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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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ducken konnte.
Sein Leben lang wünschte sich Owen Frauen, die kühl und
besonnen waren, außer wenn er sie sich (was immer selte-
ner vorkam) anders wünschte.
    «Sprich über die neuesten Nachrichten, die Wirtschaft»,
riet ihm Julia. «Ob wir wieder gegen den Irak in den Krieg
ziehen sollen oder nicht.»
    «Das ist auch wieder etwas, das passiert, wenn man sieb-
zig ist – Gott sei Dank, Liebling, bist du zu jung, als dass es
dir schon passiert sein könnte: Man interessiert sich nicht
mehr für die neuesten Nachrichten. Sie sind nicht neu. Ha-
ben wir den Irak nicht schon einen Bush zuvor erledigt?»
    «Sprich über Golf. Du liebst Golf.»
    «Aber nicht unbedingt Golfspieler. Es ist erbärmlich, wir
können über nichts anderes sprechen, du kannst sehen, wie
die Frauen unruhig werden und sich entfernen. Die Frauen
in Middle Falls haben sich nicht so gelangweilt, ich weiß
nicht, worüber wir damals gesprochen haben.»
    «Ihr habt darüber gesprochen, wie ihr sie ficken wolltet,
ohne es direkt zu sagen.»
    «Oh, das kann nicht sein.»
    «Ich war da.»
    «Dafür bin ich dir dankbar. Du warst da, eine der Spiel-
macherinnen, eine der besten.» Daran wird sie nicht gern
erinnert. Um den Stich abzumildern, fragt er mit weiner-
licher Kinderstimme: «Und was soll ich zwischen jetzt
und den Achesons machen?» Owen hatte immer, in jeder
freien Minute, gearbeitet; sein erstes vermarktungsfähiges
Programm, DigitEyes, entwickelte er aus einer groben Mi-schung von Maschinencode und der frühen Version von
FORTRAN, die er bei IBM gelernt hatte, in einer Gara-
ge hinter der mit Schindeln bedeckten Doppelhaushälfte
in der Common Lane, in der er und Phyllis in den ersten
anderthalb Jahren in Middle Falls zur Miete gewohnt hat-
ten. Seine Garage in Haskells Crossing, viel größer als jene
historische, ist mit drei Autos und Rasengeräten gefüllt, die
er nie anrührt, sowie mit Stapeln von Kartons voller Schul-
bücher und Collegelehrbücher, die ihrer beider Kinder aus
früheren Ehen dort hinterlassen haben.
    «Geh zum Club und spiel Golf», schlägt Julia vor. «Oder
hilf mir, das Funkienbeet zu jäten und den Efeu zurück-
zuschneiden. Es sieht alles so beschissen aus.» Sie hat vor-
nehme Manieren, aber eine gepfefferte Zunge.
    Owen vermisst den alten Spielplatz in Willow – längst
haben Bulldozer das Plateau zerstört. Die Zeit lastete dort
schwer, aber das Gewicht war köstlich, wenn er die Steine
auf dem Halmabrett von einem Feld zum anderen schob
oder aus bunten Fäden Kordeln für Trillerpfeifen flocht,
obwohl nur Miss Mull Bedarf für eine hatte, oder wenn
er den Dachball, der über das Teerpappendach des Pa-
villons geflogen war, aus dem Maisfeld holte oder wenn
er Ginger zusah, wie sie an der Kletterstange baumelte
oder sich auf der quietschenden Schaukel hoch und im-
mer höher schwang. Er versteht, dass für die Kinder von
Haskells Crossing der Country Club der Spielplatz ist, mit
dem Swimmingpool und der Snackbar und den Schlag-
ballfeldern und den Hartlehm-Tennisplätzen, und wahr-
scheinlich mit schmutzigen Zeichnungen irgendwo, wo
es Erwachsenen nie einfallen würde zu gucken, doch für
Owen hat dieses Freizeitgelände den lähmenden Lack von
Wohlanständigkeit, von jener hoffnungslosen Langeweile,        die charakteristisch für die Reichen ist. Die Armen kennen
Langeweile, aber sie hoffen immer darauf, dass die Dinge
sich zum Besseren wenden werden, während die Reichen
einfach nur wollen, dass die Dinge so weitergehen, wie sie
sind, was noch weniger wahrscheinlich ist. Ihre Proble-
me – die Dauerkrise ihrer Golfturniere, das riesige neue
Haus, das ein nouveau riche aus einem anderen Staat unmit-
telbar vor ihren Meeresblick stellt, die Unmöglichkeit, zu-
verlässige Hilfe für Haus und Garten zu finden (selbst die
Brasilianer und die Albaner verlangen zu viel und lernen
das Bummeln), die unveränderliche Baisse auf dem Akti-
enmarkt, die steigenden Grundsteuern, die erwachsenen
Kinder, die sich scheiden lassen und enttäuschende, qui-
joteske Laufbahnen im Bereich der Kunst oder der welt-
verbesserischen Sozialarbeit einschlagen – kommen Owen
trivial vor, verglichen mit den existenziellen Nöten, von
denen seine Familie in seiner Kindheit betroffen und vor
denen er beschützt worden war.
    So wie das Schieferdach des Hauses in der Mifflin Ave-
nue allem Regen und dem Orkan von 1938 widerstanden
hatte, so hatten seine Beschützer ihn vor einem Hagel auf
sie einprasselnder Sorgen behütet:

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