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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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weiterziehen und ihn hier liegenlassen, werden wir selbst Geächtete sein. Soll der Fluch von ihm genommen werden, muß er mir eine Zeitlang dienen. Jedenfalls ist er eine Garantie dafür, daß uns die anderen als das akzeptieren, was wir zu sein vorgeben.“
    „Ich bin sicher, du hast die ganze Zeit daran gedacht. Ha!“ Sie drehte sich um und trippelte vorsichtig zum Wohnwagen zurück. An dem großen Rad hielt sie an und schaute zu Aleytys zurück, ihre dunklen Augen funkelten hart. „Ich leite diese Sache – das wirst du noch kapieren.“
    Hinter sich, im Gras, hörte Aleytys ein Rascheln; sie wandte sich um, sah den Jungen aufrecht sitzen und sie anstarren; seine braunen Augen erschienen in seinem schmalen Gesicht riesengroß. „Willkommen unter den Lebenden“, sagte sie fröhlich. „Wie bist du in diesen Schlamassel geraten?“
    Seine weiß belegte Zunge bewegte sich mühevoll über die aufgesprungenen Lippen. „Paria“, murmelte er heiser.
    „Miks.“
    „Was?“
    „Bring den Wasserschlauch, hörst du? Unser neuer Freund hat einen großen Durst.“
    „Richtig.“ Der Dieb kam um das hintere Ende des Treckwagens herum und schwang den gut gefüllten Wasserschlauch an dem weiten ledernen Gurt.
    Der Junge betrachtete die tropfende, kühle Blase mit verzweifelten, brennenden Augen, dann hob er zitternd die Hände, um sie abzuwehren. „Paria“, wiederholte er; seine Stimme brach schmerzerfüllt.
    Aleytys lächelte ihm zu und nahm seine zitternden Hände trotz seines Versuchs, ihrer Berührung auszuweichen, in die ihren. „Ich bin eine Gikena, Junge. Wenn du das Wasser getrunken hast, werden wir zusehen, daß wir den Fluch von deinem Haupt bekommen. Verstehst du? Ich habe bereits die Wunde in deinem Rücken geheilt. Hast du das vergessen?“
    Stavver reichte ihm den Wasserschlauch und war ihm beim Trinken behilflich. Der Junge nahm einen Schluck Wasser, dann stieß er den Schlauch weg. Das Gesicht in Furchen von Erschöpfung und Leid verzogen, behielt er die kühle Flüssigkeit in seinem Mund und bewegte sie immer rundherum. Dann spuckte er sie aus und nahm einen weiteren Schluck; einen kleinen nur. Er schluckte. Fasziniert sah Aleytys seine Kehle arbeiten, anerkannte die strenge Disziplin, die seine verzweifelte Gier nach Wasser kontrollierte. Er trank noch zweimal, dann stieß er den Wasserschlauch weg, obwohl ihm seine Blicke gierig folgten.
    „Ich danke dir, Si’a Gikena.“
    „Sagst du mir deinen Namen?“ Wieder lächelte ihm Aleytys zu; es wärmte sie innerlich zu sehen, wie der wachsame Argwohn aus seinen Augen schwand.
    „Loahn, Si’a Gikena.“
    „Wirst du mir dienen, wie es Brauch ist?“
    Er verblüffte sie, verbeugte sich rasch, bis seine Stirn den Boden vor ihm berührte. Ebenso schnell setzte er sich wieder auf; seine dunklen Augen strahlten vor erneuerter Hoffnung. „Ich diene, so lange du willst bis an mein Lebensende, Si’a Gikena.“
    Sie lachte und stand auf, dann griff sie nach seiner Hand. Sie fühlte sich warm und trocken und seltsam stark an. „So lange wird es nicht sein, Loahn. Nicht annähernd so lange.“ Sie stieg die Stufen auf der Rückseite des Wohnwagens hinauf. „Komm herein, aber sei leise. Mein Sohn schläft.“
    Das Innere des Wohnwagens war heiß und eng. Loahn sah sich neugierig um. Das Innere war ordentlich gemacht, die weißen, flachen Liegen waren am Tag zu Sitzen zusammengeklappt, die Matratzen mit rauhem Drillich bedeckt. Darunter gab es eine Anzahl tiefer Schubladen in geraden Reihen. Eine war herausgezogen und in ein Nest für das Baby verwandelt. Aleytys hielt inne, um ihn zu berühren, verspürte wie immer den warmen Erguß der Liebe, den er in ihr hervorrief. Als sie aufschaute, sah sie, daß der Junge sie hungrig anstarrte. Er errötete und wandte sich ab.
    „Du hast deine Mutter verloren?“
    Sein dünner Körper versteifte sich, dann nickte er. „Als ich noch ein Kind war.“
    „Komm, setz dich. Du bleibst besser hier drinnen. Wir werden weiterfahren, bis das Licht verschwunden ist. Ruh dich aus und überlege dir, was du mir zu sagen hast, wenn wir zur Nacht lagern.“ Ein Lächeln zog ihre Mundwinkel nach oben. „Ich muß nur wissen, was ich mir machen soll.“
    „Ja, Si’a Gikena“, erwiderte er mit vorsichtiger Höflichkeit; der wachsame Blick war wieder in seinen Augen.
    „Olelo, komm her.“ Sie lächelte den Jungen an, war über seine Skepsis amüsiert. „Ich brauche dich, denn du sollst noch einmal für mich sprechen,

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