Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

Titel: LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
der Vanek herangetreten und hat sie gefragt, ob sie etwas dagegen hätten. Ihre Antwort lautete: ›Räder in Rädern, Bendreth‹. Als man ihnen sagte, sie sollten sich die Gebiete aussuchen, die sie für sich behalten wollten – ohne jede Einschränkung, wohlgemerkt –, entgegneten sie: ›Räder in Rädern, Bendreth‹. Da sie Nomaden sind, hat man damals auf Landkarten die Gebiete verzeichnet, durch die sie auf ihren Wanderungen zogen und sie ausschließlich für die Vanek reserviert.« Er brummte. »Die reinste Verschwendung von gutem Land, wenn Sie mich fragen.«
    »Warum?«
    »Sie wandern nicht mehr umher. Und so viele Vanek gibt es überdies auch nicht mehr. Im Grunde hat es nie sehr viele gegeben. Vor rund fünfzig Standardjahren belief sich ihre Gesamtzahl auf etwa einhunderttausend auf dem gesamten Planeten. Heute gibt es noch ungefähr neunzigtausend. Es sieht so aus, als werden es auch in Zukunft nicht mehr werden.«
    »Warum haben sie ihr Wanderleben aufgegeben?«
    »Sie haben es nicht mehr nötig. Sie sitzen nur noch herum, meditieren und schnitzen ihre kleinen Statuen.«
    »Was?«
    »Kleine Statuen. Aber Sie werden hier vergeblich danach Ausschau halten. Eine Gesellschaft in der Stadt kauft alles auf, was die Vanek schnitzen, und verkauft es als Kuriosität überall im besiedelten Weltraum. Ich glaube, ihr Werbeslogan lautet ›handgearbeitet von fremden Mischlingen‹ oder so ähnlich.«
    »Ich glaube«, meinte Junior und richtete sich auf, »ich habe schon ein paar davon in Andenkenläden gesehen.« Er konnte sich vage an eigenartig gemasertes Holz erinnern, das zu verschlungenen und bizarren Landschaften und Tableaus geschnitzt war. Er konnte sich auch an die Preise erinnern.
    »Sie können sich also vorstellen, warum die Vanek keine finanziellen Sorgen haben.«
    »Und warum betteln sie dann?«
    Heber zuckte die Achseln. »Es hat irgendwie mit ihrer Religion zu tun, die niemand so richtig versteht; ich glaube, daß sie im Alter genau wie viele Menschen religiös werden. Sie haben doch sicher gehört, wie er sagte: ›Räder in Rädern‹, nachdem Sie ihm ein paar Geldstücke in seine Schüssel geworfen haben?«
    »Ja«, erwiderte Junior mit einem Kopfnicken. »Dann sagte er ›Bendreth‹ oder so etwas.«
    »Bendreth ist das vaneksche Äquivalent zu ›gnädiger Herr‹ oder ›Gnädige Frau‹. Sie sagen das fast zu jedem. ›Räder in Rädern‹ dagegen hängt mit ihrer Religion zusammen. Laut Überlieferungen soll ein weiser, alter vanekscher Philosoph mit einem unaussprechlichen Namen eine Theorie aufgestellt haben, nach der das Universum ein Konglomerat von Rädern sein sollte; Räder in Rädern in Rädern in Rädern.«
    »So falsch hat er damit gar nicht gelegen.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht. Jedenfalls ist es ihm gelungen, alles – und wenn ich sage alles, dann meine ich auch alles – mit dem Wirken dieser Räder in Verbindung zu bringen. Es kam soweit, daß die einzige Antwort oder der einzige Kommentar, den er zu allem geben konnte, immer nur ›Räder in Rädern‹ hieß. Es ist eine ziemlich fatalistische Philosophie. Sie glauben, daß sich alle Probleme schließlich von selbst lösen, und deshalb sind sie kaum zu irgendeiner entscheidenden Aktion zu bewegen. Sie stellen sich vor, daß sich die Räder einmal drehen und alles ohne ihre Hilfe regeln.«
    Er hielt ein, um Atem zu holen und blies beim Ausatmen seine Wangen auf. »Übrigens, sind Ihnen die Risse in der Bettelschüssel aufgefallen?«
    Junior nickte. »Sie sieht aus, als sei sie irgendwann zerbrochen und danach wieder geklebt worden.«
    »Das gehört ebenfalls zu ihrer Religion. Sehen Sie, dieser alte Philosoph ging einmal zu einem Bankett – das war noch in früherer Zeit, als die Vanek eine ziemlich robuste und unzivilisierte Rasse waren –, und der Häuptling dieses Stammes, bei dem der Philosoph eingeladen war, versuchte, ihn über seine Philosophie auszufragen. Die einzige Antwort, die er bekam, war ›Räder in Rädern, Bendreth‹. Er war wütend, zügelte aber seinen Zorn, bis alle an der Tafel Platz genommen hatten. Während des Mahles soll der alte Philosoph seinen Lieblingssatz über zweihundertfünfzigmal gesagt haben. Schließlich verlor der Häuptling die Beherrschung und zerschlug eine schwere, irdene Salatschüssel auf seinem Kopf, wodurch er den alten Mann tötete. Deshalb haben die vanekschen Bettler eine irdene Salatschüssel, die sie zum Zeichen, daß der Philosoph nicht umsonst gestorben ist,

Weitere Kostenlose Bücher