LaNague 05 - Der Tery
unbekanntem Gelände als in seine Keule gegen den dunklen Behemoth aus dem Teich.
Der neue Weg unterschied sich nicht allzusehr von dem alten, und er kam schnell voran; er trottete auf seinen Hinterbeinen, die Bombe war in seiner linken Hand geborgen, die er gegen seinen Brustkorb preßte, und in der Rechten schwang er die Keule. Dann gab es Ärger. Als er um eine Wegbiegung herumkam, lief er geradewegs in eine Gruppe von neun oder zehn Spinnenmenschen.
Sie stürzten sich heulend auf ihn, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Vorsichtig zog Jon sich zurück; seine Keule hielt er drohend vor sich ausgestreckt und schwang sie sparsam, aber vielsagend hin und her. Nach der ersten Attacke gewahrte die Bande einen gewissen Abstand, versuchte aber ständig, ihn seitlich oder von hinten zu packen. Doch während Jon das zu verhindern wußte, ließ er sich unwissentlich in einen toten Seitenarm des Wegs abdrängen. Als er es merkte, war es zu spät. Sie hatten ihn bereits hineingetrieben.
Nun machten sie Ernst – ihr selbstmörderischer Angriff erfolgte auf drei Ebenen: Einige sprangen auf seine Beine los, andere auf seine Arme, die dritten hatten es auf seinen Kopf abgesehen. Er ließ seine Keule durch die Luft sausen und wirbeln und trat zu, wenn sich eine Gelegenheit bot; so gelang es ihm, sich die Spinnenmenschen vom Leibe zu halten, bis einer von ihnen auf seinem Rücken landete und ihm die Augen auszureißen versuchte – anscheinend eine ihrer bevorzugten Kampfmethoden. Jon schüttelte die Kreatur ab, verlor aber das Gleichgewicht und fiel auf ein Knie. Da stürzte sich der ganze Schwarm auf ihn und mühte sich, ihn ganz auf den Rücken zu werfen. In dem Versuch, seine Balance zu bewahren, reckte Jon seinen linken Arm in die Luft und spürte plötzlich, wie sich Finger kraftvoll um sein Handgelenk schlossen. Dann wurde er mit solcher Gewalt hochgezerrt, daß er fürchtete, sein Arm werde ihm ausgerissen, hoch in die Luft gehoben und ohne weiteres in einem höhlenartigen Tunnel abgesetzt, wo das Mutterungeheuer hauste, dem er vor kurzem beigestanden hatte.
Sie zischte und schob ihn nach hinten, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der wütenden Spinnenbande zu, die nun ausschwärmte und hochzuklettern suchte. Sie saß ruhig da und erwartete sie. Sobald einer von ihnen seinen Kopf in die Höhlenöffnung streckte, versetzte sie ihm einen gewaltigen Faustschlag. Es schien ihr Spaß zu machen.
Jon stellte fest, daß er seine Keule verloren hatte, aber nicht die eiförmige Bombe. Er sah sich nach einer anderen Waffe gegen die Spinnenmenschen um, fand aber nichts. Dafür stieß er auf die Leiche eines der vorhin erschlagenen Bandenmitglieder. Die Jungen umdrängten sie und nagten an ihr. Er machte einen großen Schritt über das gräßliche Mahl, als er ein Licht am Ende der Höhle gewahrte, um es näher zu erkunden. Der Tunnel stieg steil an, doch das Licht an seinem Ende war eine unwiderstehliche Verlockung. Er kletterte hoch, so schnell er konnte.
An der Rückwand des Tunnels befand sich eine Öffnung, die etwas kleiner als sein Kopf war. Licht fiel durch sie ein – nicht das krankmachende phosphoreszierende Glühen, das die Höhle erfüllte, sondern ein helles, klares, vertrautes Licht. Sonnenlicht.
Jon preßte sein Gesicht gegen die Öffnung und spähte hindurch. Er erblickte einen langen, senkrechten Schacht mit makellos glatten Wänden. An seinem fernen Ende, wo das Sonnenlicht einfiel, ertönte ein Gong, und ein Mann begann zu schreien. Er merkte, daß er, wenn er seine Schultern an die Höhlenwand schmiegte, seinen Hals genügend verdrehen konnte, um bis zum Ende des Schachts zu sehen. Auf der Öffnung lag ein schweres Eisengitter. Darüber erblickte er den blauen Himmel und Menschen.
Das Gitter wurde entfernt und ein nackter, sich in Todesangst windender Mann an den Rand der Öffnung geschoben. Seine Arme waren auf dem Rücken zusammengebunden, und sein Schreien war in ein mitleiderregendes Wimmern übergegangen. Eine gesetzte Stimme erklang; was sie sagte, war nicht zu verstehen – vielleicht eine Predigt, vielleicht ein Urteilsspruch – aber die Stimme schien auf verwirrende Weise vertraut …
Als sie verstummte, fing der Mann wieder zu schreien an. Die zwei Soldaten, die ihn festhielten, gaben ihm einen kräftigen Stoß, und er stürzte in freiem Fall und mit wild strampelnden Beinen durch den Schacht; sein langer Schrei äußerster Verzweiflung und höchsten Entsetzens endete abrupt in dem
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