Landpartie mit drei Damen

Kampf für sich entscheiden würden, wenn nicht etwas ganz Unvorhergesehenes geschehen würde.
    Und es geschah. Wie ein Wirbelwind stürzte sich Eugenia Malmains in das Durcheinander, schnappte sich einen Union Jack von der Tribüne, hielt ihn in die Höhe und rief die Kameraden mit lauter Stimme zu sich. Die Pazifisten, die noch nie eine so große, so schöne oder so kämpferische Frau gesehen hatten, ließen in ihrer Verblüffung ein wenig nach. Das war ihr Untergang. Sie nahmen den Angriff zwar entschlossen wieder auf, doch es wurde immer schwieriger für sie. Die Sozialunionisten, um Eugenia geschart, präsentierten endlich eine geschlossene Phalanx und stimmten ihren Schlachtruf »Gnadenlos und entschlossen« an:
    Gnadenlos und entschlossen,
    Mit harter Faust und unverdrossen
Schlagen wir die Verräter.
    Wir verteidigen geschlossen
Den Union Jack.
    Immer wieder attackierten sie den Feind, der vor diesen entschlossenen Kämpfern allmählich den Mut verlor. Die feigen Pazifisten waren zwar bis an die Zähne bewaffnet, konnten gegen die Fäuste der Jackshirts aber nichts mehr ausrichten. Sie wichen zurück und traten kopflos die Flucht an. Das mit weißen Perücken, weißen Federn und Verwundeten übersäte Schlachtfeld gehörte nun den Kameraden.
    »Wie wunderbar, wie realistisch!«, rief Lady Chalford begeistert. »Man könnte fast glauben, einige dieser armen Burschen wären tatsächlich verwundet.« Sie betrachtete den Schauplatz durch ihr Lorgnon und wandte sich an den Herzog von Driburgh, der neben ihr stand: »Mr Aspect hat offensichtlich Ihre schriftstellerische Begabung geerbt, mein lieber Driburgh – nie werde ich die hübschen Valentinsverse vergessen, die Sie mir seinerzeit geschrieben haben.«
    »Sehr liebenswürdig von Ihnen, meine Verehrteste«, sagte der Herzog. »Ich vermute, was wir gerade mitangesehen haben, war die Schlacht von Waterloo, mit Ihrer kleinen Eugenia als Boadicea, wirklich sehr raffiniert ausgedacht.«
    Die Sozialunionisten waren nun, ungeachtet ihrer Verletzungen (und kaum einer war unverwundet geblieben), nicht mehr zu halten vor Begeisterung. Jubelnd trugen sie Eugenia auf den Schultern zur Tribüne, wo sie eine mitreißende Rede hielt. Alle, die diesen feigen Angriff auf die friedlichen Sozialunionisten erlebt hätten, sollten unverzüglich ihrer Partei beitreten. »Wir sind die Einzigen, die euch vor dem Pazifismus in seiner brutalsten Form schützen können!«, rief sie. »Wollt ihr, dass Blut in den Straßen fließt, eure Frauen vergewaltigt werden und eure Kinder in den Flammen umkommen? Nein? Dann schließt euch hier und heute den Verteidigern des Union Jack an« – sie zeigte auf ihre zerrissene Fahne und erklärte, dass sie dereinst gewiss zu den verehrten Insignien der Bewegung gehören werde. Sie versicherte den Kameraden, dass ihre Wunden ehrenhafte Wunden seien, erlitten in einem großen Kampf und zum Schutz einer großen Sache. Ihre Namen würden in die Geschichte eingehen und Berühmtheit erlangen, und eines Tages könnten sie ihren Kindern und Kindeskindern stolz erzählen, dass sie in der großen Schlacht von Chalford Park dabei gewesen seien.
    Diese Rede wurde begeistert aufgenommen, nicht nur bei den Kameraden, sondern auch bei Teilen des Publikums, die sich nunmehr beeilten, der sozialunionistischen Partei beizutreten, wobei Eugenia ihnen das kleine Abzeichen persönlich an die Brust heftete. Diejenigen Pazifisten, die ihnen in die Hände gefallen waren, wurden abgeführt und bekamen Unmengen von Ex-Lax eingeflößt, dem »wohlschmeckenden Schokolaxativ«, dem einzigen Castoröl-Ersatz, der sich in Nannys Medizinschränkchen fand.
    Allmählich wankten nun auch die Opfer der pazifistischen Gräueltaten herbei und berichteten von den haarsträubenden Dingen, die ihnen angetan worden waren. Eugenia pries sie als Märtyrer und Helden und trug ihre Namen in ein kleines Notizheft ein. Nachdem man sie verbunden und die Schwerverwundeten in Lady Chalfords Gästezimmern zu Bett gebracht hatte (sie selbst hatte sich, erschöpft von den aufregenden Ereignissen des Tages, bereits zurückgezogen), führte Eugenia, von Jasper dazu animiert, einen Trupp Sozialunionisten in den Keller, die etliche Kisten Jahrgangschampagner ins Freie schafften.
    Der mittelalterliche Jahrmarkt verwandelte sich alsbald in eine mittelalterliche Orgie. Ein enormer Scheiterhaufen wurde errichtet, auf dem unter großem Gejohle Bildnisse von Karl Marx und Captain Chadlington (dem konservativen