft, die er auf sie ausübte. Ein Blick auf ihn hatte genügt, und sie war ihm verfallen.
Er war charmant ihr gegenüber, er war aufmerksam, schien interessiert. Jedenfalls bildete sie es sich ein. Als er jedoch erfuhr, dass sie Aaron Graingers skandalumwobene Witwe war, erlosch sein Interesse sofort.
Gedankenverloren gab sich Rebecca dem Rhythmus des Walzers hin. Damon war ein ausgezeichneter Tänzer. Für einen Augenblick berührten sich ihre Körper, und es schien, als seien sie eins mit der Musik. Gleich darauf zog Damon sich jedoch zurück. Es war für Rebecca eine bekannte Erfahrung.
Nachdem sie ihn das erste Mal getroffen hatte, unternahm sie alles, um ihm erneut zu begegnen. Sie nutzte Geschäftskontakte und ihre Verbindungen als Witwe Aaron Graingers, um Einladungen zu Events zu erhalten, an denen auch Damon Asteriades teilnahm. Dort versuchte sie verzweifelt, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Manchmal gelang es ihr, und dann gab es Momente, in denen sie spürte, dass sie ihn interessierte. Magische Momente, in denen es zwischen ihnen knisterte wie damals beim allerersten Mal. Doch die Ernüchterung folgte stets auf dem Fuß, und Rebecca musste sich eingestehen, dass sie sich das alles nur eingebildet hatte.
Hier auf der Tanzfläche war es
Weitere Kostenlose Bücher