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LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

Titel: LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Sohn, ganz besonders seit dem Tod von Jo senior. »Sieh mal. Jo ist jetzt zehn. Seit dem Unfall vor drei Jahren habe ich versucht, ihr gleichzeitig Mutter und Vater zu sein. Sie mag vielleicht sehr an mir hängen, aber ich bin sicher, sie wird ein Jahr ohne mich schon überstehen. Ich bin dreiunddreißig, und ich muß jetzt für eine Zeit von hier weggehen, oder ich werde für niemanden etwas Besonderes sein, schon gar nicht für mich selbst.«
    »Ich kann mir vorstellen, was in deinem Kopf vorgeht«, sagte Paxton langsam, »also nimm mir dies nicht übel … aber kannst du nicht einfach einen Berg ersteigen oder irgend so etwas?«
    Junior lachte. »Ich habe keine Ambitionen zum Bergsteiger. Ich … ich habe einfach das Gefühl, daß ich nicht zu IBA gehöre, das ist alles. Es ist nicht meine Gesellschaft. Sie gehört dir und Dad. Ich hatte nichts mit ihrer Gründung und ihrem Aufblühen zu tun. Sie ist nur an mich weitergegeben worden.«
    »Aber die Firma muß weiterwachsen«, entgegnete Paxton. »Du könntest ein Teil von ihr werden. IBAs Zukunft hängt doch letztendlich von dir ab. Wenn du uns jetzt im Stich läßt, wer weiß, was dann -«
    »In seinem gegenwärtigen Zustand wird IBA leicht zehn Jahre so weiterlaufen können, ohne daß sich jemand darum kümmern muß. Ich habe keine Bedenken, mir ein Jahr zu nehmen und irgendwohin zu gehen.«
    »Und was hast du dann vor?«
    »Ich weiß es nicht … irgend etwas.« Er streckte die Hand aus. »Auf Wiedersehen, Pete. Ich werde mich bei dir melden, wenn ich weiß, wohin ich will.«
    Peter Paxton beobachtete, wie Junior mit hängenden Schultern langsam auf eine der Abflugrampen zuging, ein Mann, der im Schatten seines Vaters stand, Joe Finchs einziger Sohn, der sich selbst beweisen wollte, daß er es verdiente, diesen Warnen zu tragen. Es war bedrückend, ihn so davongehen zu sehen, aber Paxton mußte ihn einfach bewundern, daß er den Mut gefunden hatte, dies zu tun. Schließlich würde es nur für ein Jahr sein. Vielleicht gelang es ihm in dieser Zeit, zu sich selbst zu finden oder irgend etwas zu tun, um mit sich ins reine zu kommen. In seiner momentanen Verfassung würde er für die Firma ja doch von keinem allzu großen Nutzen sein.
    So trennten sich die beiden Männer, überzeugt, daß es das Beste und nur für ein Jahr war; und keiner von beiden wußte, daß einer von ihnen tot sein würde, bevor das Jahr abgelaufen war.
     
    Junior wußte nicht genau, warum er sich gerade Jebinos aussuchte. Möglicherweise hatte er einmal gehört, daß die Rassenprobleme dort kleiner waren, und dieses Wissen hatte in seinem Unterbewußtsein geruht, bis der richtige Augenblick gekommen war, ihn zur Wahl jenes Planeten zu veranlassen. Vielleicht hatte er genug von Situationen, die sich ständig veränderten. Und auf Jebinos waren Veränderungen selten.
    Der geschichtliche Hintergrund des Planeten war ein kleinerer. Schönheitsfehler in der frühen Zeit der interstellaren Besiedelung des Menschen. In den alten Tagen der Splitterkolonien wurden Forschungsteams in den Raum geschickt, um Planeten mit erdähnlichen Bedingungen zu entdecken. Damals bot die Regierung auf der Erde allen Dissidentengruppen, die eine Möglichkeit suchten, ihre Vorstellungen von einer Idealgesellschaft zu verwirklichen, eine kostenlose Beförderung zu den geeigneten Planeten. Mit dieser Politik verfolgte man verschiedene Ziele: So konnten sich Terraner auf anderen Planeten ansiedeln mit der Erde als Orientierungszentrum; sie erlaubte der Menschheit, heterogener zu werden, indem abweichende Teile vom Ganzen gelöst wurden, die sich dann nach eigenem Gutdünken weiterentwickeln konnten; so konnte man die Bürokratie auf der Erde weitgehend von einer enormen Belastung befreien – und dies war der eigentliche Grund für das geplante Vorhaben –, indem man den Unzufriedenen und den Freidenkern auf der Erde einen Ausweg anbot.
    Man brauchte eine ganze Reihe von Planeten, und so standen die Forschungsteams unter ziemlichem Druck. Manchmal arbeiteten sie nachlässig. Ein wesentliches Kriterium für die Eignung eines Planeten zur Kolonisierung war das Fehlen einer »intelligenten« eingeborenen Rasse. Niemand wußte ganz genau, was eigentlich mit »intelligent« gemeint war, aber die Fähigkeit, Werkzeuge herzustellen, galt allgemein als Faustregel, nach der man die intelligenten von den nicht vernunftbegabten Lebewesen unterschied. Es gab endlos lange Diskussionen, ob es weise sei, bei der Einordnung einer Rasse

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