1831 - Der Jenseits-Bann
Es war ein heikles Thema, über das wir sprachen, und das in einer Umgebung, die entspannend wirken sollte. Wir saßen im Freien, in einem Biergarten. Wir konnten die Themse sehen, erlebten aber auch einen starken Autoverkehr um uns herum. Es war warm, aber nicht schwül, so konnten wir es gut aushalten. Die Sommersonne versteckte sich hinter Wolken. Manchmal kam vom Wasser her ein Luftzug, der uns gut tat.
»Wie machen sich die Attacken denn bemerkbar?«, wollte ich wissen.
»Hatte ich das nicht schon am Telefon gesagt?«
»Ich möchte es trotzdem noch mal hören.«
»Wie Sie wollen, John.«
Es stimmte, am Telefon hatte er von diesen Attacken schon gesprochen. Da hatten wir einen ersten Kontakt aufgenommen. Und er war auch nicht zufällig zustande gekommen, sondern durch die Vermittlung meiner Freundin Jane Collins. Sie war Privatdetektivin, und Don Gordon hatte sich mit seinen Problemen an sie gewandt, auch weil er einen Rat haben wollte. Jane hatte sich seine Sorgen angehört und anschließend mich kontaktiert. Ich hatte mich breitschlagen lassen, mich mit Don Gordon zu treffen.
»Sie sind da«, sagte er, »und ich kann sie nicht fassen. Ich spüre sie, ich sehe sie, sie kreisen um mich herum, und dabei bleibt es leider nicht. Sie sind auch in mir. Oder er. Ich weiß es nicht.« Don Gordon hob die Schultern an.
»Und was geschieht dann mit Ihnen?«
»Das ist das Problem. Wer immer es auch ist, er will mich mitnehmen. Angeblich kennt er mich, aber ich kenne ihn nicht. Ich weiß nicht, was ich mit ihm zu tun haben soll.«
»Wohin sollen Sie ihm denn folgen?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich es nicht weiß. Ja, ehrlich, ich weiß nicht, wohin ich ihnen folgen soll.«
»Haben sie Ihnen das gesagt?«
»Nein.«
»Aber sie haben Ihnen klargemacht, dass Sie ihnen folgen sollen?«
»Allerdings. Es war in meinem Kopf, aber ich konnte mich wehren. Ich wollte ihnen nicht folgen. Ich habe meine Wohnung verlasen und war froh, dass ich nicht von ihnen verfolgt wurde.«
»Können Sie sich denn einen Grund für diese Vorgänge vorstellen?«
»Nein, das kann ich nicht.«
»Aber es muss einen geben.«
»Das glaube ich auch.«
Eine Bedienung kam und fragte, ob wir noch etwas trinken wollten. Ich bestellte noch ein Wasser, während sich Don Gordon für ein Bier entschied. Ich wollte wissen, wie oft er schon von diesen Geistern besucht worden war. Die genaue Zahl konnte er nicht angeben. Er sprach davon, dass es einige Male gewesen waren.
»Und es wurde immer intensiver«, erklärte er. »Zuerst war es einfach nur lasch, aber das änderte sich. Sie drangen auf mich ein und wollten mich mitnehmen.«
Das Bier wurde gebracht. Mein Wasser ebenfalls, und ich schaute zu, wie mein Gegenüber gierig trank. Er schaffte es fast, den Glaskrug zu leeren. Als er ihn absetzte, nickte er. »Ich hatte wirklich einen immensen Durst.«
»Der sei Ihnen gegönnt.«
Er räusperte sich und wischte seine Lippen ab. Jetzt war der Schaum verschwunden, und er stellte mir eine Frage.
»Ist Ihnen zu meinem Problem schon etwas eingefallen?«
»Sollte es das denn?«
»Ja, John. Sie sind der Fachmann. Das hat mir Jane Collins gesagt. Sie gehören zu denjenigen, die sich auskennen, und Sie würden es auch locker schaffen.«
Ich wiegte den Kopf. Ob ich es locker schaffte, war die große Frage. Aber Gordon hatte mich neugierig gemacht. Ich tat seine Erzählungen nicht einfach zur Seite, denn ich wusste, dass mehr dahintersteckte. So etwas dachte man sich nicht aus. Davon war ich überzeugt. Es war klar, dass er von mir etwas hören wollte, und den Gefallen tat ich ihm auch.
»Bitte, Don, was haben Sie jetzt vor?«
»Wenn wir hier fertig sind, werde ich in mein Hotel fahren, mich an die Bar setzen, einen trinken und danach in mein Bett steigen.«
»Aha. Und dort haben Sie Ruhe?«
»In der letzten Nacht hatte ich das schon.«
»Aber Ihre Wohnung möchten Sie nicht mehr betreten?«
»Doch, nur nicht mehr so schnell. Ich möchte einfach nur sicher sein, dass der Spuk vorbei ist.«
»Kann ich verstehen.«
»Danke.«
»Ich hätte trotzdem einen Vorschlag an Sie.«
»Okay, ich höre.«
Über den runden Tisch hinweg lächelte ich. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir gemeinsam Ihre Wohnung aufsuchen?«
Er schaute mich an. Dann lächelte er ebenfalls, aber man konnte es als skeptisch ansehen. »Sie wollen tatsächlich mit mir in meine Wohnung gehen?«
»Ja.«
»Und dann?«
»Will ich hoffen, dass Ihre Geister erscheinen. Das
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