Landleben
einigermaßen
gleichgesinnt sind, die physiologisch und ihrer sexuellen
Erziehung nach ungefähr zusammenpassen, beschließen,
sich zu treffen und einander eine Stunde lang zu benut-
zen – und dann? Nach dem melodramatischen Desas-
ter des Bruchs mit Faye war Owen entschlossen, sich das
nächste Mal nicht wieder zu verlieben, im Interesse aller.
Alissa schien diese emotionale Prophylaxe zu akzeptieren,
da sie auch zu ihrer Situation passte. Sie war Ian gegenüber
loyal, wenn auch nicht treu, und er war es gegenüber Phyl-
lis. Aber es war anstrengend: Alissa war so liebenswert, so
wollüstig mit ihm bei ihren kleinen vertrauten Vergehen,
dass sein Körper danach schrie, sie für immer zu besitzen.
Er fühlte sich sogar vertraut genug, um ihr die Frage zu
stellen: «Warum ficken Frauen?»
Sie lachte und hustete den Zigarettenrauch weg, bevor
sie ihn inhalierte. «Warum tun es Männer?»
«Das liegt auf der Hand. Frauen sind so schön.»
«Und Männer nicht?»
«Nein. Nicht, soweit ich sehe.»
«Wie wenig schmeichelhaft für mich, Owen. Ich dachte,
ich hätte diese Vorstellung aus dir herausgeliebt. Du bist
doch großartig.»
«Oh, du, sicher, du bewirkst, dass ich mir selbst gegen-
über ein gutes Gefühl habe. Aber du könntest das auch
erreichen, wenn du mit mir bei einer Cocktailparty flirten
würdest.»
«Also», sagte sie, «du spinnst.»
«Du weißt, was ich meine», beharrte er. «Du lässt die-
ses Ding in dir rumstochern und läufst Gefahr, schwanger
zu werden, oder wenn du eine Prostituierte bist oder die
Freundin von einem Primitivling, dann riskierst du, um-
gebracht zu werden. Jeden Tag kannst du in der Zeitung
lesen, dass irgendein armes Mädchen umgebracht wurde,
weil sie einen minderbemittelten Typen getickt hat, der sie
dann nicht gehen lassen wollte.»
Das Wort «ficken» und seine Ableitungen waren in je-
ner Zeit angenehm befrachtet mit entschiedener Intimität.
Außerdem galt Sex damals, was heute unglaublich ist, als
sicher. Schlimmstenfalls konnten die Folgen leicht besei-
tigt werden, durch eine Spritze Antibiotika oder eine Reise
in ein aufgeklärtes Land, wo Abtreibung legal war. Frauen
nahmen die Pille oder benutzten ein Diaphragma; Scham-
läuse waren etwas, das Hippies bekamen – Teil ihrer unbe-
kümmerten, alles Bürgerliche ablehnenden Lebensformen,
und Herpes war noch nicht als Problem erkannt. Juckreiz
wurde von Vagina zu Penis zu Vagina weitergegeben, und niemand in der gehobenen Gesellschaft erwähnte es, au-
ßer gegenüber dem Arzt, der eine wirkungslose Salbe ver-
schrieb. Sex galt damals als unschuldig, auch wenn die, die
ihn praktizierten, es nicht waren. Owen und Alissa waren
Forscher auf einem Gebiet, dem des Ehebruchs, etwas, das
ihnen zwar nicht völlig fremd, aber beileibe nicht wirklich
vertraut war. Sie waren durch kränkende oder Missachtung
bedeutende Züge ihrer Ehepartner in diese Wirrnis getrie-
ben worden, und die dünne Schicht von Schuld, die sich an
sie heftete, war etwas, das wie die Sekrete des Sexualakts
abgewischt wurde, bevor sie wieder auf die Straße traten.
Wie diese Sekrete war sie Teil des Ganzen, Teil der damit
verbundenen herausfordernden Gesundheit.
«Ein Kind machen – das war vielleicht gar nicht schlecht.
Aber bring mich nicht um, Owen.»
«Ich weiß, wie so etwas passiert. Ich bin manchmal ver-
rückt vor Eifersucht, wenn ich nachts im Bett liege und
mir vorstelle, dich und Ian, wie ihr im Bett liegt und wahr-
scheinlich miteinander vögelt.»
«Und Phyllis und du, macht ihr es nie?»
«Nicht ganz nie.»
«Na, also. Wir sind verheiratet, und das hier ist zusätz-
lich, und am besten denken wir nicht zu genau darüber
nach. Du fragst, warum die Menschen die Dinge tun, die
sie tun. Die Menschen wissen es nicht, es ist tiefer als der
Verstand. Es sind Pheromone und alle möglichen program-
mierten Verhaltensweisen, wie der Nestbau-Instinkt. Hast
du schon mal Vögeln beim Nestbau zugeguckt und dir
überlegt, wie sie es eigentlich machen, dass sie die richti-
gen Zweige nehmen? Sie wissen es auch nicht.»
«Willkommen in meinem Nest», sagte er und meinte
den kargen, hohen, gemauerten Raum um sie herum, wäh- rend ein unbehagliches Gefühl ihn beschlich. Vielleicht
brauchte Ed ihn – bei einer kleinen Krise oder einem
Durcheinander, das niemand sonst entwirren konnte.
«Frauen brauchen Aufmerksamkeit», erklärte sie. «Sie
haben nicht die vielen Möglichkeiten des Mannes, sie zu
bekommen. Deshalb tun sie, was sie können,
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