Landpartie mit drei Damen
ab.
In diesem Moment kam Mrs Lace herein, deren Aufmachung an das Reitkostüm einer verwitweten Kaiserin erinnerte. Sie hatte an der standesamtlichen Zeremonie ebenfalls nicht teilnehmen können, da sie den Vormittag für eine hektische Einkaufstour in den umliegenden Geschäften genutzt hatte. Eugenia hatte sie an diesem Tag schon gesehen, denn sie waren im selben Zug nach London gekommen, wobei die Laces in der ersten Klasse gefahren waren und Eugenia in der dritten.
»Oh, wie geht es Ihnen?«, fragte Mrs Lace. Zum hundertsten Mal registrierte sie Eugenias Äußeres mit einer Mischung aus Abscheu und Befriedigung – Abscheu, weil ein Mädchen aus so reichem Haus so wenig mit ihrem Geld anfing, und Befriedigung, weil Eugenia ihr nie und nimmer Konkurrenz als bestangezogene Frau der Cotswolds machen würde. Eugenia, die Anne-Maries Blicke nicht deuten konnte, fand, dass sie an diesem Tag noch verdrießlicher als sonst aussah. Anne-Marie raffte nun ihre Samtschleppe und trat vor einen Spiegel, wo sie ihren Silberfuchs so drapierte, dass er möglichst vorteilhaft zur Geltung kam, und sie schmückte sich mit ein paar Ansteckgardenien, die sie einer weißen Papiertüte entnahm. Sie studierte ihr Spiegelbild mit geneigtem Kopf, spitzte die Lippen, als wollte sie gleich pfeifen, und rauschte schließlich zurück zu Eugenia, die sich an einer Schale mit kandierten Früchten gütlich tat.
»Kalt, nischt wahr?«, sagte Mrs Lace mit ihrem ausländischen Akzent. Tatsächlich war sie nicht ganz zufrieden mit ihrem schwarzen Samt, dem Pelz und den Federn. Für Ende September war es ungewöhnlich warm, sodass sie langsam den Eindruck hatte, unpassend gekleidet zu sein. »Kalt, nischt wahr?«
»Nein«, sagte Eugenia mit vollem Mund.
»Ich finde, diese Herbsttage sind ungemein trügerisch. Man glaubt, es ist warm, aber man muss auf der Hut sein, le fond de l’air est cru.«
»Eine Affenhitze haben wir heute«, sagte Eugenia ungnädig. »Und bedaure, ich weiß nicht, was diese fremdländischen Worte bedeuten. Unter dem Regime werden die Leute Englisch sprechen oder den Mund halten.«
»Mein liebes Kind, wie lächerlich. Regime ist ja ein französisches Wort.«
»Von wegen«, sagte Eugenia. »Es ist von den Kameraden schon vor langer Zeit anglisiert worden.«
Nun kamen Jasper und Noel herein. Jasper umarmte Eugenia. »Sie wissen gar nicht, wie sehr ich mich freue, Sie zu sehen, Darling!«, rief er. »Ich hätte nie gedacht, dass Sie es hierher schaffen.«
»Ich auch nicht«, sagte Eugenia. »Zum Glück liegt D.A.A.F. krank im Bett, sie wird es also nie erfahren, wenn Nanny, diese dumme alte Pazifistin, nicht petzt. Ich bin auf Vivian Jackson zum Bahnhof geritten und musste ihn dort angebunden zurücklassen, das arme Schätzchen.«
»Und was haben Sie so gemacht, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?«
»Och, nichts Besonderes. Es ist nichts los bei uns (haben Sie gehört, dass hundertsechsundachtzig Pfund für die Bewegung zusammengekommen sind?). Aber heute ist ein wundervoller Tag. Ich konnte verhindern, dass in Oxford eine nichtarische Familie in mein Abteil stieg, indem ich ihnen einfach mein Abzeichen und meinen Dolch unter die Nase hielt. Und Sie machen sich gar keinen Begriff, was für einen Vormittag ich bei den Jungs in Union Jack House verbracht habe – o Mann!«
»Kommen Sie mit nach nebenan und erzählen Sie«, sagte Jasper und überließ Noel schadenfroh einem Tête-à-tête mit Mrs Lace.
Noel fragte sich, ob er je in sie verliebt gewesen war. Doch die Umgangsformen verlangten, die Fiktion aufrechtzuerhalten. Also küsste er Anne-Marie die Hand, schaute ihr tief in die Augen und murmelte, dass er glücklich sei, sie wiederzusehen.
»Mois aussi je suis contente«, sagte Mrs Lace mit schmerzlichem Ausdruck. Bei diesem Wetter hatte sie unter dem schwarzen Samt zwar ziemlich zu schwitzen, aber immerhin half er ihr, ein außerordentlich romantisches Bild abzugeben. »Wie geht es dir, mon cher?« In Chalford war sie um ihre große Entsagungsszene gebracht worden, aber vielleicht würde sie ihren Auftritt hier und jetzt nachholen können.
»Ich mache mir Sorgen«, sagte Noel, der jede Gelegenheit ergriff, um über sich und nicht über sie beide zu reden. Die anderen Gäste würden bald erscheinen, und so lange musste sich das Gespräch auf sicherem Terrain bewegen. Er verfluchte Jasper dafür, dass er ihn mit Mrs Lace allein gelassen hatte – typisch, diese Gemeinheit. »Ich bezweifle inzwischen,
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